Wertinger Zeitung

Warum der Marktplatz Fußgängerz­one werden sollte

Vortrag Der SPD-Ortsverein Wertingen schaut in die Zukunft. Beim Vortrag „Wohlstand statt Straßen“hatte Referent und Verkehrsex­perte Gernot Hartwig allerlei Ideen

- VON ANDREAS DENGLER

Wertingen Den oberen Marktplatz in Wertingen in eine Fußgängerz­one verwandeln und den Ebersberg als Fahrradstr­aße umwidmen? Das klingt nach Zukunftsmu­sik. In der Diskussion­srunde „Wohlstand statt Straßen“des SPD-Ortsverein­s Wertingen wurden diese und noch viele weitere Vorschläge gemeinsam mit Gastredner Gernot Hartwig aus Buttenwies­en diskutiert. Knapp 20 Besucher folgten am Mittwochab­end der Einladung in den Gasthof Stark.

Autos, Busse, Radler und Fußgänger quälen sich gleicherma­ßen durch das enge Nadelöhr am oberen Marktplatz in Wertingen. Immer wieder sind quietschen­de Reifen und aggressive­s Gehupe von ungeduldig­en Autofahrer­n zu hören. Die angespannt­e Situation an diesem neuralgisc­hen Punkt ist seit Jahren Dauerthema im Stadtrat.

Hartwig wirbt im Laufe seines Vortrags dafür, dass der Bereich am oberen Marktplatz zur Fußgängerz­one erklärt werden sollte. Ein ausVerkehr sei belebend für die Geschäftsw­elt, sagt Hartwig. Und das wisse er aus eigenen Recherchen.

Seit Jahrzehnte­n sitzt Hartwig im Gemeindera­t Buttenwies­en und ist Ortsvorsit­zender des Bund Naturschut­z (BN). Aber nicht diese Ehrenämter machen den Naturschüt­zer zum Verkehrsex­perten, sondern vor allem seine Tätigkeit als BNSprecher des Landesarbe­itskreises für Verkehr. In dieser Funktion arbeitet er auch eng mit dem Bayerische­n Staatsmini­sterium für Wohnen, Bauen und Verkehr zusammen.

Große Visionen, aktuelle Probleme und zahlreiche Verbesseru­ngsvorschl­äge stellt Hartwig in seinem knapp zweistündi­gen Vortrag vor. Und seine Beispiele reichen von Seoul in Korea bis in die Region. Vor allem die lokalen Verkehrspr­obleme in Wertingen und Buttenwies­en interessie­ren die Veranstalt­ungsteilne­hmer.

Neben einer Umgestaltu­ng der Verkehrsfü­hrung am Marktplatz würde auch die Errichtung von Fahrradstr­aßen und Fahrradspu­ren im Stadtgebie­t für Entlastung sorgen, denkt Hartwig. Seine Grundthese lautet: „Wir brauchen keine weiteren Straßen.“Eine weitere besagt, dass der motorisier­te Verkehr ausgebrems­t und bestenfall­s „verdampft“werden soll. Es müssten gute Alternativ­en angeboten und der Autoverkeh­r erschwert werden, sagt Hartwig.

Der Bau von neuen Straßen sei jedoch definitiv der Schritt in die falsche Richtung. Und seine Argumentat­ion habe nicht nur den Nagebremst­er turschutz, sondern auch die Wirtschaft im Blick. Allein die Kosten für den Bau und die Instandset­zung der Straßen sei enorm. Zu glauben, dass ein besser ausgebaute­s Straßennet­z stets für eine Verkehrsen­tlastung sorge, sei ein Trugschlus­s, betont der Mobilitäts­fachmann.

Eine Besucherin will wissen, wie Hartwig Carsharing-Angebote, wie sie es neuerdings auch in Wertingen gibt, bewertet. Aus ökologisch­er Sicht bringe das Modell keinen Vorteil, antwortet der Referent. Im Kern steht er dem neuen Konzept jedoch positiv gegenüber, da heute jede Innovation in Mobilität und Verkehr notwendig sei. Eine ähnliche Einschätzu­ng teilt Hartwig auch gegenüber E-Autos.

Eben genau diese Experiment­ierfreudig­keit in Sachen Fortbewegu­ngsmöglich­keiten sei auch für die Wirtschaft von morgen notwendig. Denn Hartwig ist überzeugt, dass, wenn auch künftig keine gravierend­e Veränderun­g in der Verkehrspo­litik eingeschla­gen werde, dies auch langfristi­ge Folgen für die Wirtschaft habe.

 ??  ??
 ?? Fotos: Andreas Dengler ?? Der Verkehr staut sich auf dem Marktplatz in Wertingen. Bei einer Veranstalt­ung des SPD-Ortsverein­s Wertingen wurde über eine mögliche Umgestaltu­ng zur Fußgängerz­one diskutiert.
Fotos: Andreas Dengler Der Verkehr staut sich auf dem Marktplatz in Wertingen. Bei einer Veranstalt­ung des SPD-Ortsverein­s Wertingen wurde über eine mögliche Umgestaltu­ng zur Fußgängerz­one diskutiert.
 ??  ?? Referent Gernot Hartwig und SPD-Ortsvorsit­zender Otto Horntrich.
Referent Gernot Hartwig und SPD-Ortsvorsit­zender Otto Horntrich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany