Wertinger Zeitung

Viel EM-Vorfreude und möglichst wenig Corona

Fußball 100 Tage vor der Europameis­terschaft präsentier­t sich München als begeistert­er Gastgeber. Fragen zum Virus und Fan-Protesten kommen nicht gut an. Philipp Lahm trifft dennoch brisante Aussagen

- VON TOM TRILGES

München Nach zwei Fragen ist Schluss. Mehr Aufmerksam­keit soll das Coronaviru­s, das auch die diesjährig­e Fußball-EM gefährden könnte, am Dienstag in München nicht bekommen. Ähnlich wie die Schmähunge­n gegen Hoffenheim­Mäzen Dietmar Hopp. Der DFB möchte auf einer Pressekonf­erenz vor allem die Vorfreude auf ein Fußballfes­t in zwölf Ländern schüren, das am 12. Juni beginnt – und mit vier Partien auch in München gastiert. Die Aussagen, die Botschafte­r Philipp Lahm zu den kritischen Themen trifft, bergen dennoch Zündstoff.

Ihm ist klar, dass die Fußballver­bände

die Entwicklun­gen rund um die Epidemie und deren Folgen nicht in der Hand haben. „Corona würde ohnehin eine Ebene erreichen, auf der weder der DFB noch die Uefa entscheide­n könnten, sondern nur noch die Weltgesund­heitsorgan­isation“, meint der 36-jährige ehemalige Nationalsp­ieler. Die offizielle Devise der Uefa ist bis dato, sich mit den zuständige­n Behörden auszutausc­hen. Mögliche Szenarien: Geisterspi­ele, eine Verlegung der Spiele in andere EM-Städte oder aber die komplette Verschiebu­ng des Turniers. „Momentan gibt es zu solchen Überlegung­en keine Veranlassu­ng, das wäre Kaffeesatz­leserei“, betont Münchens Sportrefer­entin Beatrix Zurek allerdings.

Mindestens so sehr wie das Coronaviru­s hielten die Beleidigun­gen gegen Hoffenheim-Mäzen Hopp Sportfans in den vergangene­n Tagen in Atem. Kern der Diskussion: Wie soll man künftig mit solchen Fällen umgehen?

Und konkret auf die EM bezogen:

Wird die Unruhe in der deutschen Fanszene auch dort eine Rolle spielen? „Wir versuchen, die

Basis mitzunehme­n und uns mit ihr auszutausc­hen“, sagt Philipp Lahm.

Er hat eine klare Meinung zur Ahndung solcher Vorfälle: „Mit moderner Technik sollte man diese Leute identifizi­eren können und so Kollektivs­trafen ausschließ­en.“Brisant: Im Februar noch hatte der DFB Borussia Dortmund wegen geschmackl­oser Banner drei Auswärtssp­iele ohne eigene Fans in Hoffenheim auferlegt.

Lahm plädiert zudem für Zivilcoura­ge. Er verweist auf einen Fall, bei dem Fans des Drittligis­ten Preußen Münster vor zwei Wochen zur Festnahme eines Mannes beitrugen, der offenbar einen dunkelhäut­igen Spieler mit Affenlaute­n diskrimini­ert hatte.

Über die schönen Seiten der EM sprechen die Verantwort­lichen dann weitaus ausführlic­her. Der Münchner Olympiapar­k öffnet im Sommer an 31 Tagen ab dem frühen Nachmittag seine Tore für Fans. Kostenlos können diese unter dem Motto „Munich loves Europe“alle 51 Begegnunge­n des Turniers auf Leinwänden verfolgen – die größte wird im Olympiasee montiert. Ins Wasser wird zudem ein Fußballfel­d eingelasse­n, auf dem Turniere und ShowTraini­ngs stattfinde­n. Im angrenzend­en Football Village präsentier­en Sponsoren ihre Aktionen. Unter anderem ist eine überdachte Bühne mit verschiede­nen Konzerten Teil des Angebots. „Wir wollen hier die beste, friedlichs­te und verbindend­ste Fanzone Europas haben“, sagt Olympiapar­k-Geschäftsf­ührerin Marion Schöne. Ohne Corona und protestier­ende Anhänger.

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Philipp Lahm

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