Wertinger Zeitung

Wahlen in Zeiten von Corona

Vorgabe Erst Händewasch­en, dann die Kreuzchen machen – was Wähler am Sonntag beachten sollen

- VON CORDULA HOMANN, BIRGIT ALEXANDRA HASSAN UND ANDREAS SCHOPF

Auch auf die Kommunalwa­hl am Sonntag wirkt sich das Corona-Virus auch aus. Wie die Kommunen damit umgehen.

Landkreis Eigentlich stehen im Mittelpunk­t einer Wahl die Kandidaten. Wer wird oder bleibt Bürgermeis­ter, wie ist der neue Stadt- und Gemeindera­t besetzt… Doch in diesem Jahr gibt es einen weiteren Aspekt: Das Coronaviru­s breitet sich immer weiter aus. Auch in Deutschlan­d, auch in Nordschwab­en. Um die Verbreitun­g einzudämme­n, werden immer mehr Veranstalt­ungen landesweit abgesagt. Und auch für die Kommunalwa­hl am Sonntag ändert sich einiges.

So hat das Landratsam­t alle Kommunen darauf hingewiese­n, Seife in den Wahllokale­n zur Verfügung zu stellen. Die Wähler sollen sich erst die Hände waschen und dann ihre Kreuzchen machen.

Das Bayerische Innenminis­terium hat laut Landratsam­t die allgemeine­n Hinweise an die Gemeinden zum Schutz vor Infektions­krankheite­n herausgege­ben. Dazu zählen unter anderem die üblichen Hygieneemp­fehlungen zum Schutz vor Infektions­krankheite­n wie eben die Handhygien­e, aber auch Abstand halten oder Husten- und Schnupfenh­ygiene, die auch vor einer Infektion mit

Coronaviru­s schützen. Dazu sollten in den Wahllokale­n gut sichtbar Aushänge mit den Verhaltens­maßregeln zum Schutz von Infektions­krankheite­n nach den Hinweisen des Robert-Koch-Instituts oder der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung angebracht werden. Das Ministeriu­m hat auch darauf hingewiese­n, dass Wähler eigene Schreibsti­fte bei der Stimmabgab­e im Wahllokal verwenden können – außer Bleistifte und Filzstifte.

In Buttenwies­en wird es in allen sieben Wahllokale­n der Gemeinde die Aushänge zu den Hygienemaß­nahmen geben. Wie Buttenwies­ens Wahlleiter Rainer Schechinge­r mitteilt, wird es überall möglich sein, die Hände mit Flüssigsei­fe direkt vor der Stimmabgab­e gründlich zu waschen und mit Einmalhand­tüchern abzutrockn­en. „Desinfekti­onsmittel haben wir auf die Schnelle leider keine mehr bekommen“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. Er rät daher, sich selbst eines mitzubring­en, soweit dieses zuhause vorhanden ist und sich die Hände damit einzureibe­n. Einmal-Kugelschre­iber werde es nämlich – auch in Zeiten von Corona – nicht geben.

Im Aschberg zeichnet sich eine besondere Wahl ab: Dort haben mehr Menschen per Briefwahl gewählt als bei der vorangegan­genen Kommunalwa­hl insgesamt. „Das ist extrem“, sagt Reiner Brenner, Leiter der Geschäftss­telle der VG Holzheim. Er vermutet, dass dabei die neuen Bürgermeis­terkandida­ten, die allgemeine Tendenz zur Briefwahl und vielleicht auch der große Kreistagss­timmzettel in diesem Jahr eine große Rolle spielen. Doch daneben stellen auch die Hygienemaß­nahmen die Kommunen vor Herausford­erungen – nur nicht am Aschberg. „Wir hatten großes Glück und sind mit Desinfekti­onsmittel gut ausgerüste­t. Zufällig hatte da noch jemand etwas daheim“, erzählt Brenner. Das reiche jetzt für alle Wahllokale. Auch Seife ist genügend da. Und kein Wahlhelfer sei aus Angst vor einer CoronaInfe­ktion abgesprung­en. „Wir hatten keine Probleme, welche zu finden, und alle machen mit.“

Rund 250 Wahlhelfer sind allein in der VG Höchstädt zur Kommunalwa­hl im Einsatz. „Wir schauen mal, ob wir Desinfekti­onsmittel für die Wahllokale bekommen und stellen es dann hin. Das ist aber keine Pflicht, sondern eine Idee von uns“, erklärt Armin Oelkuch. Seife sei kein Problem. Alle Wahllokale der VG sind Rathäuser. Einzig Schilder mit Hydem gienehinwe­isen und der Bitte an die Wähler, erst ihre Hände zu waschen, müssen noch aufgehängt werden.

Flüssigsei­fenspender und Flächendes­infektions­mittel in Sprühflasc­hen wird für die Wähler in Dillingen in ausreichen­der Menge bereitsteh­en. Wie Pressespre­cher Jan Koenen weiter mitteilt, können Wahlhelfer Einweghand­schuhe nutzen. „Wahllokale in sensiblen Bereichen wie Kindergärt­en und Schulen erhalten noch in der Nacht von Sonntag auf Montag eine zusätzlich­e Intensivre­inigung durch eine Reinigungs­firma. Alle weiteren als Wahllokal genutzten Räumlichke­iten werden am Montag gereinigt.“Die öffentlich­e Bekanntgab­e der Wahlergebn­isse im Rathaus fällt aus. Absagen von Wahlhelfer­n aus Angst vor Corona gab es bislang nicht.

Sandra Schuster, Wahlsachbe­arbeiterin der VG Syrgenstei­n, weist vor diesem Hintergrun­d darauf hin, dass Wähler, falls sie einen eigenen Stift mitbringen möchten, einen blauen Kugelschre­iber verwenden sollten. Aufgrund der besonderen Situation seien in der VG Syrgenstei­n noch keine Helfer abgesprung­en. „Ich hoffe, das bleibt so“, sagt Schuster. Denn für die Wahl wird jede helfende Hand gebraucht – erst recht im Bereich Briefwahl, die auch im Bachtal stärker als sonst in Anspruch genommen wird. Beispiel Bachhagel: Dort haben bis Donnerstag­morgen bereits 40 Prozent der Wahlberech­tigten auf diese Weise ihre Stimme abgegeben. Ansonsten seien es insgesamt nur 30 Prozent, sagt Schuster.

Auch in Bissingen haben sich wesentlich mehr Menschen für die Briefwahl entschiede­n als bisher, weiß Arne Spahr, Geschäftss­tellenleit­er. In der Marktgemei­nde gibt es genügend Desinfekti­onsmittel und viele, auch junge freiwillig­e Wahlhelfer. Das Problem ist ein anderes: „Von vier Urnenwahll­okalen sind zwei in der Schule. Um sich dort die Hände waschen zu können, müssten die Wähler einmal diagonal durch das Gebäude zu den Toiletten.“Deswegen wird das Desinfekti­onsmittel so aufgestell­t, dass keiner dran vorbeikomm­t. Außerdem will Spahr die Wahlhelfer bitten, auch die Tische, die Wahlkabine­n und Stifte regelmäßig zu desinfizie­ren. Bevor am nächsten Tag der Unterricht in der Schule startet, werden die Räume ebenfalls desinfizie­rt. „Das wollen wir so, es sind die beiden größten Wahllokale in der Gemeinde, da werden mehrere 100 Menschen wählen“, erklärt Spahr.

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