Warum der Marktplatz Fußgängerzone werden sollte
Vortrag Der SPD-Ortsverein Wertingen schaut in die Zukunft. Beim Vortrag „Wohlstand statt Straßen“hatte Referent und Verkehrsexperte Gernot Hartwig allerlei Ideen
Wertingen Den oberen Marktplatz in Wertingen in eine Fußgängerzone verwandeln und den Ebersberg als Fahrradstraße umwidmen? Das klingt nach Zukunftsmusik. In der Diskussionsrunde „Wohlstand statt Straßen“des SPD-Ortsvereins Wertingen wurden diese und noch viele weitere Vorschläge gemeinsam mit Gastredner Gernot Hartwig aus Buttenwiesen diskutiert. Knapp 20 Besucher folgten am Mittwochabend der Einladung in den Gasthof Stark.
Autos, Busse, Radler und Fußgänger quälen sich gleichermaßen durch das enge Nadelöhr am oberen Marktplatz in Wertingen. Immer wieder sind quietschende Reifen und aggressives Gehupe von ungeduldigen Autofahrern zu hören. Die angespannte Situation an diesem neuralgischen Punkt ist seit Jahren Dauerthema im Stadtrat.
Hartwig wirbt im Laufe seines Vortrags dafür, dass der Bereich am oberen Marktplatz zur Fußgängerzone erklärt werden sollte. Ein ausVerkehr sei belebend für die Geschäftswelt, sagt Hartwig. Und das wisse er aus eigenen Recherchen.
Seit Jahrzehnten sitzt Hartwig im Gemeinderat Buttenwiesen und ist Ortsvorsitzender des Bund Naturschutz (BN). Aber nicht diese Ehrenämter machen den Naturschützer zum Verkehrsexperten, sondern vor allem seine Tätigkeit als BNSprecher des Landesarbeitskreises für Verkehr. In dieser Funktion arbeitet er auch eng mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr zusammen.
Große Visionen, aktuelle Probleme und zahlreiche Verbesserungsvorschläge stellt Hartwig in seinem knapp zweistündigen Vortrag vor. Und seine Beispiele reichen von Seoul in Korea bis in die Region. Vor allem die lokalen Verkehrsprobleme in Wertingen und Buttenwiesen interessieren die Veranstaltungsteilnehmer.
Neben einer Umgestaltung der Verkehrsführung am Marktplatz würde auch die Errichtung von Fahrradstraßen und Fahrradspuren im Stadtgebiet für Entlastung sorgen, denkt Hartwig. Seine Grundthese lautet: „Wir brauchen keine weiteren Straßen.“Eine weitere besagt, dass der motorisierte Verkehr ausgebremst und bestenfalls „verdampft“werden soll. Es müssten gute Alternativen angeboten und der Autoverkehr erschwert werden, sagt Hartwig.
Der Bau von neuen Straßen sei jedoch definitiv der Schritt in die falsche Richtung. Und seine Argumentation habe nicht nur den Nagebremster turschutz, sondern auch die Wirtschaft im Blick. Allein die Kosten für den Bau und die Instandsetzung der Straßen sei enorm. Zu glauben, dass ein besser ausgebautes Straßennetz stets für eine Verkehrsentlastung sorge, sei ein Trugschluss, betont der Mobilitätsfachmann.
Eine Besucherin will wissen, wie Hartwig Carsharing-Angebote, wie sie es neuerdings auch in Wertingen gibt, bewertet. Aus ökologischer Sicht bringe das Modell keinen Vorteil, antwortet der Referent. Im Kern steht er dem neuen Konzept jedoch positiv gegenüber, da heute jede Innovation in Mobilität und Verkehr notwendig sei. Eine ähnliche Einschätzung teilt Hartwig auch gegenüber E-Autos.
Eben genau diese Experimentierfreudigkeit in Sachen Fortbewegungsmöglichkeiten sei auch für die Wirtschaft von morgen notwendig. Denn Hartwig ist überzeugt, dass, wenn auch künftig keine gravierende Veränderung in der Verkehrspolitik eingeschlagen werde, dies auch langfristige Folgen für die Wirtschaft habe.