Wertinger ÖkoKids
Auszeichnung Wertinger Kinderhaus Sonnenschein bekam den Titel verliehen. Grund ist das herausragende Engagement für Umwelt und Nachhaltigkeit. Was die Kinder dafür getan haben und weiter tun
Wertingen Mit dem Titel „ÖkoKids“hat das bayerische Umweltministerium jetzt neben 80 anderen Einrichtungen das Wertinger Kinderhaus Sonnenschein ausgezeichnet. Seit gut einem Jahr hatten 17 Erzieherinnen und Mitarbeiterinnen mit 140 Kindern darauf hingearbeitet. Und mit der Verleihung durch Umweltminister Thorsten Glauber ist das Projekt in Wertingen keineswegs abgeschlossen. „Uns geht es um Nachhaltigkeit“, sagt Kinderhausleiterin Dagmar Jettenberger, „dass Kinder lernen, alltägliche Dinge umzusetzen“.
In dem Wertinger Kinderhaus hat die Auseinandersetzung mit wichtigen Lebensthemen längst Tradition. Dagmar Jettenberger und ihre Kolleginnen sehen es als wichtig an, dass Kinder bereits frühzeitig lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Um das zu ermöglichen, werfen sie immer wieder Fragen auf. Und bei denen geht es seit Herbst 2018 verstärkt darum, wie es der Erde, den Pflanzen und den Tieren geht. Darum, was der Natur schadet und was ihr helfen kann, so dass die Kinder sie selbst noch lange genießen können.
Da kam das Volksbegehren „Rettet die Bienen“Anfang des Jahres gerade zur rechten Zeit. Intensiv setzten sie sich zunächst mit dem Hintergrund der Aktion auseinander. Sie erfuhren, wer wie so ein Volksbegehren starten kann, mit welchen Problemen Bienen konfrontiert sind und was man tun kann, um Insekten in ihrer Artenvielfalt zu erhalten. Wie die Bienen schwärmten sie anschließend selbst in Wertingen aus und teilten ihr gesammeltes Wissen all denjenigen mit, die sich dafür interessierten.
„Wenn es um Tiere geht, sind die Kinder sehr offen, sie zu schützen, ist schon für die Kleinsten sehr wichtig.“Diese Erfahrung macht Dagmar Jettenberger immer wieder. Drei bis elf Jahre sind die Kinder, die das Wertinger Kinderhaus Sonnenschein besuchen. Beteiligt haben sich an den Projekten alle Altersgruppen. „Die Kleinen lernen vielleicht etwas langsamer, doch auch sie begreifen schon sehr viel“, sagt Jettenberger. „Sie wollen beispielsweise nicht, dass Plastik neben Tieren im Wasser schwimmt.“Und der eine oder die andere erzählten stolz bei ihrer Rückkehr aus dem Urlaub, dass sie ihre Limo jetzt ohne Strohhalm trinken.
Dass Umweltschutz Spaß machen kann und viel Kreativität ermöglicht, das erfuhren die Kinder in vielen Aktionen. So stellten sie aus Kernseife, Natron, Zitronenöl und Wasser ihr eigenes Spülmittel her.
Sie schöpften selbst aus Altpapier neues Papier für Bilder und Karten. Und sie entdeckten, wie aus alten Kleidungsstücken ganz viel Neues und Tolles entstehen kann – aus einem abgetragenen T-Shirt ein Kuscheltier, aus einer zu kleinen Mütze eine witzige Umhängetasche.
Regelmäßig treffen sich die Buben und Mädchen zu Kinderkonferenzen. Hier bekommen sie mit, was es braucht, um sich eine eigene Meinung zu bilden und diese kundzutun. Wie sie sich über etwas gut informieren können, wie sie sich gegenseitig austauschen und sich letztendlich für etwas einsetzen können. So haben sie sich beispielsweise entschlossen, regelmäßig rauszugehen in die Natur und die Stadt, um Müll einzusammeln. Sie erhielten immer mal wieder eine Idee, wie sie Plastikmüll und Autokilometer vermeiden können. Wer zu Fuß statt mit dem Auto in den Kindergarten kam, bekam einen Stempel. Ebenso alle, die am Wochenende mit Roller, Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren.
„Wir können und wollen so etwas nicht kontrollieren, sondern ein Bewusstsein schaffen“, erzählt Dagmar Jettenberger. Die 48-Jährige freut sich sehr, dass auch die Eltern mitmachten, sie viele positive Rückmeldungen bekamen.
Alle Aktionen und Projekte listeten die Erzieherinnen schließlich auf und reichten sie um Pfingsten ein. Seit 2011 verleiht das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Volgelschutz Bayern und dem Sozialministerium die Auszeichnung „ÖkoKids“. Über die Auszeichnung, eine Urkunde und einen Gratulationsbrief des Landrats freuen sich Dagmar Jettenberger und ihr Team.
Doch ist es für sie mit der Auszeichnung nicht getan. Sie war eher eine Motivation, das Thema anzugehen und alle dafür zu sensibilisieren. Jetzt geht es für sie darum dranzubleiben. Während die Kleinen eher aus dem Gefühl heraus die Tiere schützen wollen, merken die Schulkinder laut Jettenberger bereits, dass es darum geht, langfristig Verantwortung zu übernehmen.
Wie geht es im Kinderhaus nachhaltig weiter? „Der nächste Schritt wird sein, dass wir mit den Kindern reden, wie wir unser nächstes Sommerfest gestalten wollen“, sagt die Wertinger Kinderhausleiterin. „Ob wir beispielsweise auf den Luftballonwettbewerb verzichten werden.“
Jettenberger will den Kindern klar machen, dass eine Auszeichnung als „ÖkoKids“auch Verantwortung mit sich bringt, die es zu übernehmen gilt.