Kitzbühel trägt Trauer
Polizei sucht Motiv für Mord an Familie
Kitzbühel Die Fassungslosigkeit über die Gewalttat mit fünf Opfern ist in Kitzbühel auch am Montag groß. „Jeder aus der Stadt kannte zumindest einen aus der getöteten Familie“, sagt Bürgermeister Klaus Winkler. Es sei nicht nachvollziehbar, warum der 25-jährige Tatverdächtige so gehandelt habe. Andreas E., von Kollegen als „ordentlich, ruhig und zurückhaltend“beschrieben, sei sehr gut integriert gewesen und habe sich in Vereinen engagiert.
Andreas E. soll am frühen Sonntagmorgen seine 19 Jahre alte ExFreundin, ihre Eltern, ihren Bruder und ihren neuen Freund erschossen haben. Nach der Tat stellte er sich in der Polizeiinspektion Kitzbühel mit den Worten: „Ich habe soeben fünf Personen ermordet.“
Bei dem getöteten Freund handelt es sich um einen 24-Jährigen, der beim Kitzbüheler Eishockeyteam als Torwart unter Vertrag stand, sagte Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamts Tirol. Der Zweitliga-Klub drückte seine Bestürzung auf seiner Homepage aus. Der 24-Jährige sei geschätzt und beliebt gewesen. Am Samstagabend sei er bei einem Spiel zum „Man of the Match“gewählt worden, hieß es. Am nächsten Spieltag werde des toten Spielers voraussichtlich mit einer Trauerminute oder einem Trauerflor gedacht, sagte ein Sprecher der Eishockey-Liga. Die 8000-Einwohner-Stadt will mit einer Gedenkveranstaltung oder einer Gedenkmesse an die Opfer erinnern.
Die Polizei setzte am Montag ihre Ermittlungsarbeit fort. Neben ergänzenden Vernehmungen sollen auch die Leichen obduziert werden. Der Bruder des Verdächtigen, dem die Tatwaffe gehörte, konnte noch nicht erreicht werden. Er ist auf Reisen in Fernost. Warum Andreas E. seine Aggression gegen die gesamte Familie richtete, ist unklar. „Diese Frage beantwortet er nicht, weshalb das so schnell nicht zu klären sein wird“, meinte Pupp.
Die Gewalttat provozierte HassKommentare und Verdächtigungen in sozialen Medien. Das Posting einer SPÖ-Ortsgruppe in Niederösterreich, das Andreas E. in die rechte Ecke stellte, will die Partei ahnden. SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar kündigte einen Parteiausschluss für die Verantwortlichen an. Die rechtspopulistische FPÖ in Tirol hatte Andreas E. aus der Partei ausgeschlossen. 2014 war er für zwei Monate kurzzeitig als Jugendreferent Mitglied der Stadtparteileitung der FPÖ Kitzbühel.