Womit die Feuerwehr seit 100 Jahren arbeitet
Geschichte Das Heimatmuseum der Stadt Wertingen holt sich Experten ins Haus. Kommandant Rudolf Eser zeigt anschaulich, was sich bei Hilfsmitteln, Schutzkleidung und Fahrzeugen verändert hat
Wertingen „Stellt euch vor, hier vor uns würde ein Feuer brennen. In dem Raum hinten ist Wasser, um den Brand zu löschen. Ihr habt diese Ledereimer. Wie geht das am besten?“Diese Frage richtete Rudolf Eser an die jüngsten Interessenten der Feuerwehrgeschichte, welche am Sonntagnachmittag das Wertinger Schloss besuchten. Dort erzählten er, als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wertingen, und Museumsreferent Cornelius Brandelik unter dem Motto „Das Heimatmuseum der Stadt Wertingen holt sich Experten ins Haus“, wie sich die Feuerwehrausrüstung in den vergangenen rund 150 Jahren verändert hat, und auch, welche Werkzeuge heute noch in modernisierter Form verwendet werden.
Nach und nach gingen die Kinder mit ihren Wasserbehältnissen in den hinteren Raum, dann wieder zurück zur ausgewiesenen Brandstelle, und ihnen wurde klar, dass dafür eine andere Lösung hermusste. „Und wie geht das jetzt schneller?“, fragte Eser. „Rennen“, war die erste Antwort, aber schnell kamen sie zum Schluss, dass die Eimer auch in einer Löschkette nach vorn gereicht werden könnten. Heute werden Brände, im Gegensatz zu früher, nicht mehr mit Eimern, schon gar nicht aus Leder, gelöscht. Den Nachfolger der Löscheimer stellte die sogenannte „Kübelspritze“dar, ein Wasserbehälter, der durch Pumpen im Inneren Druck aufbaute und die Löschflüssigkeit über einen Schlauch abgab. Ihr Nachfolger war dann der Hochdrucklöscher, welcher die Handpumpe durch eine Druckluftflasche ersetzte und noch effektiver war. Die modernen Versionen dieser beiden Geräte werden auch heute noch bei Kleinbränden benutzt.
Für größere Brände werden heutzutage jedoch Schläuche benutzt, welche das Löschmittel bei Bedarf auch mehrere Meter weit in die heißen Flammen befördern können. Während auf Vorläufern aktueller Schläuche noch spezifische Aufsätze die Durchflussmenge bestimmten und bei so manchem Einsatz „die durch das Löschen entstandenen Schäden höher ausfielen als die des eigentlichen Brandes“, wie Eser erklärt, können Feuerwehrleute heute mit modernen Hohlstrahlrohren je nach Situation die Intensität beeinflussen, um individuell für jeden Brandfall das ideale Ergebnis zu erzielen.
Auch die Schutzausrüstung machte im Laufe der Zeit einige gravierende Veränderungen durch. Die Helme wurden beispielsweise im 19. Jahrhundert noch aus Leder gefertigt, zwischenzeitlich wurde auf Stahl umgesattelt und heute auf hoch entwickelte Helme aus Kunststoffen. Rudolf Eser erklärt: „Diese Integralhelme sind in vielen europäischen Ländern heute auch vorgebeispielsweise in Italien und Österreich.“Neben einigen historischen Feuerwehrgerätschaften wurde auch solch ein Helm durch die Runde gereicht, damit die Gäste sich ein Bild von der Technik machen konnten.
Weiter ging es in das Heimatmuseum, in dem Besucher Löschwagen und eine Feuerwehrleiter von vor über hundert Jahren bestaunen können. Die Referenten erklärten, dass diese Leiter aus Hirschbach von vor 1900 gerade einmal zwei Generationen vor der Drehleiter gebaut wurde.
Nach der Präsentation der alten
Technik ging es für die Interessierten zu dem modernen Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Wertingen, welches für die Veranstaltung vor dem Schloss wartete. Begeistert beobachteten die Zuschauer, wie der Wertinger Feuerwehrkommandant die Türen öffnete, aus denen unzählige Gerätschaften zum Vorschein kamen. Darunter befanden sich alle möglichen Hilfsmittel, von Atemschutzmasken und einer Vielzahl an Schläuchen bis hin zu motorisierten Sägen, Äxten und sogar einem kleinen Hygienetisch. Das liegt daran, dass die Feuerwehr nicht nur für Brände zustänschrieben, dig ist. „Auch wenn beispielsweise ein umgefallener Baum auf der Straße liegt, ist die Feuerwehr dafür zuständig“, erklärt Rudolf Eser. Auch ein Werkzeug, das den Besuchern von der Ausstellung im kleinen Sitzungssaal des Schlosses bekannt war, der Einreißhaken, befand sich im Fahrzeug. Dabei handelt es sich um eine lange Stange aus Holz mit Widerhaken aus Stahl, der beispielsweise zum Einreißen von brennenden Gebäudeteilen oder zum Testen der Standhaftigkeit von Mauerwerk benutzt wird. Das Prinzip ist bei der modernen Version ähnlich, jedoch besteht die Stange aus Fiberglas und kann in der Länge angepasst werden.
Gesteuert wird auch einiges im Fahrzeug durch einen Touchscreen auf der Rückseite. „Falls dieser einmal ausfallen sollte, kann er hochgeklappt werden und manuell mit Hebeln bedient werden“, demonstrierte Eser und zeigte das analoge Bedienpult.
Die Veranstaltung endete für die Gäste mit freiem Zugang für das Löschfahrzeug, Kinder durften unter der Aufsicht der anderen anwesenden Feuerwehrleute auch das Dach erklimmen, um sich die Drehleiter von Nahem anzusehen.