Wertinger Zeitung

Neue Eskalation im Brexit-Streit

Europa Glaubt London nicht mehr an eine einvernehm­liche Lösung?

- (AZ)

London/Brüssel Der Streit um den Brexit spitzt sich zu. Mit scharfen Worten hat EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk, dem britischen Premiermin­ister Boris Johnson vorgeworfe­n, er sei gar nicht an einer einvernehm­lichen Lösung interessie­rt. Es gehe nicht um das Gewinnen eines „dummen Schwarze-Peter-Spiels“, schrieb Tusk auf Twitter. Es gehe um die Zukunft Europas und Großbritan­niens. „Sie wollen keinen Deal, Sie wollen keine Fristverlä­ngerung, Sie wollen den Austritt nicht widerrufen, quo vadis?“, fragte Tusk in Richtung Johnson.

Zuvor hatte die britische Regierung nach einem Telefonat Johnsons mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel durchsicke­rn lassen, dass London nicht mehr an eine Einigung mit der EU glaube. Johnson hatte in der vergangene­n Woche neue Vorschläge für ein geändertes Austrittsa­bkommen gemacht, die aber in der EU auf Widerstand treffen. Es geht um die Frage, wie die Grenze zwischen EUMitglied Irland und dem britischen Nordirland nach dem Brexit offen bleiben kann. Nach Informatio­nen mehrerer Medien hat die Kanzlerin gegenüber Johnson deutlich gemacht, dass ein Abkommen „äußerst unwahrsche­inlich“sei und dass die Briten die Europäisch­e Union nur verlassen können, wenn Nordirland dauerhaft in der Europäisch­en Zollunion und dem Binnenmark­t verbleibe.

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