Wertinger Zeitung

CSU bleibt vorne, Grüne verdoppeln fast Ergebnis

Abstimmung Und die Sozialdemo­kraten stürzen bei der Europawahl auch im Landkreis Dillingen dramatisch ab. Die AfD legt zu, liegt aber unter ihrem Bundestags­wahl-Resultat. Ein großes Thema ist die Wahlbeteil­igung

- VON BERTHOLD VEH, JAKOB STADLER, BIRGIT HASSAN UND TANJA FERRARI

Landkreis Die CSU hat bei der Europawahl am Sonntag im Landkreis Dillingen klar ihre Position als Nummer eins behauptet. Gegenüber dem Urnengang vor fünf Jahren mussten die Christsozi­alen zwar leichte Einbußen hinnehmen, sie kamen aber in der Region auf 46,0 Prozent und hatten damit in allen 27 LandkreisK­ommunen die Mehrheit. Großer Gewinner waren die Grünen. Sie erhielten im Landkreis 13,5 Prozent und konnten damit ihr Resultat der Europawahl 2014 um fast sechs Prozentpun­kte steigern. Einen dramatisch­en Absturz erlebten dagegen wie in ganz Bayern die Sozialdemo­kraten. Lediglich 7,2 Prozent der Wähler stimmten für die SPD, die ihr Ergebnis halbiert hat und nur noch fünftstärk­ste Kraft im Landkreis ist.

Rang drei nahm bei der Europawahl die rechtspopu­listische Alternativ­e für Deutschlan­d ein. Die AfD legte gegenüber der Europawahl 2014 deutlich zu und kam auf 11,2 Prozent. Verglichen mit dem Ergebnis der Bundestags­wahl 2017 (16,6 Prozent) hat die europakrit­ische Partei dabei aber im Landkreis Stimmenant­eile verloren. Leicht zulegen konnten die Freien Wähler mit 8,1 Prozent. Keine große Rolle spielten dagegen die Liberalen, die FDP erhielt 3,1 Prozent. Deutlich angestiege­n ist die Wahlbeteil­igung im Landkreis Dillingen – von 36,6 auf 54,8 Prozent. Landrat Leo Schrell sagt dazu: „Dies zeigt, dass die Wählerinne­n und Wähler erkannt haben, wie wichtig Europa für uns ist – als Garant für Frieden, Freiheit, Wohlstand und soziale Sicherheit.“

CSU-Kreisvorsi­tzender Georg Winter sagt ebenfalls: „Womit ich sehr zufrieden bin, ist die Wahlbeteil­igung.“Auch mit dem Wahlergebn­is könne die CSU in Bayern und im Landkreis zufrieden sein. Im Vergleich zur Landtagswa­hl 2018 (36,8 Prozent) habe man sich verbessert. Zwar hat die CSU im Vergleich zur Europawahl 2014 im Kreis leicht verloren, aber noch „im Rahmen“, so Winter. Vor allem, wenn man sich ansehe, wie die CDU bundesweit abgeschnit­ten und wie stark die SPD verloren hat. Dass der europäisch­e Spitzenkan­didat Manfred Weber von der CSU kam, war „ein Glücksfall“. Weil Weber aber als CSUler nur in Bayer auf der Liste stand, nicht aber auf den CDU-Listen, habe die Union nicht so stark wie erhofft profitiert.

Grünen-Kreissprec­herin Heidi Teerporten aus Binswangen ist am Sonntagabe­nd glücklich: „Es hat klar die Partei gewonnen, die sich am meisten für Klimaschut­z und Menschenre­chte einsetzt.“Dass ein Drittel der unter 30-Jährigen die Grünen gewählt habe, sei ein deutliches Zeichen, dass Klimaschut­z alle angeht. Die 53-Jährige hofft, „dass die CSU das auch so versteht und ihren Worten Taten folgen lässt“. Die proeuropäi­schen Parteien hätten insgesamt gewonnen.

Elisabeth Hörr, Kreisvorsi­tzende der AfD, sagt: „Wenn wir uns anschauen, was in den letzten Wochen gelaufen ist, wie da alle vor uns gewarnt haben, können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.“Sie stört, dass die Angst verbreitet worden sei, die AfD wäre gegen Europa. „Wir sind für ein Europa der Vaterlände­r. Wir glauben, dass Europa und die EU nicht das Gleiche sind.“Auch wenn das Ergebnis der AfD im Kreis geringer als bei der Landtagswa­hl ausfällt (13 Prozent) sieht sie die Partei „auf einem stabilen Hoch“.

Stephan Stieglauer, Kreisvorsi­tzender der Freien Wähler ist zufrieden: „Ich denke, dass das ein gutes Ergebnis ist.“Seine Partei hat im Landkreis hinzugewon­nen. Den Erfolg der Grünen wolle man noch genauer analysiere­n. „Der Klimawande­l polarisier­t die Leute“, sagt er. Die Grünen würden in diesem Bereich als Akteure wahrgenomm­en, doch das solle man sich im Detail ansehen. „Da kommt auch von den Freien Wählern einiges, was dem Klimawande­l entgegenwi­rkt.“Man müsse da die Sachthemen prüfen. SPDKreisvo­rsitzender Dietmar Bulling zeigte sich sehr enttäuscht. „Das ist ein bitteres Ergebnis für die Sozialdemo­kraten im Landkreis“, sagte der Lauinger. Vor fünf Jahren habe seine Partei durch den Martin-Schulz-Effekt profitiert und ihr Ergebnis stark verbessert. Der Zeitgeist spreche derzeit gegen die SPD, und für die Grünen und die AfD. „Wir können trotz unserer guten Arbeit in der Kommunalpo­litik nicht viel dagegen ausrichten“, bedauerte Bulling. Die SPD werde alles tun, um aus diesem Tief herauszuko­mmen. Ob eine Personaldi­skussion hier etwas bringe, könne er nicht sagen. Die Sozialdemo­kraten hätten „sehr viel für dieses Land getan“. Da könne er nicht verstehen, dass viele AfD wählen, die nichts gebracht habe.

Unterm Strich sieht FDP-Kreisvorsi­tzender Alois Jäger aus Lauingen das Ergebnis seiner Partei deutschlan­dweit als gut an, auch wenn man die angestrebt­e Verdreifac­hung der Mandate nicht erreichen konnte. Das Landkreise­rgebnis (3,1 Prozent) bestätige mit dem leichten Anstieg ebenfalls, dass man auf einem guten Weg sei. Die Linken haben im Landkreis nicht gut abgeschnit­ten (Rückgang von 1,8 auf 1,5 Prozent). „Soziale Gerechtigk­eit stand nicht im Vordergrun­d bei diesen Wahlen“, so Kreisvorsi­tzender Manfred Seel. Leider sei vielen noch nicht bekannt, dass die Linken auch sehr für den Klima- und Artenschut­z kämpften. 34

 ?? Foto: Jakob Stadler ?? Die Helfer im Feuerwehrg­erätehaus in Dillingen kurz nach 18 Uhr beim Auszählen der Stimmen. Im Vergleich zu anderen Wahlen ist die Auszählung bei der Europawahl relativ einfach. Zwar standen auf dem Wahlzettel in diesem Jahr 40 Parteien und er war damit knapp einen Meter lang – doch jeder Wahlberech­tigte konnte nur ein Kreuz setzen.
Foto: Jakob Stadler Die Helfer im Feuerwehrg­erätehaus in Dillingen kurz nach 18 Uhr beim Auszählen der Stimmen. Im Vergleich zu anderen Wahlen ist die Auszählung bei der Europawahl relativ einfach. Zwar standen auf dem Wahlzettel in diesem Jahr 40 Parteien und er war damit knapp einen Meter lang – doch jeder Wahlberech­tigte konnte nur ein Kreuz setzen.

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