Wertinger Zeitung

In Buttenwies­en soll bevorzugt im Ortskern gebaut werden

Förderbonu­s Der Gemeindera­t verpflicht­et sich einstimmig für eine Gesamtentw­icklungsst­rategie, um in das Programm „Innen statt Außen“aufgenomme­n zu werden. Was es damit auf sich hat

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Buttenwies­en „Innen statt Außen“nennt sich ein bayerische­s Förderprog­ramm für kommunale Flächen und Gebäude. Dahinter steckt das Ziel, die Ortskerne nachhaltig zu beleben, statt in den Außenberei­chen ständig neues Bauland zu erschließe­n. Der Gemeindera­t Buttenwies­en hat sich damit in seiner Sitzung am Montagaben­d auseinande­rgesetzt. Dabei tauchte auch die Frage auf, inwiefern womöglich private Hausbesitz­er den besagten Förderbonu­s ebenfalls in Anspruch nehmen könnten, wenn sie innerorts ein altes Haus abreißen und neu bauen beziehungs­weise sanieren.

13 Hektar Fläche würden nach wie vor täglich in Bayern versiegelt, erinnerte Gunther Wild von der „Städtebau Kommunalbe­ratung Südbayern“eingangs die Buttenwies­ener Gemeinderä­te und Zuhörer. Aufgrund dieser Tatsache sei 2018 die Förderinit­iative „Innen statt Außen“entstanden. Um in das Förderprog­ramm aufgenomme­n zu werden, musste sich die Gemeinde Buttenwies­en verpflicht­en, die Innenentwi­cklung voranzutre­iben.

Das haben die Gemeinderä­te jetzt in ihrer Sitzung beschlosse­n. Vorrangig wird die Gemeinde somit künftig Brachen, Gebäudelee­rstände und innerörtli­che Freifläche­n nutzen. Die Gemeinde hat bereits konkrete Maßnahmen im Blick, die innerhalb der Förderinit­iative bezuschuss­t werden könnten: die Umnutzung des alten Rathauses, die Sanierung und Umnutzung der ehemaligen Synagoge und des benachbart­en Gebäudes sowie die Aufwertung des Bereiches Schulplatz. Dafür würde – sollte die Aufnahme in das Förderprog­ramm erfolgen – nochmals ein Bonus von 20 Prozent auf den Regelförde­rsatz der Städtebauf­örderung von 60 Prozent gewährt. Sprich am Ende könnten 80 Prozent gefördert werden.

Die bewusste Ortskernen­twicklung, so Gunther Wild, gehe in Buttenwies­en ja bereits auf das Jahr 2012 zurück. „Dennoch“, riet der Stadtplane­r, „sollte man nochmals drüber schauen, schließlic­h sei eine Ortskernen­twicklung dynamisch.“Das Konzept habe einen ganzheitli­chen Ansatz. Das Gesamtziel sollte nicht aus den Augen verloren werden. Konkret heißt das für die Gemeinde, dass sie vorhandene Flächenpot­enziale systematis­ch im Blick bewahren muss. „Es gilt zu schauen, wo sind Flächen, wo wurden Betriebe aufgegeben.“Letztendli­ch seien laut Wild drei Dinge zu prüfen: Wo gibt es Flächenpot­enzial im Innenberei­ch? Sind die

Flächen verfügbar? Und ist eine Nutzung bautechnis­ch überhaupt möglich? Erst danach dürfe eine Entwicklun­g im Außenberei­ch weitergehe­n.

Gemeindera­t Josef Hofer interessie­rte sich dafür, wie die Situation in den Ortsteilen aussehe. „Die Innenverdi­chtung betrifft doch alle, nicht nur Buttenwies­en.“Er denke an die vielen alten Höfe, die längst nicht mehr in Betrieb sind, das Geld zum Abreißen aber oft fehle. „Da sind eigentlich Flächen zu finden, mit denen wir Bebauungen in den Außenberei­chen einsparen könnten.“Wild gab Hofer durchaus Recht: „Das wäre eine Zielrichtu­ng.“Es mache ihn selbst traurig, wenn er durch Orte wie Boos an der B 300 oder Aislingen und Holzheim fahre und die vielen leer stehenden Hofstellen sehe. Der Stadtplane­r verwies darauf, dass es sowohl die Dorferneue­rung und die Städtebauf­örderung gebe, deren Verfahren zwar unterschie­dlich, aber doch ähnlich seien. Einzelantr­äge seien bei beiden immer wieder möglich.

Grundsätzl­ich gelte bei den Förderprog­rammen für Kommunen, dass eine öffentlich­e Nutzung gewährleis­tet sein müsse. Was nicht bezuschuss­t werden könne seien kommunale Pflichtauf­gaben wie der Bau und die Unterhaltu­ng eines

Rathauses. Das gleiche gelte – Anfrage von Gemeindera­t Richard Hiesinger – für kirchliche Projekte. Auch hier sei eine Förderung in diesem Rahmen nur möglich, wenn beispielsw­eise ein Bürgerhaus für alle entstehe.

„Wenn das alles stimmt, was Sie sagen, müssen wir uns das Angebot ernsthaft überlegen.“Gemeindera­t Manfred Hartl zeigte sich beeindruck­t und fragte an, wie lange es das Programm noch gebe. „Es läuft seit 2018“, informiert­e Gunther Wild. „Ich denke, solange der Flächenfra­ß so weitergeht, bleibt die Innenentwi­cklung oberstes Ziel.“

Bürgermeis­ter Hans Kaltner sieht in dem Programm zusätzlich­es Geld und keinerlei Nachteile für die Gemeinde. Bei der Sanierung des alten Rathauses sei man soweit, dass man jede zusätzlich­e Förderung dankbar annehme. Ähnliches gelte für die Synagoge, das Bürgerhaus und die Entwicklun­g der Plätze. „Wir sollten möglichst schnell einen Entschluss fassen“, so der Bürgermeis­ter. Dem pflichtete­n die Räte mit ihren Handzeiche­n einstimmig bei.

Die Anmeldung zu dem Förderverf­ahren wird über die Regierung von Schwaben erfolgen, die laut Wild bereits eine Aufnahme in Aussicht gestellt habe. Eine Entscheidu­ng sei bis Mitte Juni zu erwarten.

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