So läuft das unter Männern
Partei Die CDU wählt ihren neuen Vorsitzenden gleich zweimal. Warum Armin Laschet derzeit die besten Karten hat
Berlin Sicher ist bei der CDU gerade nur eines: Einen Marathon an Konferenzen zur Vorstellung der drei Bewerber um den Parteivorsitz wird es nicht geben. Der Koalitionspartner SPD hatte die Genossen mit diesem Prozedere ermüdet, die CDU hingegen will Langeweile offenbar auf jeden Fall vermeiden. Sie bietet ihren Mitgliedern nicht nur eine Wahl zum neuen Vorsitzenden, sondern gleich zwei. Das zumindest verabredete das Kandidaten-Trio bei einem gemeinsamen Gespräch mit Parteichefin Annegret KrampKarrenbauer. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unions-Fraktionschef Friedrich Merz und der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen werden sich beim außerordentlichen Bundesparteitag am 25. April in Berlin zunächst einer sogenannten Nachwahl stellen. Damit soll die Nachfolge von Kramp-Karrenbauer geklärt werden, die sowohl auf Parteivorsitz als auch auf die Kanzlerkandidatur verzichtet.
Der neue Vorsitzende muss dann noch mal beim Parteitag vom 3. bis 5. Dezember in Stuttgart ran. Dabei wird turnusgemäß die gesamte CDU-Spitze neu gewählt. Das Verfahren nährt Spekulationen, ein im April unterlegener Bewerber könnte es in Stuttgart noch einmal versuchen. Wahrscheinlich ist das aber nicht. Denn die drei Kandidaten haben bereits zugesagt, den Sieger ohne Wenn und Aber zu unterstützen. Zudem ist die Erwartungshaltung in der Partei eindeutig. Es sei „klug und richtig, am 25. April eine Entscheidung zu treffen“, sagte etwa Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer. Diese Entscheidung müsse von der Partei dann geschlossen getragen werden.
Die besten Chancen auf den Parteivorsitz hat derzeit offenbar Armin
Laschet. Für ihn haben sich bereits die Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ausgesprochen. Im Norden der Republik kann Laschet nach entsprechenden Signalen auf die Unterstützung von Bremen und SchleswigHolstein hoffen. Brandenburg könnte ebenfalls an Laschet gehen. Jeder CDU-Bundesparteitag hat 1001 Delegierte. Wie viele Delegierte ein Landesverband entsenden kann, richtet sich nach der Mitgliederzahl. Gemessen an früheren Parteitagen hätte Laschet damit bereits die Hälfte der Delegierten hinter sich versammelt.
Laschet weilte gerade in Israel. Der Besuch war schon geplant, bevor er offiziell seine Kandidatur bekannt gab. In Tel Aviv versuchte sich Laschet in der Rolle des international gewandten Staatsmanns – durchaus erfolgreich, wie Teilnehmer berichteten.
Seinem offenbar stärksten Herausforderer Merz bleiben solche Auftritte in offizieller Funktion verwehrt. Er kann dafür mit der Wirtschaftskarte auftrumpfen. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) hatte Merz schon auf seiner Seite, als er im Dezember 2018 gegen AKK antrat und knapp verlor. Die von Carsten Linnemann (CDU) geführte Vereinigung ist auch diesmal der Meinung, „dass Friedrich Merz der am besten geeignete CDU-Vorsitzende und spätere Kanzlerkandidat der Union ist“.
Unternehmer wie Trigema-Chef Wolfgang Grupp treten ebenfalls offen für Merz ein. Der CDU-Wirtschaftsrat ist eine sichere Bank für ihn, auch der einflussreiche Verband „Die Familienunternehmer“dürfte auf seiner Seite stehen. Aber Laschet genießt bei vielen Unternehmern ebenfalls Ansehen – unter anderem, weil er sein einst wirtschaftlich abgehängtes Bundesland wieder in die Spur gebracht hat. Beim Thema Kohleausstieg zeigte er sich als hartnäckiger Verhandler und holte einiges an Kompensation für NRW heraus. Röttgen hat sich ebenfalls für niedrigere Unternehmenssteuern ausgesprochen und er will das Thema Klimaschutz für die Union verkörpern. Weder Laschet noch Merz können das glaubhaft tun.
Obwohl Laschet einen Vorteil zu haben scheint, ist das Rennen um den Vorsitz nicht entschieden. Die Delegierten stimmen geheim ab, jeder und jede muss überzeugt werden. Auch ohne Konferenzen vor Ort ist dafür ausreichend Gelegenheit. Die Kandidaten werden unter anderem einen Fragebogen beantworten und sich in Live-Veranstaltungen den Mitgliedern stellen.