Faber trifft auf Intimfeind
Tatort: Monster
ARD, 20.15 Uhr Der Realismus der Gegenwart und die Schattenseiten der digitalen Welt prägen immer mehr die Themenwelt des „Tatort“. So auch die Folge „Monster“aus Dortmund, die Kindesmissbrauch und die Privatfehde von Kommissar Faber (Jörg Hartmann) mit dem Dauerschurken Markus Graf drehbuchmäßig ziemlich ungeschickt zusammenrührt. Schon der Beginn ist schwere Kost – in einem Partykeller liegt ein Toter, mit einem Skalpell grausam getötet. Daneben sitzt die Täterin: Evelyn Kohnai (Luisa-Céline Gaffron), eine junge Frau, das Gesicht blutverschmiert, die nur mit Faber sprechen will.
Drehbuchautor Jürgen Werner hat den dramatischen Weg eines als Kind missbrauchten Mädchens zur erwachsenen Frau zum Hauptthema gemacht. Ein Opfer, das im Lauf seines zerstörten Lebens zur Rächerin wird. Doch damit nicht genug: Zeitgleich wird die Frau des jungen Kollegen Jan Pawlak (Rick Okon) unter Drogen gesetzt, und Mia, die fünfjährige Tochter der beiden, gekidnappt – wohl nur, damit aus der Privatfehde von Faber und Graf im dritten Aufeinandertreffen doch noch ein Krimi wird. Denn Faber quält immer noch der Verdacht, dass sein Gegenspieler seine Finger im Spiel hatte bei einem Verkehrsunfall, durch den Frau und Tochter des Ermittlers ums Leben kamen.
Die verbalen Florettkämpfe der Duellanten und die geplante Versteigerung Mias zum Verkauf im Darknet tun diesem „Tatort“nicht gut. Dass Pawlak seiner entführten Tochter auch noch selbst hinterher ermitteln darf, ist ein zusätzlicher Fauxpas in der Handlung.
Zum Glück ist die Inszenierung von Torsten C. Fischer zurückhaltend. Die Regie sorgt für die Distanz, die beim Thema Kindesmissbrauch auch notwendig ist. Der Missbrauch selbst wird nur zweimal angedeutet. Und die „Monster“können normale Menschen sein, die, so das Drehbuch, „abends Dinge tun, die wir verdrängen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“Mehr als die diesmal eher blassen Kommissare überzeugt Luisa-Céline Gaffron als verbitterte Kinderschänder-Rächerin. Große Leistung. Rupert Huber