Wertinger Zeitung

Exoplanete­n und Dunkle Materie

Hohe Ehre Der Physik-Nobelpreis geht an drei Erforscher des Universums

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Stockholm Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr jeweils zur Hälfte an den kanadisch-amerikanis­chen Kosmologen James Peebles, 84, sowie an die Schweizer Astronomen Michel Mayor, 77, und Didier Queloz, 53. Ihre Beiträge hätten entscheide­nd zum Verständni­s des Universums beigetrage­n, teilte die Königlich-Schwedisch­e Akademie der Wissenscha­ften gestern in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnu­ng für Physiker ist mit umgerechne­t etwa 830000 Euro (neun Millionen Schwedisch­en Kronen) dotiert.

Die beiden Schweizer hatten 1995 den ersten Exoplanete­n entdeckt, der um einen sonnenähnl­ichen Stern kreist. Es war der Startschus­s für eine ganze Reihe solcher Nachweise. „Die Entdeckung hat einen neuen Zweig in der Astronomie begründet“, sagt Mathias Zechmeiste­r vom Institut für Astrophysi­k der Universitä­t Göttingen. Mittlerwei­le kennen Forscher mehr als 4100 Exoplanete­n.

Der von Mayor und Queloz entdeckte Himmelskör­per mit dem Namen „51 Pegasi b“ist 50 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er braucht nur vier Tage, um seinen Stern zu umkreisen. Die Erde braucht mit einem Jahr vergleichs­weise lange. Im Jahr 2015 bekam dieser Exoplanet von der Internatio­nalen Astronomis­chen Union in einem Namenswett­bewerb den Namen Dimidium.

Exoplanete­n sind schwer zu beobachten, weil sie nicht selbst leuchten. Um den Himmelskör­per dennoch nachweisen zu können, bedienten sich die beiden Schweizer Forscher von der Uni Genf der sogenannte­n Radialgesc­hwindigkei­tsmethode. Dabei macht man sich den Effekt zunutze, dass die Schwerkraf­t des Exoplanete­n die Bewegungen seines Sterns beeinfluss­t.

Peebles’ Arbeiten hingegen lieferten die Grundlage für unser Verständni­s der Entwicklun­g des Universums vom Urknall bis heute, hieß es vom Nobelpreis­komitee. „Praktisch hinter allen Ideen zum Aufbau des Universums auf großen Skalen steckt James Peebles“, so Matthias Steinmetz vom LeibnizIns­titut für Astrophysi­k in Potsdam. Mitte der 1960er Jahre konnte auch mithilfe der theoretisc­hen Arbeiten Peebles’ erstmals die sogenannte Hintergrun­dstrahlung nachgewies­en werden. Diese Strahlung ist kurz nach dem Urknall entstanden und liegt heute im Mikrowelle­nbereich. Sie durchzieht das gesamte Universum.

Ein Durchbruch gelang, als Peebles von der US-amerikanis­chen Uni Princeton erkannte, dass dieses „Echo des Urknalls“Informatio­nen darüber enthält, wie viel Materie im Urknall entstanden sein muss. Schon in den 1930er Jahren hatten Forscher aus den Beobachtun­gen von Galaxien geschlosse­n, dass es neben der sichtbaren Materie noch mehr geben muss: Die sogenannte Dunkle Materie. Doch deren Zusammense­tzung blieb lange Zeit unklar.

Peebles brachte 1982 die Theorie auf, dass Dunkle Materie aus noch unentdeckt­en schweren, langsamen Teilchen besteht. Diese Partikel machen Berechnung­en zufolge 26 Prozent des Kosmos aus. Fünf Prozent bestehen aus Materie, wie wir sie kennen. Fehlen noch 69 Prozent. Für sie haben Forscher den Begriff Dunkle Energie geprägt – auch an diesem Konzept war Peebles entscheide­nd beteiligt.

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Fotos: dpa Die Physiker D. Queloz (o. l.), M. Mayor (o. r.), James Peebles (u.).
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