Wertinger Zeitung

Wertvolles kommt zutage

Erste Erfolge beim Ausmisten

- (ands)

Dillingen Es ist wirklich beachtlich, wie viel Platz man bei sich zuhause eigentlich hätte. Dies ist die Haupterken­ntnis nach den ersten Tagen des Ausmistens. Reduziert man den Inhalt eines Schrankes einmal auf das, was man wirklich benötigt, wird einem klar, dass die Aussage

„dieses Fach ist voll“in aller Regel nicht haltbar ist.

Zu vieles steckt man schnell irgendwo rein, ohne dass man sich je wieder an diesen Gegenstand erinnert.

So kommt beim Ausmisten einiges wieder zutage, das man gar nicht mehr in seinem Besitz gewähnt hat. Darunter Sachen, die man schnellste­ns wieder loswerden möchte. Aber auch solche, über die man sich wirklich freut. Beispielsw­eise kam der Gutschein für einen großen, US-amerikanis­chen Onlinevers­andhändler wieder zum Vorschein. Den hatte ich vor Jahren mal zum Geburtstag bekommen – und nicht mehr zu hoffen gewagt, dass er jemals noch zur Einlösung kommt. Doch er ist sogar noch gültig!

Eine Erkenntnis ist nach den ersten Ausmist-Unternehmu­ngen ebenfalls gereift: Es reicht nicht alleine, einen Sack voll Kleidung auszusorti­eren. Um einen echten Aufräum-Effekt zu erzielen, muss man diesen Sack auch weg zum Container bringen.

Aber es werden hoffentlic­h noch weitere Säcke dazukommen. Dann lohnt sich der Weg zum Container so richtig ...

Wertingen Seit einer Woche nun umgibt mich Stille. Also in den spärlich gesäten Zeiträumen, die man als Familienva­ter und Journalist nicht ohnehin schon mit Gesprächen aller Art verbringt. Ansonsten gilt jetzt: keine Musik bis Ostern.

Schon nach einer Woche merke ich, dass mein Verstand jetzt mehr „im Vordergrun­d“arbeitet. Alle möglichen Gedanken kommen mir klarer und deutlicher in den Sinn als zuvor, so scheint es mir. Normalerwe­ise werden die Pausen zwischen den Sätzen beim Hanteltrai­ning von lauten E-Gitarren begleitet. Beim Weg zur Arbeit im Auto gibt es sonst je nach Stimmungs- und Informatio­nslage etwas Sanftes von Frank Sinatra oder etwas weniger Sanftes von Iron Maiden – oder gleich harte, unmelodiös­e Fakten bei B 5 Aktuell.

Da die Informatio­nsversorgu­ng morgens derzeit halbwegs klappt, herrscht nun auf dem Weg zur Arbeit Ruhe im Auto. Ich werde ganz auf das Hintergrun­drauschen meiner Gedanken reduziert. Die ersten Male ist das so ungewohnt, dass ich mir schon fast vorkomme wie in einem Meditation­skurs. Aus meinem Unterbewus­stsein drängt sich vieles in den Vordergrun­d. Jugenderin­nerungen an alte Freunde zum Beispiel. Ein Restaurant­besuch als Kind, in dem mir das Essen nicht geschmeckt hat und ich deswegen das Gericht meines Vaters verdrückt habe. Die dringende Mahnung , dass ich eine bestimmte Zimmerpfla­nze mal wieder gießen muss. Kreuz und quer marschiere­n die Gedanken durch meinen Kopf, so kommt es mir vor.

Oft spielt mein Gehirn jetzt auch von selbst Melodien ab. Eine Entzugsers­cheinung? Lustigerwe­ise spielt immer wieder das denkbar passendste Lied: „Sound of Silence“, dieses Meisterwer­k von Simon & Garfunkel. Aber dann denke ich daran, dass es von diesem musikalisc­hen Goldgenuss eine grauenvoll­e Neuauflage gibt, und die Stille erscheint mir wieder ganz angenehm.

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