Wertinger Zeitung

Herbst-Tristesse

Analyse Es gibt Gründe, warum der FC Augsburg schon im ersten Drittel der Saison in eine veritable Krise geschlitte­rt ist. Es gibt aber auch Signale, die Mut machen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als Anfang April Stefan Reuter handelte und Manuel Baum durch Martin Schmidt ersetzte, da erklärte der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg den Trainerwec­hsel so: „Wir haben die gesamte Rückrunde zu schwankend­e Ergebnisse gehabt und wir hatten zu viele Niederlage­n in einer Form, wie wir sie nicht kennen.“Unter Schmidt sollte das anders werden. Dem Schweizer gelang in den letzten sechs Bundesliga­spielen der Klassenerh­alt. Danach vollzog Reuter zusammen mit Schmidt einen großen Umbruch. Zwölf neue Spieler kamen. Doch nach sieben Partien in der neuen Saison ist die Zwischenbi­lanz ernüchtern­d: Es hat sich nicht viel geändert. Ganz im Gegenteil. Der Saisonstar­t ging mit nur fünf Punkten aus sieben Spielen und 19 Gegentoren (mit Paderborn Tiefstwert) in die Hose. Eine Analyse:

● Trainer Martin Schmidt gilt als ein Trainer, der sein Team motivieren kann. Das gelang dem 52-Jährigen auch bei seinem Start in Augsburg. 3:1 in Frankfurt, 6:0 gegen den VfB. Danach kam aber nicht mehr viel. Auch in der neuen Saison gleichen die Leistungen einem Jo-Jo. Es geht rauf und runter. Teilweise passable Spiele wie gegen Union Berlin (1:1), Eintracht Frankfurt (2:1) und SC Freiburg (1:1) stehen vier Niederlage­n gegenüber. Besonders das 0:3 gegen Leverkusen und das 1:5 in Gladbach taten richtig weh. Man sah sich beim FCA auf einem guten Weg. Doch jetzt zeigt sich: Schmidt hat noch keine Stammelf und tragfähige Grundordnu­ng gefunden. Er wechselt oft das Personal und auch die taktischen Ausrichtun­gen. Nicht gravierend, doch die verunsiche­rte Mannschaft kann derzeit nicht das umsetzen, was der Trainer will. Immer wieder unterlaufe­n Fehler. Das ist bei dem risikoreic­hen Pressingun­d Umschaltsp­iel brandgefäh­rlich. Jetzt muss der Trainer beweisen, dass er auch in kritischen Situatione­n Lösungsweg­e findet.

● Manager Seit Dezember 2012 ist Stefan Reuter für die sportliche Ausrichtun­g zuständig. Jahrelang zeigte die Leistungsk­urve mit Ausbuchtun­gen nach oben. Höhepunkt war bisher die Euro-League-Teilnahme 2015. Reuter, der Weltmeiste­r von 1990, machte bisher aus wenig viel, und ihm ist hauptsächl­ich zu verdanken, dass der FCA in der neunten Saison in der Bundesliga spielt. Denn er lag bei den Transfers oft richtig. Doch zuletzt bröckelt sein Nimbus. Egal ob Traineraus­wahl nach der Ära Weinzierl (Schuster, Baum und jetzt Schmidt), sein Krisenmana­gement in Sachen Caiuby und Hinteregge­r, oder seine Einkaufspo­litik vor dieser Saison: Die Zahl seiner Kritiker wächst.

● Schwächeln­de Leistungst­räger Noch ist es zu früh, die Transfers dieser Saison bewerten zu können. Zumal einige Spieler erst im Laufe des August verpflicht­et werden konnten. Doch gerade die als Leistungst­räger geholten Neuzugänge wie Torhüter Tomas Koubek oder ein Stephan Lichtstein­er schwächeln. Auch das Stammperso­nal wie ein Philipp Max, ein Michael Gregoritsc­h oder ein André Hahn rufen derzeit ihr Potenzial nicht ab.

● Verletzung­spech Wichtige Spieler wie Jeffrey Gouweleeuw, Daniel Baier, Alfred Finnbogaso­n, Marco Richter oder Carlos Gruezo fielen oder fallen verletzt aus. Einige Verletzung­en stammten sogar noch aus der Zeit vor Schmidt. Bis diese Spieler wieder stabil ihre Leistungen über einen längeren Zeitraum bringen können, braucht es seine Zeit. ● Zeit Die fehlt dem FCA. Sieben Spieltage sind nach so einem Umbruch keine lange Zeit, um die Arbeit des Trainers und des Managers seriös beurteilen zu können. Geduld ist gefragt. Aber mit jeder Enttäuschu­ng werden die Zweifel größer. ● Was macht Mut Die Leistungen eines Ruben Vargas oder eines Florian Niederlech­ner in der Offensive oder eines Felix Uduokhai in der Defensive zeigen, dass die Einkaufspo­litik vielleicht doch nicht so verkehrt ist. Das FCA-Team hat gute Leistungen abgeliefer­t, wenn das Spielsyste­m stimmt und alle Spieler es konzentrie­rt umsetzen. Mit jedem Spieler, der fit wird, erhöht sich die Qualität. Zudem hat Martin Schmidt gerade in Mainz gezeigt, dass er Bundesliga kann. Sein Punkteschn­itt aus 81 Spielen: 1,29. Damit bleibt man sicher in der Liga.

 ?? Foto: Kolbert-Press ?? Enttäuscht­e Mienen auf der Bank: Co-Trainer Jonas Scheuerman­n, Geschäftsf­ührer Stefan Reuter, Co-Trainer Tobias Zellner, CoTrainer Stefan Sartori und Cheftraine­r Martin Schmidt (von links) im Gladbacher Dauerregen.
Foto: Kolbert-Press Enttäuscht­e Mienen auf der Bank: Co-Trainer Jonas Scheuerman­n, Geschäftsf­ührer Stefan Reuter, Co-Trainer Tobias Zellner, CoTrainer Stefan Sartori und Cheftraine­r Martin Schmidt (von links) im Gladbacher Dauerregen.

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