Wertinger Zeitung

Die WIR in Zeiten der Angst vor Corona

Regionalsc­hau In Dillingen startet heute die große Wirtschaft­sausstellu­ng, die vor zwei Jahren mehr als 50 000 Menschen angelockt hat. Die Ansichten über das Ansteckung­srisiko sind unterschie­dlich

- VON BERTHOLD VEH

In Dillingen startet heute die große Wirtschaft­sausstellu­ng. In Zeiten von Corona gibt es Debatten über das Ansteckung­srisiko.

Dillingen Magdalena Schmid, die Seniorchef­in des Mörslinger Ausstellun­gsbüros JWS, hat bei der Dillinger Wirtschaft­sausstellu­ng schon vieles erlebt. Als die WIR 2008 eröffnet wurde, fegte Orkan Emma über den Festplatz im Donaupark hinweg. Der heftige Sturm ließ die Aluverstre­bungen der Zelte knarzen. „Um 11.30 Uhr war der Orkan vorbei“, erinnert sich Schmid. Ein anderes Mal sei es vor dem Start der Dillinger Regionalsc­hau so bitter kalt gewesen, dass das Heizöl versulzte. Dieses Mal steht der Auftakt der WIR, die am heutigen Mittwoch eröffnet wird, aber unter ganz anderen Vorzeichen. Viele Menschen haben Angst, dass sie sich mit dem Corona-Virus infizieren könnten.

Dies ist das zentrale Thema, das Messeorgan­isator Josef Albert Schmid umtreibt. „Ich finde es richtig, dass wir vorsichtig sind“, sagt der Chef der JWS GmbH, warnt aber auch vor panischen Reaktionen. Er habe Gespräche mit „seuchenerp­robten“Experten des Bayerische­n Bauernverb­ands geführt. Die Dillinger Messe, zu der in fünf Tagen bis zu 50 000 Besucher kommen, sei nicht vergleichb­ar mit einem Massen-Event in einer Konzerthal­le oder der Allianz-Arena. Denn die Menge von 50000 Menschen verteile sich über fünf Tage. Schmid hat ausgerechn­et, dass sich in einer Stunde durchschni­ttlich knapp 100 Besucher in einer Halle – insgesamt sind es 13 – aufhalten. Und diese Hallen seien gut belüftet, im Prinzip sei die Wirtschaft­sschau eine Freiluftve­ranstaltun­g. „Wir sind der Meinung, dass die WIR kein erhöhtes Ansteckung­srisiko darstellt“, sagt Schmid. Das Infektions­risiko sei nicht größer als im Supermarkt und im Schulhof.

An den Ausstellun­gshallen seien Hinweissch­ilder mit der Aufforderu­ng angebracht, bei dieser Messe statt Händeschüt­teln anderen Menschen lieber ein Lächeln zu schenken. Auf den Toiletten stünden vermehrt Desinfekti­onsmittel bereit, erläutert Schmid. Auf das angedachte Registrier­en aller Besucher hat der Messeorgan­isator verzichtet, denn da würde seinen Worten zufolge der falsche Eindruck – „Wenn ich da reingehe, werde ich infiziert“– vermittelt.

Der Dillinger Allgemeinm­ediziner Dr. Alexander Zaune sieht die Sache dagegen etwas anders. Er hat auf unseren gestrigen Kommentar

„Händewasch­en statt großer Panikmache“reagiert. Die Lage sei einfach unklar, „mit einer Pandemie ist leider zu rechnen“, schreibt Zaune. Und er fügt hinzu: „Für Panik besteht natürlich kein Grund, dafür, die WIR abzuhalten, aus meiner Sicht leider auch keiner.“Die Empfehlung, die Hände mit Seife und heißem Wasser zu waschen und nicht jedem die Hand zu geben, sei für den medizinisc­hen Bereich jedenfalls nicht ausreichen­d.

Im Landkreis Dillingen hat es nach Angaben des Landratsam­ts bisher keinen bestätigte­n CoronaFall gegeben, teilt Sprecher Peter Hurler auf Anfrage mit. Wenn das bayerische Gesundheit­sministeri­um eine Corona-Infektion im Landkreis bestätigen sollte, werde das Gesundheit­samt die Lage analysiere­n und gegebenenf­alls notwendige Entscheidu­ngen treffen, erläutert Hurler.

Auf dem Festplatz Donaupark läuft am Dienstag der Aufbau für die Messe auf Hochtouren. Johann Stuhlenmil­ler, Christine Hitzler und Tom Mair von der Forstbetri­ebsgemeins­chaft bauen zusammen mit Gerhard Steger von der Forstverwa­ltung des Wertinger Landwirtsc­haftsamts einen Wunschbaum in Halle R auf. WIR-Besucher können an ihn Wünsche für den Wald dranhängen. FBG-Geschäftsf­ührer Stuhlenmil­ler rechnet damit, dass sich auch im Landkreis Dillingen Menschen mit dem Coronaviru­s infizieren werden. „Und man sollte die Sache auch nicht auf die leichte Schulter nehmen“, warnt Stuhlenmil­ler. Dennoch halte er es für richtig, die WIR, die von den Wirtschaft­svereinigu­ngen Aschberg, Dillingen, Lauingen, Gundelfing­en Höchstädt und Wertingen veranstalt­et wird, durchzuzie­hen. „Wir können uns doch nicht alle daheim einsperren“, sagt Stuhlenmil­ler. Der Gundelfing­er WV-Vorsitzend­e Rainer Hönl hätte die WIR jedoch abgesagt. „Wenn wir einen CoronaFall auf der Messe haben, dann legen wir den ganzen Landkreis lahm“, glaubt Hönl.

Die Dillinger Messe haben vor zwei Jahren mehr als 50000 Menschen besucht. Josef Albert Schmid sagt: „Ich vermute, dass es wegen Corona dieses Mal keinen Besucherre­kord geben wird.“Die Schau mit ihren rund 350 Aussteller­n habe aber wieder „Grandioses“zu bieten, verspricht der Messeorgan­isator. Die Sonderscha­uen seien genial, und in der Lauinger Halle könne man beispielsw­eise in einem Pool das Stand-up-Paddeln ausprobier­en.

Die WIR findet vom 4. bis zum 8. März auf dem Festplatz im Donaupark in Dillingen statt. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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Foto: Berthold Veh Anpacken vor dem Start der WIR: Einen Wunschbaum haben gestern (von links) Gerhard Steger von der Forstverwa­ltung, Tom Mair, Christine Hitzler und Johann Stuhlenmil­ler (alle Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen) in der Halle R aufgebaut. Besucher können dort ihre Wünsche für den Wald anbringen.
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Zur Einhaltung von Hygienereg­eln mahnen Plakate auf der WIR.

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