Warum Giraffe Gaya sterben musste
Zoo Die Kordofangiraffe kam erst im vergangenen Jahr nach Augsburg. Hier sorgte sie wegen eines seltsamen Ticks für Schlagzeilen. Doch der war nicht ihr einziges Problem
Augsburg Giraffe Gaya hatte einen schweren Start, als sie im vergangenen Jahr aus Paris nach Augsburg kam. Dann lebte sie sich im Zoo ein. Alles schien auf einem guten Weg. Nun ist Gaya tot. Wie der Zoo mitteilte, musste die Giraffe eingeschläfert werden, weil sie schwer krank war.
Gaya hat in den vergangenen Monaten mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Sie hatte einen Tick. Die Kordofangiraffe traute sich lange nicht, das Gras im Freigelände zu betreten. Während ihre beiden jüngeren Gefährtinnen Zarafa und Kimara munter ihre Runden im Grünen drehten, konnte sich Gaya monatelang nicht entschließen, einen kleinen Auslauf mit sandigem Untergrund zu verlassen. Diesen Boden war sie aus dem Pariser Zoo gewohnt. Die Augsburger Tierpfleger versuchten mit vielen Tricks, Gaya ins Gras zu locken. Aber erst in diesem Sommer wagte sie sich aufs neue Terrain.
Als die Giraffenweibchen endlich zu dritt im Afrika-Panorama-Gehege unterwegs waren, schien sich alles zum Guten zu wenden. Aber dann fiel auf, dass Gaya noch ein anderes Problem hatte: „Leider hat sich bei ihr nach einiger Zeit eine schmerzhafte Gelenkerkrankung manifestiert“, sagt Zoochefin Barbara Jantschke.
Das habe sich daran gezeigt, dass die Giraffe ständig ihre Beine anhob, um diese zu entlasten. Oft habe sie sich an der Wand angelehnt, um ihr Gewicht zu verlagern. Eine Kamera im Giraffenstall zeigte Jantschke zufolge, dass Gaya auch nachts ständig auf den Beinen war und kaum schlief, offenbar, weil sie unter großen Schmerzen litt. Giraffen haben einen sehr schweren Körper, der auf dünnen langen Beinen ruht. Erwachsene Weibchen wiegen über 800 Kilo.
Im Zoo versuchte man zunächst, der kranken Giraffe mit Schmerzmitteln zu helfen. Jantschke sagt, in Absprache mit Tierärzten, mit dem Zoo Paris und dem Zuchtbuchführer für Giraffen in europäischen Zoos sei eine umfassende Medikation und Schmerztherapie festgelegt worden.
Doch die Menge des Medikaments musste immer weiter erhöht werden. Am Ende habe auch eine Dosis nicht mehr gewirkt, die normalerweise für schwerere Tiere als Giraffen reicht, sagt Jantschke. Der Zustand von Gaya habe sich zunehmend verschlechtert. Bei den Röntgenaufnahmen habe sich eine fortgeschrittene Klauenbein-Arthrose gezeigt. Diese sei äußerst schmerzhaft und nicht heilbar. In Absprache den behandelnden Tierärzten entschied sich die Zooleitung deshalb schweren Herzens, Gaya einzuschläfern, um ihr weitere Leiden zu ersparen.
Und was passiert jetzt mit dem toten Tier? Jantschke versichert, dass Gaya nicht als Futter für andere Zootiere enden wird. Vor einigen Jahren hatte eine spektakuläre Aktion im Zoo Kopenhagen einen größeren Streit ausgelöst. 2014 wurde dort ein junger Giraffenbulle getötet, sein Körper vor Publikum zerlegt und zuletzt das Giraffenfleisch an die zooeigenen Löwen verfüttert.
Gayas Überreste sollen nun an der Universität München pathologisch untersucht werden. Jantschke sagt, die Veterinäre werden dort das gesamte Krankheitsbild der Giraffe noch einmal genau ermitteln. Wie es ohne Gaya im Augsburger Zoo weitergehen wird, ist noch nicht klar. „Wir sind mit dem Zuchtbuchführer in Kontakt“, sagt die Direktorin. Spruchreif sei aber noch nichts.
Der Zoo Augsburg hatte 2018 nach einer längeren Pause wieder Giraffen angeschafft, um mit diesen beeindruckenden afrikanischen Großtieren eine Attraktion für Bemit sucher zu bieten. In der Zwischenzeit wurden das Giraffenhaus modernisiert und die gesamte Anlage auf einen zeitgemäßen Stand gebracht.
Früher hatte der Augsburger Zoo noch Giraffen gezüchtet. Beim Neuanfang entschied man sich dann für einen anderen Weg. In Augsburg wird seither eine Gruppe von Weibchen gehalten. Nachdem Gaya eingeschläfert wurde, sind noch Zarafa und Kimara übrig.
Die beiden verstehen sich nach Angaben der Zooleitung sehr gut miteinander.