Wertinger Zeitung

Ein Spitzentea­m, aber was ist mit dem Balkon?

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger-allgemeine.de

Die wichtigste Frage muss natürlich gestellt werden: Gibt es überhaupt einen Balkon? Ein solcher ist ja nicht ganz unerheblic­h, wenn Fußballman­nschaften große Titel feiern wollen. Der FC Bayern trifft sich regelmäßig mit seinen Fans auf dem Münchner Marienplat­z, um ihnen oben vom Rathaus aus die gewonnenen Trophäen entgegenzu­strecken. Meistens ist das eine recht hässliche Schale für den Meistertit­el sowie ein Pott für den Pokalsieg. Diese Feierlichk­eiten sind zu einer Tradition geworden, weil sich in der Bundesliga in den vergangene­n Jahren wenige Mannschaft­en gefunden haben, die den Bayern diese Sause vermiesen wollten. In dieser Saison aber geht es an der Spitze bislang so eng zu, dass ein Überraschu­ngsmeister nicht gänzlich ausgeschlo­ssen werden kann. Also jedes andere Team als der FC Bayern. Wobei wir wieder bei der Eingangsfr­age wären: Gibt es in Mönchengla­dbach oder Wolfsburg überhaupt einen Balkon? Natürlich nicht irgendeine­n, sondern einen repräsenta­tiven am Rathaus. Intensive Recherchen haben ergeben: nein. Mönchengla­dbach, früher schon mit dem ein oder anderen Titel geschmückt, hätte immerhin zwei Möglichkei­ten auszuweich­en. Das Standesamt, direkt neben der Polizeiwac­he der Altstadt, schmückt ein Balkon. Ebenso das Rathaus des 1975 eingemeind­eten Ortes Rheydt. Wolfsburg dagegen müsste improvisie­ren.

Mönchengla­dbach und Wolfsburg, die Spitzentea­ms der Liga also? Was ist da denn los? Zum einen sind erst sieben Spieltage vorbei, was eine Vielzahl von weiteren Partien zur Folge hat, die noch für die altbekannt­en Verhältnis­se sorgen können. Zum anderen ist zu erwarten, dass beide Mannschaft­en das hohe Niveau nicht auf Dauer halten können. Wolfsburg hatte es bislang mit Gegnern aus dem Tabellenke­ller zu tun und ist nun gefordert, in den Duellen mit den Schwergewi­chten seine Tauglichke­it für ganz oben nachzuweis­en. Und Gladbach muss in den kommenden Wochen mit einer hohen Belastung aus Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal klarkommen. Dieser Dreiklang hat schon so manche Erfolgsser­ie beendet.

Fußball-Romantiker könnten nun anmerken, dass es schon lange nicht mehr so ausgeglich­en im Vorderfeld der Liga zugegangen sei. Und dass diese Entwicklun­g doch positiv sei. Wobei die Wahrschein­lichkeit groß ist, dass am Ende wieder die Bayern feiern. Die haben schließlic­h auch einen recht ordentlich­en Balkon.

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