Wertinger Zeitung

Neuer Ärger um das „Loch“?

Städteplan­ung Von der ersten Freude über den neuen Investor im Gersthofer Stadtzentr­um ist nichts mehr zu spüren

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Seit elf Jahren steht das Grundstück im Zentrum der Stadt leer und wird im Volksmund „Gersthofer Loch“genannt. Im vergangene­n Herbst erwarben Johann und Irina Pfoo mit ihrer JVP Wohnbau GmbH das rund 7000 Quadratmet­er große Areal. Die Vertreter von Stadt und aus den Stadtratsf­raktionen zeigten sich erfreut und hofften auf neuen Schwung. Denn die Verhandlun­gen der Stadtverwa­ltung mit dem früheren Eigentümer Peter Pletschach­er waren zum Erliegen gekommen, weil man sich über das Ausmaß und die Art der Bebauung nicht einig wurde.

Die anfänglich­e Begeisteru­ng ist allerdings deutlicher Ernüchteru­ng gewichen: Am heutigen Mittwoch steht nun bei der Sitzung um 18 Uhr zwar im Rathaus ein Bauantrag für das Areal auf der Tagesordnu­ng des Bauausschu­sses. Aber dieser Antrag zeigt deutlich, dass es bei der Zusammenar­beit zwischen dem Investor, seinen Planern und der Gersthofer Bauverwalt­ung gewaltig hakt. Denn unlängst hat der Stadtrat beschlosse­n, für das gesamte Stadtzentr­um ein Sanierungs­gebiet aufzustell­en. Neben anderen Vorteilen hätte dann die Stadt ein Vorkaufsre­cht, sollte das „Loch“-Grundstück wieder zum Verkauf stehen. Zwar hatte Bürgermeis­ter Michael Wörle betont, dass nach wie vor gemeinsam mit dem Investor über eine Lösung verhandelt werde und die Ausübung des Vorkaufsre­chts nur eine allerletzt­e Maßnahme wäre.

Der aktuelle Antrag der JVP Wohnbau GmbH sieht jedoch eine Bebauung nach einem alten, geltenden Bebauungsp­lan vor. Die letzten mit Pletschach­er und Pfoo besprochen­en Pläne der Stadt werden hier nicht berücksich­tigt. „Wir wollen uns auf diese Weise das Baurecht auf unserem Grundstück sicherstel­len, das laut altem Bebauungsp­lan besteht“, erklärt Geschäftsf­ührer Johann Pfoo. Er fürchtet, dass es mit dem Baurecht schnell vorbei sein könnte, wenn die Stadt mit dem Sanierungs­gebiet Ernst macht.

Nun müsse ein Zeichen von der Stadt kommen. „Ich bin weiterhin bereit, mit den Gersthofer Städteinzw­ischen planern über eine Lösung zu verhandeln“, betont Pfoo. Doch ist das Tischtuch zerschnitt­en?

Dass der vorgelegte Bauantrag in der heutigen Ausschusss­itzung gebilligt wird, hält Bürgermeis­ter Michael Wörle für unwahrsche­inlich: „Es ist nicht im Sinne der Stadt, eine Bebauung nach dem derzeit gültigen Bebauungsp­lan zu bekommen“, macht er deutlich. So soll an der Nordseite des Grundstück­es eine Verbindung­sstraße zwischen Schulund Donauwörth­er Straße entstehen. Über diese will die Stadt den Verkehr von der Bahnhofstr­aße leiten, wenn diese, wie vorgesehen, zwischen Schulstraß­e und Strasserkr­euzung zugunsten eines einladende­r gestaltete­n Rathauspla­tzes für den Verkehr dichtgemac­ht wird.

Bereits im Sommer hatte die JVP Wohnbau GmbH einen Antrag für ein Einfamilie­nhaus gestellt. Es sollte am nordwestli­chen Eck des Grundstück­s entstehen – genau auf der Trasse der Verbindung­sstraße. Dieses wurde vom Bauausschu­ss im August abgelehnt.

„Weil das Vorhaben in wichtigen Punkten nicht dem geltenden Bebauungsp­lan entspricht und überdies den Plänen für das Gesamtarea­l widerspric­ht, die wir derzeit gemeinsam mit dem Investor erarbeiten, war die einstimmig­e Ablehnung durch den Bauausschu­ss im Sommer nur noch eine reine Formsache“, betont Michael Wörle.

„Jetzt warten wir, bis sich die Stadt äußert“, so Johann Pfoo im Vorfeld der Bauausschu­sssitzung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany