Klinik reagiert auf Giftattacke
Regeln in Ulm werden verschärft
Ulm Nach der Giftattacke auf fünf Babys in der Ulmer Kinderklinik bleibt das Motiv weiter unklar. Wie die mutmaßliche Täterin an das Betäubungsmittel gekommen ist, dürfte dagegen feststehen: Die Verdächtige wusste, wo der Schlüssel zum Betäubungsmittelschrank der Klinik verwahrt wird – genauso wie die anderen fünf Frauen, die in jener Nacht auf der betreffenden Überwachungsstation Dienst hatten.
Eine junge Krankenschwester soll den Säuglingen Morphin in einer Muttermilch-Spritze gegeben und sie damit in tödliche Gefahr gebracht haben. Das starke Schmerzmittel wird in der Kinderklinik, die zum Universitätsklinikum Ulm gehört, in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt. Nach Angaben der Ermittler gibt es dort einen Fehlbestand – der im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte. Weitere Ermittlungen, die mehr Klarheit bringen, stünden noch aus.
Der Ärztliche Direktor Professor Dr. Klaus-Michael Debatin betont, die Kinderklinik habe alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten: Der Schrank muss verschlossen sein, nur Befugte dürfen Zugang zum Inhalt haben – die Verdächtige gehörte zum Kreis dieser Befugten. Alles, was dem Schrank entnommen wird, muss in einem Betäubungsmittelbuch dokumentiert werden. Zudem findet zweimal jährlich eine Kontrolle statt.
Ein Vier-AugenPrinzip für die Entnahme von Medikamenten gab es nicht – und daran soll sich Debatin zufolge auch nichts ändern.
Gleichwohl wurden bestimmte Regeln verschärft: Es gebe nun nicht mehr auf jeder Station einen Betäubungsmittelschrank und die Zahl der Personen, die dazu Zugang hätten, sei gesenkt worden. Noch schärfere Vorkehrungen seien auch an anderen Kliniken nicht die Regel. Debatin argumentiert: Wenn eine Person derartige kriminelle Energie aufbringe, sei es schwer, sie aufzuhalten – selbst mit den strengsten Sicherheitsvorkehrungen.