Bio-Plastik gehört nicht in den Bio-Müll
Recycling Fehlwürfe in Papier- und Biotonnen machen den Entsorgungsbetrieben schwer zu schaffen. Wie die Mülltrennung richtig geht
Augsburg Papier gehört in die Papier-Tonne, die Bananenschale in den Biomüll. Doch dann geht es schon los: Muss der Deckel vom Schraubglas abgemacht werden, bevor es in den Glascontainer kommt? Und darf ein Fischrest in den Biomüll? Im Landkreis Augsburg ist für den Müll der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB), ein Eigenbetrieb des Landkreises, zuständig. Werkleiterin Daniela Bravi beantwortet wichtige Fragen zur Mülltrennung. Was darf (nicht) in den Biomüll?
„Womit wir am meisten zu kämpfen haben, sind die kompostierbaren Bioplastikbeutel. Der Landkreis hat im vergangenen Jahr aus 30000 Tonnen Biomüll 600 Tonnen wegen Störstoffen aussortieren müssen“, schildert Bravi. Störstoffe sind Materialien, die nicht verrotten. Oder im Fall der kompostierbaren Müllbeutel eben nicht schnell genug, weil der Müll nicht lange genug in der Anlage verbleibt. Laut Bravi landen die Beutel in lauter Einzelteilen in der Erde, die später als Kompost verkauft werde. Und diese Erde müsse dann gesiebt oder, wenn sich die Tütenteile nicht mehr trennen lassen, aussortiert werden. Besser sei es, den Bioabfall in eine Papiertüte vom Bäcker zu füllen oder in eine Zeitung einzuwickeln.
Im Biomüll gab es schon den einen oder anderen seltsamen Fund: „Zwei Wochen vor Ostern haben wir einmal einen toten Hasen gefunden. Und auch schon mal eine Biotonne voller Schlachtabfälle. Das ist dann kein Fehlwurf mehr, sondern bewusst falsch eingeworfen“, sagt Bravi. Man könne sich merken: „Die Biotonne ist ein Vegetarier.“Fisch- und Fleischreste müssen in den Restmüll. Doch viel häufiger als tote Haustiere gibt es Plastik in der Braunen Tonne, schildert auch Dieter Braun, Vertriebsleiter der Abfallverwertung Augsburg (AVA). Auf deren Gelände in Lechhausen wird der Abfall verwertet. „Wir finden in der Biotonne regelmäßig Plastikfolien, Blumentöpfe aus Kunststoff und auch Windeln“, berichtet Braun. Doch warum landen solche Dinge darin? „Ich denke, es ist häufig Unachtsamkeit. Oft wird der Biomüll in dünnen Plastiktüten im Haushalt gesammelt und dann mit der Tüte in der Tonne entsorgt“, sagt Braun. Bei vollen Windeln hofft er auf ein Versehen. Warum dürfen im Biomüll keine Störstoffe sein?
Braun betont, dass die Gartenabfälle und Obstreste ein wertvoller Rohstoff sind. „Wir produzieren damit Biogas, das wir ins Erdgasnetz einspeisen oder es entsteht Kompost, der in die Landwirtschaft geht. Bei uns wird auch Flüssigdünger hergestellt, der mit Gülle vergleichbar ist“, schildert Braun die Möglichkeiten, den Bioabfall weiterzuverarbeiten. Doch damit aus Apfelstrünken
und Salatresten auch Biogas oder Flüssigdünger wird, muss der Abfall eben richtig entsorgt werden. „Kommt eine Bananenschale in einen Abfalleimer in der Stadt, landet sie in der Verbrennungsanlage, wirft man sie zu Hause in den Biomüll, kommt die Schale in die Vergärungsanlage“, sagt Braun. Wichtig sei, erst mal Müll zu vermeiden. Wenn er anfalle, solle er dort landen, wo er weiterverarbeitet werden könne. Warum darf Plastik einmal in den Gelben Sack, ein anderes Mal nicht?
Die Entsorgung gestaltet sich bisweilen aber auch kompliziert. Die Werkleiterin des AWB führt einen leeren Farbeimer als Beispiel für den Landkreis Augsburg an: „Der Kübel ist Verpackungsabfall und kommt in den Gelben Sack. Wenn Sie aber einen Putzeimer aus demselben Kunststoff haben, dann soll der zum Wertstoffhof.“Laut Bravi ist das eine Frage der Finanzierung. Jeder Hersteller müsse seine Verpackung über ein sogenanntes duales System – beispielsweise den Grünen Punkt – lizenzieren lassen. Wer den Farbeimer kauft, habe also bereits für dessen Entsorgung über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne bezahlt – beim Putzeimer eben nicht. Das gilt aber nicht für die Haushalte in der Stadt Augsburg, für die der Abfallwirtschaftsund Stadtreinigungsbetrieb (AWS) zuständig ist. Wie dieser auf Anfrage mitteilt, darf ein Kunststoffeimer – unabhängig davon, ob es sich um einen Farb- oder Putzeimer handelt – in die Wertstofftonne für Kunststoffe und Metalle. Grundsätzlich dürften Gegenstände aus Kunststoff, Metall und Verbundstoff in die Wertstofftonne. Was landet noch in den Mülltonnen, was dort nicht hingehört?
Der AWS listet noch weitere Stoffe auf, die falsch entsorgt werden: Elektrogeräte müssen zum Wertstoffhof gebracht werden, Windeln kommen in den Restmüll ebenso wie Papiertaschentücher, die – entgegen ihres Namens – nicht in die Papiertonne gehören. Buntes Glas, etwa blaue Flaschen, sollen in den Grünglascontainer. Glühbirnen, Trinkgläser, Glasscheiben oder Glas aus elektronischen Geräten gehören dagegen in den Restmüll oder auf den Wertstoffhof. Apropos Glascontainer: Wie ist es denn nun mit den Schraubdeckeln? „Idealerweise werden die Deckel abgemacht und getrennt entsorgt“, sagt Bravi. Allerdings könnten die Deckel auch problemlos aussortiert werden. Worauf ist bei der Müllentsorgung sonst noch zu achten?
Mehr Sorgen bereitet Bravi ein anderer Abfall, dessen Entsorgung in Zukunft immer wichtiger werde: Batterien und Akkus. Nur rund 50 Prozent werden laut der Werkleiterin über die entsprechenden Stellen, wie Wertstoffhöfe oder Annahmestellen, entsorgt. Der Rest liege im Keller rum oder werde im Restmüll entsorgt. „Batterien und LithiumIonen-Akkus müssen speziell behandelt werden. Mitarbeiter kleben die Pole ab, vor dem Transport werden die Batterien dann mit Sand bedeckt, damit keine Brandgefahr besteht.“Bei Elektrogeräten müssten die Batterien vor der Entsorgung entfernt werden.
Aber auch Papier ist nicht immer ein Fall für die Grüne Tonne. Schmutziges und nasses Papier soll laut AWS in den Restmüll. Noch ein Beispiel: Joghurtbecher mit Papierummantelung. Im Idealfall kommt der Kartonmantel in die Grüne Tonne, der Aluminiumdeckel wird ganz vom Becher abgezogen und landet mit dem Plastik im Gelben Sack oder der Gelben Tonne.