Wissen, wie das Wetter wird
Ratgeber Sonne oder Schauer? Auch dafür hat man heute eine App. Aber welche? Ein Meteorologe erklärt, wie man in dem riesigen Angebot die Passende finden kann
Für alle Orte der Welt haben Smartphones das aktuelle Wetter sowie die Vorhersage für die nächsten Tage parat. Doch wohl jeder hat schon erlebt, dass der Regen, der erst für die Nacht vorhergesagt war, die Gartenparty am Abend versaut. Woran liegen solche fehlerhaften Aussichten?
Ein möglicher Grund kann der Sitz der Konzerne sein, die die Betriebssysteme herstellen, wie Thomas Dümmel von der Freien Universität Berlin erläutert: „Die vorinstallierten Apps unter Googles Android und Apples iOS stammen von US-Anbietern, die bei den Vorhersagen mehr Wert auf die Güte in den USA legen und für Europa nicht ausreichend anpassen“, erklärt der Diplom-Meteorologe.
Wer Wert auf eine präzise Vorhersage für Deutschland legt, sollte eine App installieren, die ihre Daten von nationalen Wetterdiensten bezieht, rät Dümmel. Diese Anwendungen müssten nicht kostenpflichtig sein. Vielfach liefern schon Gratis-Versionen Vorhersagen – mitunter muss man da eingeblendete Werbeanzeigen in Kauf nehmen oder Abstriche bei den Funktionen machen, weil das Komplettpaket Geld kostet.
Es gibt eine große Masse an Wetter-Apps. Zu den bekanntesten in Deutschland zählen „Warnwetter“vom Deutschen Wetterdienst (DWD), „Wetter Online“, „wetter.de“, „wetter.com“und „Weather pro“. Alle großen Anbieter nutzen laut Dümmel mehrere Modelle für ihre Prognosen.
Doch auch wenn sie auf gleiche Wettermodelle zugreifen, könnten die Vorhersagen unterschiedlich ausfallen. „Der Anbieter muss genug Know-how haben, um aus den verschiedenen Modellprognosen der nationalen Wetterdienste durch ausgeklügelte statistische Methoden automatisch optimale regionale Punktprognosen zu erstellen“, führt Dümmel aus. „Diese Methoden entwickelt jeder Wetteranbieter selbst, daher unterscheiden sich die finalen Prognosen.“
Welche App ist die beste? Das sagen die Tester
Eine Vorhersage, ob die Sonne scheinen oder es regnen wird, liefert jede Wetter-App. Gute Anwendungen sollen noch mehr können, schreibt die Fachzeitschrift connect, die die Apps getestet hat.
Hier konnte vor allem die „Warnwetter“-App des DWD überzeugen. Zum einen seien die Vorhersagen sehr exakt gewesen, zum anderen warne die App – dem Namen folgend – „vor Wettergefahren aller Art“, heißt es im Bericht. Das ist kostenfrei. Die Aussichten für Deutschland wiederum gibt es bei der DWD-App aber nur für einmalig 1,99 Euro. Hintergrund ist ein Rechtsstreit. Eigentlich standen alle Funktionen der App gratis zur Verfügung. Bevor jedoch nicht die offenen Gerichtsverfahren abgeschlossen sind, will der DWD diese laut connect nicht wieder kostenfrei anbieten. Der Wetterdienst betont, dass die App ausdrücklich nicht als klassische Wetter-App zu verstehen sei, sondern die Bevölkerung vor außergewöhnlichen Wetterereignissen warnen möchte, so DWD-Sprecher Uwe Kirsche.
Zwar erhielt nur die DWD-App im connect-Test die volle Punktzahl, überzeugen konnten aber auch die Apps „Wetter Online“sowie „Weather pro“. Bei Wetter Online etwa wurde die übersichtliche Darstellung der Vorhersage gelobt, die in kurzen Abständen aktualisiert werde. Neben der Gratis-App gibt es eine werbefreie Pro-Version für 6,99 Euro.
Vor allem aufgrund präziser Vorhersagen fast durchweg positiv bewertet wurde Weather pro, hinter der die Meteogroup steht, einer der größten Wetterdienste Europas. Die kostenfreie Variante der App informiert detailliert über die Aussichten. Ohne Werbung und mit weiteren Details kostet sie 0,99 Euro monatlich.
Werbeeinblendungen lassen sich gegen Gebühr abstellen
Die Wetter-Apps der Medienkonzerne RTL, „wetter.de“, und ProSieben/Sat.1, „wetter.com“, können dem Test zufolge mithalten. Wetter.com kann mit präzisen Vorhersagen punkten, ebenso mit einer übersichtlichen Darstellung – nur Werbeeinblendungen haben im Test gestört. Die lassen sich für 5,99 Euro für ein Jahr abstellen.
Wetter.de wiederum lasse sich präzise auf verschiedene Anzeigen wie Temperatur oder Luftdruck einstellen. Bemängelt wurde hingegen das Angebot einer stündlichen Prognose über 14 Tage hinweg: Dies gaukle eine Genauigkeit vor, die es nicht geben könne. Über so einen Zeitraum seien bestenfalls grobe Tendenzen vorhersehbar.
Meteorologe Dümmel rät bei Langfrist-Prognosen ebenfalls zur Vorsicht: „Ich nutze selbst WetterApps für den Tag und Folgetage. Bei mehr als sieben Tagen sollte man die Niederschlagsprognosen nicht zu ernst nehmen“, erklärt der Experte. Sven-Hendrik Hahn, dpa