Merkels Appell: Auf Sozialkontakt verzichten
Corona Krankenhäuser sollen Operationen verschieben. Schließen die Schulen?
Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus aufgefordert, wo immer möglich auf Sozialkontakte zu verzichten. Nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder bat sie am Donnerstagabend folglich darum, „alle nicht notwendigen“Veranstaltungen auch mit weniger als 1000 Teilnehmern abzusagen. „Das ist ein Aufruf an alle“, sagte Merkel.
Um die Krankenhäuser für Corona-Patienten freizuhalten, sollen nach dem Willen von Bund und Ländern außerdem alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe verschoben werden. Dies solle so weit medizinisch vertretbar ab Montag für unbestimmte Zeit gelten, heißt es in dem Beschluss, den die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten am Donnerstag gefasst haben.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, man wolle einen „Schutzschirm für Krankenhäuser“spannen. Nötig sei eine „Stärkung der gesamten Krankenhauslandschaft“. Bund und Länder hätten vereinbart, die entsprechenden finanziellen Grundlagen „jenseits des normalen Abrechnungssystems“zu legen. Krankenhäuser, die sich umstellen, müssten die Gewissheit haben, dass sie finanziell entschädigt werden. Der Beschluss legt fest, dass die entstehenden wirtschaftlichen Folgen für die Kliniken seitens der gesetzlichen Krankenkassen ausgeglichen werden.
Die Kanzlerin betonte noch einmal nachdrücklich: Aufgabe sei es jetzt, Menschenleben zu retten, „so gut wir das können“. Man habe es hier mit einer gesundheitlichen Herausforderung zu tun, auf die Wissenschaft und Medizin noch keine Antwort hätten.
Eine zweite wichtige Aufgabe sei es, die Wirtschaft am Laufen zu halten, sagte Merkel. Söder sicherte zu, dass man eine Wirtschaftskrise als Folge des Coronavirus verhindern wolle: „Wir werden alles tun, was notwendig ist, um die wirtschaftliche Stabilität zu erhalten.“Konkrete Maßnahmen stellten die Politiker am Abend nicht mehr vor.
Um das Coronavirus einzudämmen, führte Merkel auch die vorübergehende Schließung von Kindergärten und Schulen als Option an. In Bayern könnte diese Maßnahme jetzt sehr schnell kommen: „Ich schließe nicht aus, dass wir Schulschließungen haben werden“, hatte Ministerpräsident Söder schon früher am Tag betont. Bereits an diesem Freitag wolle die Staatsregierung eine Entscheidung treffen. Dabei geht es nicht nur um die Schulen,
Söder will Notfallbetreuung gewährleisten
sondern auch um Kindergärten und Kindertagesstätten. Man müsse dann allerdings auch die Auswirkungen eines solchen Schrittes bedenken und die Entscheidung mit einer Notfallbetreuung für bestimmte Gruppen verbinden, etwa die Kinder von Pflegekräften.
In Bayerns Nachbarland Österreich werden zur Eindämmung des Virus ab Montag alle Oberstufenschüler nach Hause geschickt, ab Mittwoch wird auch der Unterricht für alle anderen Schüler eingestellt. Es werde aber die Möglichkeit der Betreuung in den Schulen geben, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Schulschließungen dauern zunächst bis zum 3. April, dem Beginn der Osterferien. Frankreich, Irland, Dänemark, Slowenien, Polen, Tschechien und Norwegen haben ebenfalls alle Schulen und Kindergärten geschlossen.
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