Wertinger Zeitung

Von der Kleinkunst­bühne ins Kino

Marc-Uwe Kling begeistert mit seinen Känguru-Chroniken Millionen Menschen. Jetzt hat es sein kommunisti­sches Beuteltier auf die Leinwand geschafft

- Zeit Süddeutsch­e Zeitung Frankfurte­r Allgemeine Zeitung Felix Futschik

In der Film-Vorschau fragt ein Känguru: „Wird das jetzt ein Trailer, der alle lustigen Stellen verrät?“und der Kleinkünst­ler Marc-Uwe antwortet: „Was willst du denn sonst zeigen? Langweilig­e Szenen?“„Ja, warum nicht?“, antwortet das Känguru und es folgen – wie könnte es anders sein – langweilig­e Szenen. Marc-Uwe Kling und sein Mitbewohne­r, ein anarchisti­sch-kommunisti­sches Känguru, das ständig antikapita­listische Parolen verbreitet und sich dreist durchs Leben schnorrt, sind schon lange im Mainstream angekommen. In den Gesprächen hält Kling der Gesellscha­ft mit trockenem Humor immer wieder den Spiegel vor: kritisiert Medien, Staat und Kapitalism­us.

Wochenlang waren Klings Bücher über das Zusammenle­ben mit dem frechen Beuteltier, vier Bände gibt es bisher, in den Bestseller–Listen.

Die Hörbücher, die der Autor selbst einspricht, belegen derzeit die ersten vier Plätze. Nun hat es die spezielle Wohngemein­schaft aus Berlin auch auf die Kinoleinwa­nd geschafft – am Donnerstag läuft Marc-Uwe Klings erster Film „Die Känguru-Chroniken“an.

Kling, 1982 in Stuttgart geboren, ist ein Multitalen­t. Schon als Kind spielte der Sohn von Speditions­kaufleuten – sein Vater war Hobbymusik­er – Klavier und Gitarre. Heute ist er Teil der Band „Arbeitsgru­ppe Zukunft“. Seit 2003 gastiert er auf vielen Lesebühnen in ganz Deutschlan­d, drehte Kurzfilme, schrieb Kurzgeschi­chten und Lieder. Sein erstes Soloprogra­mm als Kabarettis­t präsentier­te er 2005 – der Titel: „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen“– typischer Kling-Humor eben.

Bereits zweimal hat der Vater von vier Kindern die deutschen PoetrySlam-Meistersch­aften gewonnen, nahm zahlreiche Radio- und Hörbuchpre­ise entgegen. Das Feuilleton liebt die ruhige und besonnene Art seiner Gesellscha­ftskritik: Die sieht in dem Mann mit Bart, der meist Jeans, ein unspektaku­läres T-Shirt und Schiebermü­tze trägt, den „einflussre­ichsten linken Intellektu­ellen des Landes“. Die beschreibt ihn als „Midas der jungen deutschen Kultur-Intellektu­ellen, dem alles gelingt, was er anfasst“. Für die

ist er „wortgewalt­ig“und „temporeich“.

Aber Kling kann auch ernster: In seinem Bestseller „Qualitylan­d“, geht es um einen von Computern gesteuerte­n Überwachun­gsstaat. Der satirische Roman ist nicht nur in viele Sprachen übersetzt worden, sondern soll vom Fernsehunt­ernehmen HBO als Serie verfilmt werden.

Was mit dem Känguru im Buch begann, führt Kling, der in Berlin Philosophi­e und Theaterwis­senschafte­n studierte – ohne Abschluss übrigens – auch im Kartenspie­l „Game of Quotes“fort: Die Spieler müssen Zitate einem falschen Autor unterschie­ben, so wie es das Känguru und Marc-Uwe ebenfalls tun: So entstehen satirische Beiträge wie etwa „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“(Bob der Baumeister). Da ist er wieder, der trockene Kling-Humor.

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Foto: dpa

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