E-Sport ist kein Sport
Wissen Sie noch, als der Mathelehrer sagte „So, und jetzt noch ein wenig Denksport“und dann ein paar Gleichungen an die Tafel kritzelte? Jeder fing genervt an, auf Papier die geistigen Ergüsse festzuhalten. Ob man so eine schlechte Kondition hatte, dass man bereits nach dem Schulweg verzweifelt röchelte, oder so wenig Muskulatur hatte, dass man nach dem Aufheben eines Bleistifts fast zusammenbrach, war egal. Hauptsache, der Schüler konnte Mathe. Denken? Ja. Sport? Definitiv nicht.
Ja, nur weil an irgendeinem Wort „Sport“dranhängt, handelt es sich nicht automatisch um Sport. Das hat
nun auch das Gutachten gezeigt, das der DOSB in Auftrag gegeben hat. Die Folge: E-Sport wird nicht in den organisierten Sport aufgenommen.
Der Begriff „E-Sport“ist irreführend. Er verweist darauf, dass das Ganze in irgendeiner Form organisiert ist, dass es Wettkämpfe gibt. Aber das ist bei Miss-Wahlen und Buchstabierwettbewerben auch der Fall. Der Begriff „Wettkampf“oder – wenn es unbedingt auf Englisch sein soll – E-Competition würde der Sache also eher entsprechen.
Auch wenn viele der Spiele an realen Sport angelehnt sind: Was virtuell passiert, ist nicht die Realität. Nur weil jemand tolle Häuser im Computerspiel „Sims“einrichtet, ist er nicht automatisch ein klasse Innenarchitekt. Und ebenso wenig ist jemand, der alle bei Fifa besiegt, Ronaldo oder Messi. Was in der virtuellen Welt Sport sein mag, sind in der Realität eben nur wenige – wenn auch geschickte – Handbewegungen.
Das Gutachten des DOSB kommt zum richtigen Schluss: Der Begriff „Sport“ist daran gebunden, dass in irgendeiner Form Muskulatur und Kondition beansprucht werden. Ist das nicht gegeben, führt man lediglich irgendeine Tätigkeit aus. Zeichnen, Gitarre spielen, backen sind in etwa mit dem körperlichen Aufwand beim E-Sport vergleichbar, doch niemand wurde auf die Idee kommen, diese Handlungen als Sport zu bezeichnen. Mit Recht.