Auf ein Bier mit Englands Nummer eins
Wenn an jeder Ecke Plätzchen lauern, wenn nach dem Fondue am Heiligen Abend Tante Erna am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Gans serviert und zudem fortwährend Prozentiges gereicht wird, um Mahlzeiten und Süßkram runterzuspülen, wird Enthaltsamkeit extrem auf die Probe gestellt. Manch einer umgeht diese Gewissenskonflikte, indem er von vornherein einen laxeren Ansatz wählt: Statt sich selbst zu geißeln und dem schokoladigen Teufelszeug zu entsagen, erlaubt er sich rund um Jesu Geburt jedwede Zuckerzufuhr.
So verfuhr auch Fußballprofi Jordan Pickford, zugleich Englands Nationaltorwart. Zwei Tage vor Heiligabend hat der 25-jährige Fußballprofi Ratschläge von Ernährungsberatern vorsätzlich missachtet. Man könnte auch sagen: Er hat sich kräftig einen hinter die Binde gekippt.
Dem Engländer an sich wird ja ein gewisser Hang zu dieser Freizeitbeschäftigung nachgesagt. Für sein Besäufnis hat Pickford aber keineswegs ein schlecht ausgeleuchtetes Pub in einem abgelegenen Weiler der Insel aufgesucht. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Pickford nutzte die ganz große Bühne: den Londoner Alexandra Palace. Jenen Hotspot also, an dem die gehypten Dartsspieler dieser Tage ihren Weltmeister auswerfen. Ein Video zeigt Pickford, wie er inmitten verkleideter Fans ein Bier in einem Zug leert, sich den Becher auf den Kopf setzt und dafür anschließend mit „Englands Nummer eins“-Gegröle gefeiert wird. Da er anschließend sichtlich Probleme hat, sich auf einem Stuhl zu halten, liegt der Verdacht nahe, dass dieses Bier nicht das einzige war, das Pickfords Rachen an diesem Tag flutete.
Während die Bundesligaspieler hierzulande gerade pausieren, fällt Pickfords Gerstensaftkonsum unter die Kategorie „Spielvorbereitung“. Den zweiten Weihnachtsfeiertag, traditionell der „Boxing Day“, nutzt die Premier League, um einen Spieltag auszutragen. Der FC Everton empfing am Donnerstag den FC Burnley. Und das, na klar, mit Pickford zwischen den Pfosten. Bei ihm stand diesmal die Null, Tage zuvor war dies bei seinem Promillegehalt im Blut wohl weniger der Fall.
Dass Pickfords Party-Ausflug unbestraft blieb, war nicht anders zu erwarten. Vor Kurzem unterschrieb Ex-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti in Everton einen Vertrag, am Donnerstag saß der Italiener erstmals auf der Bank. Ancelotti gilt als Lebemann. Als Pasta- und Rotweinliebhaber. Wer selbst Lastern verfällt, drückt auch bei anderen Genussmenschen bereitwilliger mal ein Auge zu.