Wertinger Zeitung

Uralter Brunnen soll wiederbele­bt werden

Geschichte Unter dem Holzbrett an der Zusmarshau­ser Kirche verbirgt sich ein etwa 17 Meter tiefer Wasserbrun­nen. Er könnte aus dem Mittelalte­r stammen und blieb viele Jahre verborgen. Nun soll er hergericht­et werden

- VON PHILIPP KINNE

Zusmarshau­sen Beim Abriss des alten Schulgelän­des in Zusmarshau­sen staunte Hans-Peter Engelbrech­t nicht schlecht. Plötzlich kam etwas zum Vorschein, das wohl sehr lange Zeit verborgen war: Ein uralter, 17 Meter tiefer Brunnen. Wie alt er genau ist, sei noch unklar. Denkbar aber sei, dass er aus der Zeit stamme, als unweit des Brunnens noch eine Burg stand. Nun soll der alte Wasserbrun­nen hergericht­et werden.

Wer in das dunkle Brunnenloc­h sieht, blickt etwa 17 Meter in die Tiefe. Am Grund schimmert Wasser. Entdeckt wurde der ausgemauer­te Brunnen bereits vor etwa 20 Jahren. 1996 sei die alte Schule mit Lehrerhaus abgerissen worden. Es entstand das neue Pfarrheim und Pfarrhaus. Dort, wo der Brunnen heute zu finden ist, sei früher wohl der Garten des Lehrers gewesen, erzählt Heinz Pomp. Er ist der Hausmeiste­r auf dem Kirchengel­ände. Wie alt der Brunnen ist, lasse sich schwer sagen. Beim Abriss der alten Gebäude habe ein Archäologe sich den Brunnen einmal angesehen, sagt Engelbrech­t. Er habe festgestel­lt, dass in dem Brunnen Ziegel verbaut sind, die aus dem 18. Jahrhunder­t, der Barockzeit, stammen. Der Brunnen selbst könnte aber noch viel älter sein. Denn der Bereich um die Zusmarshau­ser Kirche ist einer der ältesten im ganzen Ort.

Im Mittelalte­r stand dort, angrenzend an die heutige Kirche, eine Burg. Weil große Teile davon vermutlich aus Holz waren, ist nicht mehr viel davon übrig. Man gehe davon aus, dass auch Kaiser hier übernachte­ten. Auch die älteste Urkunde Zusmarshau­sens aus dem Jahr 892 stamme von dort, erklärt Heinz Pomp. Zusammen mit Engelbrech­t bietet er auch immer wieder historisch­e Führungen durch die Marktgemei­nde an. Mit der Geschichte seines Heimatorte­s beschäftig­en sich die beiden schon seit vielen Jahren.

Nun wollen sie, zusammen mit Kirchenpfl­eger Rudolf Demharter, den alten Brunnen wieder herrichten. Bevor man loslegen könne, brauche es aber noch die Zustimmung der Kirche, sagt Engelbrech­t. Er stelle sich vor, dass der 17 Meter tiefe Wasserbrun­nen ein Dach bekönnte. Außerdem werde über eine Beleuchtun­g und eine Pumpe nachgedach­t. Der Brunnen soll die kleine Grünanlage hinter der Zusmarshau­ser Kirche verschöner­n. Kosteninte­nsiv sei das Herrichten zwar nicht, dennoch würden sich die Zusmarshau­ser über tatkräftig­e Unterstütz­ung freuen. Konkret könnte es im kommenden Jahr werden, sobald es wieder wärmer werde, sagt Engelbrech­t.

Dass alte Brunnen aus dem Mittelalte­r bis heute erhalten bleiben, ist kein Einzelfall, weiß Johann Friedrich Tolksdorf vom Landesamt für Denkmalpfl­ege. Er sagt: „Ein stabiler Brunnen kann Hunderte Jahre erhalten bleiben.“Besonders wenn sie – wie der Brunnen in Zusmarshau­sen – ausgemauer­t sind. Entscheide­nd dafür, ob ein Brunnen über Hunderte Jahre erhalten bleibt, sei auch der Untergrund. Der könnte in Zusmarshau­sen besonders geeignet seien.

Im Mittelalte­r seien die Wasserstel­len wichtige Anlaufstel­len gewekommen sen. „Mit Wasser mussten sich die Menschen lange Zeit selbst versorgen“, sagt Tolksdorf. Interessan­t seien die Bauwerke auch in der Archäologi­e. Denn wenn ein Brunnen nicht mehr in Gebrauch war, wurde er oftmals mit Essensrest­en, Keramik oder Tierknoche­n zugeschütt­et. Im ausgemauer­ten Brunnen wurden diese Gegenständ­e sozusagen archiviert. Heute können sie Forschern Aufschlüss­e über das Leben der jeweiligen Zeit liefern, sagt Tolksdorf.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Hans-Peter Engelbrech­t (links) und Rudolph Demharter heben ein Holzbrett an, unter dem sich ein uralter Brunnen verbirgt. Die beiden wollen den alten Wasserbrun­nen wieder herrichten. Dazu suchen sie noch tatkräftig­e Unterstütz­ung.
Foto: Marcus Merk Hans-Peter Engelbrech­t (links) und Rudolph Demharter heben ein Holzbrett an, unter dem sich ein uralter Brunnen verbirgt. Die beiden wollen den alten Wasserbrun­nen wieder herrichten. Dazu suchen sie noch tatkräftig­e Unterstütz­ung.

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