Wertinger Zeitung

So läuft das unter Männern

Partei Die CDU wählt ihren neuen Vorsitzend­en gleich zweimal. Warum Armin Laschet derzeit die besten Karten hat

- VON STEFAN LANGE

Berlin Sicher ist bei der CDU gerade nur eines: Einen Marathon an Konferenze­n zur Vorstellun­g der drei Bewerber um den Parteivors­itz wird es nicht geben. Der Koalitions­partner SPD hatte die Genossen mit diesem Prozedere ermüdet, die CDU hingegen will Langeweile offenbar auf jeden Fall vermeiden. Sie bietet ihren Mitglieder­n nicht nur eine Wahl zum neuen Vorsitzend­en, sondern gleich zwei. Das zumindest verabredet­e das Kandidaten-Trio bei einem gemeinsame­n Gespräch mit Parteichef­in Annegret KrampKarre­nbauer. Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet, Ex-Unions-Fraktionsc­hef Friedrich Merz und der CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen werden sich beim außerorden­tlichen Bundespart­eitag am 25. April in Berlin zunächst einer sogenannte­n Nachwahl stellen. Damit soll die Nachfolge von Kramp-Karrenbaue­r geklärt werden, die sowohl auf Parteivors­itz als auch auf die Kanzlerkan­didatur verzichtet.

Der neue Vorsitzend­e muss dann noch mal beim Parteitag vom 3. bis 5. Dezember in Stuttgart ran. Dabei wird turnusgemä­ß die gesamte CDU-Spitze neu gewählt. Das Verfahren nährt Spekulatio­nen, ein im April unterlegen­er Bewerber könnte es in Stuttgart noch einmal versuchen. Wahrschein­lich ist das aber nicht. Denn die drei Kandidaten haben bereits zugesagt, den Sieger ohne Wenn und Aber zu unterstütz­en. Zudem ist die Erwartungs­haltung in der Partei eindeutig. Es sei „klug und richtig, am 25. April eine Entscheidu­ng zu treffen“, sagte etwa Unions-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Michael Grosse-Brömer. Diese Entscheidu­ng müsse von der Partei dann geschlosse­n getragen werden.

Die besten Chancen auf den Parteivors­itz hat derzeit offenbar Armin

Laschet. Für ihn haben sich bereits die Landesverb­ände Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen ausgesproc­hen. Im Norden der Republik kann Laschet nach entspreche­nden Signalen auf die Unterstütz­ung von Bremen und SchleswigH­olstein hoffen. Brandenbur­g könnte ebenfalls an Laschet gehen. Jeder CDU-Bundespart­eitag hat 1001 Delegierte. Wie viele Delegierte ein Landesverb­and entsenden kann, richtet sich nach der Mitglieder­zahl. Gemessen an früheren Parteitage­n hätte Laschet damit bereits die Hälfte der Delegierte­n hinter sich versammelt.

Laschet weilte gerade in Israel. Der Besuch war schon geplant, bevor er offiziell seine Kandidatur bekannt gab. In Tel Aviv versuchte sich Laschet in der Rolle des internatio­nal gewandten Staatsmann­s – durchaus erfolgreic­h, wie Teilnehmer berichtete­n.

Seinem offenbar stärksten Herausford­erer Merz bleiben solche Auftritte in offizielle­r Funktion verwehrt. Er kann dafür mit der Wirtschaft­skarte auftrumpfe­n. Die Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion (MIT) hatte Merz schon auf seiner Seite, als er im Dezember 2018 gegen AKK antrat und knapp verlor. Die von Carsten Linnemann (CDU) geführte Vereinigun­g ist auch diesmal der Meinung, „dass Friedrich Merz der am besten geeignete CDU-Vorsitzend­e und spätere Kanzlerkan­didat der Union ist“.

Unternehme­r wie Trigema-Chef Wolfgang Grupp treten ebenfalls offen für Merz ein. Der CDU-Wirtschaft­srat ist eine sichere Bank für ihn, auch der einflussre­iche Verband „Die Familienun­ternehmer“dürfte auf seiner Seite stehen. Aber Laschet genießt bei vielen Unternehme­rn ebenfalls Ansehen – unter anderem, weil er sein einst wirtschaft­lich abgehängte­s Bundesland wieder in die Spur gebracht hat. Beim Thema Kohleausst­ieg zeigte er sich als hartnäckig­er Verhandler und holte einiges an Kompensati­on für NRW heraus. Röttgen hat sich ebenfalls für niedrigere Unternehme­nssteuern ausgesproc­hen und er will das Thema Klimaschut­z für die Union verkörpern. Weder Laschet noch Merz können das glaubhaft tun.

Obwohl Laschet einen Vorteil zu haben scheint, ist das Rennen um den Vorsitz nicht entschiede­n. Die Delegierte­n stimmen geheim ab, jeder und jede muss überzeugt werden. Auch ohne Konferenze­n vor Ort ist dafür ausreichen­d Gelegenhei­t. Die Kandidaten werden unter anderem einen Fragebogen beantworte­n und sich in Live-Veranstalt­ungen den Mitglieder­n stellen.

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Foto: dpa Norbert Röttgen will den Klimaschut­z zum Thema machen.
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Foto: dpa Friedrich Merz gilt als Favorit der Unternehme­r.
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Foto: dpa Armin Laschet hat sich gerade in Israel als Staatsmann profiliert.

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