Abschied von einer liebenswerten alten Wertingerin
Nachruf Erna Karpa führte bis ins hohe Alter ein selbstbestimmtes und gesundes Leben. Mit ihr verabschiedet sich eine Generation, die es in der Zusamstadt bald nicht mehr geben wird
Wertingen Sie ist nicht mehr da – das gewohnte Bild der kleinen, zarten, aber immer energiegeladenen und lustigen Frau, die mit ihrem Stock fröhlich über den Wertinger Marktplatz marschierte, gehört der Vergangenheit an. Die Wertinger haben gestern von Erna Karpa Abschied genommen. In ihrem 97. Lebensjahr hat sie diese Welt ohne große Umstände verlassen, lebte selbstbestimmt bis fast zum Schluss in ihrem Haus in der Alemannenstraße, seit 2015 als Witwe des Wertinger Malers und bekannten wie beliebten Musikanten Fritz Karpa.
Erna Karpa, geborene Wiedenmann aus Wertingen, hatte in Zusmarshausen eine Bankausbildung gemacht, als sie Fritz Karpa, der aus Essen „ausgebombt“nach Wertingen kam, kennenlernte. Karpa erlernte das Malerhandwerk und begann zusammen mit seiner Frau ein eigenes Malergeschäft. Das Paar lebte zusammen mit Tochter Claudia und den Eltern von Erna im Häuschen am Marktplatz, ehe die Familie das Haus mit Werkstatt in der Alemannenstraße bezog, in der die Verstorbene auch ihren Lebensabend verbrachte.
Als Handwerkerfamilie, die sich im Kunst- und Kulturleben der Stadt kreativ einbrachte, waren die Karpas beliebt und bekannt. Fritz Karpas alljährliche Schneeskulpturen vor seinem Haus waren den Wertingern ebenso eine Freude, wie seine musikalischen Auftritte mit Gesang und Gitarre. Erna Karpa hat die Erinnerungen an ihren Mann aufrecht erhalten und erst im vergangenen Jahr dem Wertinger Verein zur Förderung des Gitarrenfestivals die Instrumente ihres Mannes ausgeliehen. Erna Karpa war eine standhafte alte Dame, die ihrem hohen Alter mit großer Disziplin begegnete. Sie ernährte sich bewusst und in Maßen – der einzige Genuss, den sie sich täglich gönnte, war ihr geliebtes „Bierle“vom Schwanenbräu. Eisern, wie sie war, achtete sie immer auf genügend Bewegung, spazierte durch das Städtle und pflegte ihre Bekanntschaften. So besuchte sie gerne den Wertinger Wochenmarkt, wo sie noch im vergangenen Oktober ein fröhliches Oktoberfest mit Emmi Arbes, ebenso eine alte Wertingerin, feierte.
Erna Karpa pflegte ihr soziales Leben auch im hohen Alter und scheute sich nicht, Gespräche mit jedem anzufangen, der ihr freundlich begegnete. Häufiger Gast war sie im Sommer in den Eisdielen am Marktplatz, wo sie sich oft zu einem „Schwätzchen“niederließ. Und dabei, wenn es sein musste, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hielt. Die Marktplatzbewohner schätzten sie als eine der letzten Vertreterinnen ihrer Generation. Denn Wertinger, die in den 1920er Jahren geboren wurden, wird es bald nicht mehr geben.