Die besten Platten des Jahres
Das wählten die Kritiker weltweit
Noch sind zwar nicht alle Bilanzen gezogen, aber Platz eins bei der internationalen Musikkritik für 2019 ist vergeben. Und wie jedes Jahr ergibt die Zusammenschau der Expertenurteile (metacritic.com) ein anderes Bild als die Verkaufszahlen, bei denen in Deutschland Rammstein vorne liegen, weltweit PopPrinzessinnen wie Taylor Swift und Ariana Grande oder die globalen K-Pop-Abräumer BTS. Aber eine ziemlich sensationelle Überschneidung gibt es dieses Jahr eben doch. Eine erst 17-jährige Kalifornierin schoss weltweit in die Chartspitzen, war in den USA sogar am erfolgreichsten überhaupt – und schaffte es auch in Kritikerurteilen ganz weit nach oben. Es ist Billie Eilish mit ihrem Album „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“und zudem milliardenfach gestreamte Hits wie „Bad Guy“.
Zu Platz eins bei den Experten aber hat es dann doch nicht gereicht, sondern aktuell zu Platz drei. Knapp hinter einem ganz Großen der Branche, der mit einem weiteren Traueralbum und seinen Bad Seeds offenkundig sehr überzeugte, damit als älterer weißer Mann aber sehr einsam ist in diesen Jahreswertungen: Nick Cave mit „Ghosteen“. Denn in der Gesamtauswertung knapp auf Billie Eilish folgt mit der Britin FKA twigs und ihrem „Magdalene“schon wieder relativ junge Frauenpower. Und auf Platz eins eben thront 2019: die
New Yorkerin Elizabeth Woolridge Grant, die alle Welt seit 2011 und ihrem Hit „Video Games“als Lana Del Rey kennt. Mit ihrem wieder typisch melancholisch tönenden, fünften Album, „Norman Fucking Rockwell“, versetzte die 34-Jährige viele Kritiker ins Schwärmen und holte mit Abstand die meisten Spitzenplätze auf deren Jahresbestenlisten. Bevor noch viele weitere Frauen folgen.
Da sind unter den 15 in der Gesamtschau am besten Bewerteten: Sängerinnen mit Folk wie Angel Olsen („All Mirrors“), Weyes Blood („Titanic Rising“) und Sharon Van Etten („Remind Me Tomorrow“), mit Soul wie Brittany Howard („Jaime“), Beyoncé-Schwester Solange Knowles („When I Get Home“) und vor allem auch die rappende Lizzo („Cuz I Love You“). Die männlichen Rapper haben in den Experten-Listen 2019 eher weniger zu melden, nur Tyler, the Creator („Igor“, Platz fünf) und Little Simz („Grey Area“, 14) sind oben dabei. Und auch Bands haben für wenig Furore gesorgt. Das durch den Tod von Gründer David Berman traurig gewordene selbst betitelte Album der Purple Mountains (sieben) noch am ehesten, dann folgen noch Vampire Weekend („Father of the Bride“, zwölf) und Big Thief („UFOF“und „Two Hands“, 15). Immerhin ein bisschen Indie, aber kein Rock.
Ganz schön weiblich, ganz schön jung, ganz schön solo und ganz schön amerikanisch alles. Die Vereinigung der deutschen Schallplattenkritik hat da mit ihren Jahrespreisen andere Schwerpunkte gesetzt. Sie zeichneten im Pop-Rock-Bereich aus: die Österreicher Indie-Band Bilderbuch mit „Vernissage My Heart“! Und einen alten weißen amerikanischen Rocker, der international wenig geholt hat: Bruce Springsteen mit „Western Allstars“.