Alle Wetter! Das Jahr geht ja gut los…
Leserzuschriften Was waren das wieder für Tage und Debatten! Das Jahr 2020 kennt kein Erbarmen, keine Verschnaufpause. Sondern Aufregung in der Medienbranche über Armin Laschet, den CDU-Ministerpräsidenten von NordrheinWestfalen, der sich im Spiegel über die „überdurchschnittlichen Gehälter“der öffentlich-rechtlichen Rundfunkredakteure echauffierte – am Jahressalär des WDR-Intendanten Tom Buhrow von knapp 400000 Euro aber nichts zu beanstanden hatte. Aufgeregte Diskussionen auch über die Forderung nach einer Klarnamenpflicht in sozialen Netzwerken,
die unter anderem Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) mal wieder forderte. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, scheint etwas anderes näher zu liegen – das TV-Programm. Noch immer schicken Sie mir Mails zu meiner These, dass das Programm in den vergangenen Jahren besser geworden sei. Mit Einschränkungen jedenfalls.
Heinz Barisch aus Bobingen schrieb mir von seinem Ärger: „Mein Beitrag zur Beurteilung der ARD mit ihren vielen Sendeanstalten ist mit einem Satz gesagt: Eine Beleidigung der Gebührenzahler!“Ständig Serien, „und dann unendlich Tatort, Tatort, Tatort … und dazwischen Werbung, Werbung, Werbung“. Er vermisse gute Unterhaltung, klassische Spielfilme und den großen Sport.
Jürgen Frühling aus Neuburg an der Donau teilte diese Kritik. Was ihn zudem stört: Vor einiger Zeit sei „den anarchistischen Stinkstiefeln der Television eine neue Teufelei eingefallen. Sie nennt sich musikalische ,Untermalung‘“. Hans Eichhorn aus Asbach-Bäumenheim hatte noch einen anderen Punkt: Ihm gehen Nachrichten-Sprecher auf die Nerven. Er empfinde sie als selbstverliebt. Und Christa Haug aus
Buxheim meinte kurz und bündig: „Wir bekommen nur noch Krimis, Problemfilme oder Wiederholungen!“
Ja, ja, das TV-Programm. Meine Meinung dazu kennen Sie. Meine Meinung zu Laschets Aussagen und zur Klarnamenpflicht kennen Sie noch nicht. Hier ist sie, kurz und bündig: Ich finde, ein Ministerpräsident sollte sich differenziert und sachkundig äußern. Laschet war in dem Spiegel-Interview nochmals zum satirisch gemeinten „Umweltsau“-Liedchen des WDR befragt worden. Dazu hatte er sich bereits mehrfach zu Wort gemeldet – und meiner Ansicht nach aus verschiedenen Gründen keine gute Figur gemacht. Und zur Klarnamenpflicht: Gewiss, wir laufen auf der Straße nicht mit Namensschildern umher, aber unsere Autos haben Kennzeichen – so etwas sollte auch im Netz möglich sein. Vor allem muss es endlich möglich werden, dass die bestehenden Gesetze in sozialen Netzwerken so angewendet werden, dass sie spürbar Hass und Hetze entgegenwirken.
Ach ja, und dann erreichte mich noch ein Fax aus Tapfheim. In dem schrieb eine sehr freundliche Leserin: „Schreiben Sie doch mal eine Kolumne über das Wetter!“Das Wetter habe eine Wichtigkeit erlangt, „der man sich als einfacher Medienkonsument nicht mehr entziehen kann“. Bio-Wetter, AlpenWetter, Reise-Wetter… Noch fällt mir nichts zum Wetter ein. Aber das Jahr 2020 ist lang.