Mit einem „Scheiß-Gefühl“in die Pause
Fußball Trotz der offensichtlichen Qualität im Kader schenkt der BVB das Spiel gegen Hoffenheim leichtfertig her. Die Ursachenforschung läuft – und es stehen Umbauarbeiten an
Sinsheim/Dortmund Die Vorfreude auf ein besinnliches Weihnachtsfest ist allen Dortmundern gründlich vergangen. Erst die völlig überflüssige Niederlage am Freitag bei der TSG Hoffenheim, dann die Siege der Konkurrenten aus Leipzig und München gut 19 Stunden später: Der BVB geht mit einem „ScheißGefühl“in die Winterpause, wie Angreifer Thorgan Hazard verärgert bekundete. „Das ist dumm, muss ich sagen, das ist dumm. Das kostet sehr, sehr viel“, sagte selbst der ansonsten bedachte Dortmunder Trainer Lucien Favre nach dem 1:2 (1:0) in Sinsheim.
Der desillusionierte Schweizer hatte wenig Lust, sich erneut schützend vor seine rätselhafte Mannschaft zu stellen. Wie schon beim 3:3 vier Tage zuvor gegen Leipzig hatte die Borussia einen Sieg verschenkt. Beide Partien taugen als Spiegelbild der Hinserie. „Wir haben unter der Woche schon zwei Punkte verloren, jetzt drei. Das ist frustrierend. Es wäre so viel mehr möglich gewesen“, schimpfte Sebastian Kehl. Der Lizenzspielleiter brachte die Stimmung auf den Punkt: „Jetzt stehen wir doof da. Das wird noch ein wenig nachhängen.“Weil die Konkurrenz im Titelkampf am Samstag geschlossen punktete, gehen die Dortmunder mit schwerer Hypothek in die Rückserie. Neben der Arbeit des Trainers wird bei der turnusmäßigen Zusammenkunft von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit Sportdirektor Michael Zorc, Berater Matthias Sammer und Kehl die Zusammensetzung des Kaders auf dem Prüfstand stehen.
Zum wiederholten Mal wurde auch in Hoffenheim deutlich, dass dem Tabellenvierten ein echter Mittelstürmer fehlt. Geschäftsführer Watzke hatte es schon vor wenigen Wochen bei der Mitgliederversammlung als Fehler bezeichnet, im vergangenen Sommer keinen Mittelstürmer verpflichtet zu haben. Angesichts der großen Not ist es nicht auszuschließen, dass die Klubbosse das Angebot für den Salzburger Erling Haaland nochmals aufbessern, um im Transferpoker des von mehreren Klubs umworbenen 19 Jahre alten Talents die besseren Karten zu haben. Der noch zu Saisonbeginn hochgelobte Paco Alcácer gilt offenbar nicht als Teil der Lösung. Vielmehr stehen die Zeichen auf Trennung. Auch in Hoffenheim schmorte der verletzungsanfällige, aber derzeit fitte ehemalige Barça-Profi lange auf der Bank. Seine Äußerung in der Zeitung Marca, dass er seine Zukunft mehr in Spanien sehe, dürfte seinem Stellenwert weiter geschadet haben.
Tore 0:1 M. Götze (17.), 1:1 Adamjan (79.), 2:1 Kramaric (87.)
Zuschauer 30 150 (ausverkauft)