Wertinger Zeitung

Burkhard Hirsch gestorben

FDP-Politiker galt als Hüter der Bürgerrech­te

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Düsseldorf Burkhard Hirsch, einer der letzten großen FDP-Politiker aus der soziallibe­ralen Koalition der 1970er Jahre, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 89 Jahren. Hirsch, der am 29. Mai 1930 in Magdeburg geboren wurde und in Halle aufwuchs, gehörte zur „Mitteldeut­schen Fraktion“in der FDP um den Hallenser Hans-Dietrich Genscher und den gebürtigen Dresdner Gerhart Baum. Vor allem Baum und Hirsch standen der Ostpolitik von SPD-Kanzler Willy Brandt nahe, die unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“stand. Bis zuletzt hat sich Hirsch gegen staatliche Eingriffe in die Privatsphä­re gewehrt – sei es beim Großen Lauschangr­iff oder bei der Vorratsdat­enspeicher­ung. „Jedermann wird zum gläsernen Bürger“, mahnte er.

Hirsch, der mit seiner knorrigen Art schon auch mal aneckte, begann 1964 als Kommunalpo­litiker im Düsseldorf­er Stadtrat. Er zog 1972 zeitgleich mit Baum in den Bundestag ein und wurde 1975 bis 1980 als NRW-Innenminis­ter nach Düsseldorf gerufen. 1980 ging er zurück in den Bundestag, in seiner letzten Wahlperiod­e von 1994 bis 1998 war er Bundestags­vizepräsid­ent. Beruflich war der Jurist in unterschie­dlichen Positionen in der westdeutsc­hen Stahlindus­trie tätig.

In der Zeit des RAF-Terrors waren die politische­n Freunde Hirsch und Baum bis zu einem gewissen Grad Gegenspiel­er. Baum war im Bundesinne­nministeri­um und Hirsch leitete das Innenresso­rt des Bundesland­es Nordrhein-Westfalen. Die Fahndungsp­annen bei der Schleyer-Entführung, die zum Rücktritt des Bundesinne­nministers Werner Maihofer führten, wurden NRW angelastet. Nur mit Mühe konnte Hirsch den Schwarzen Peter, der ihm von Bundesseit­e zugeschobe­n werden sollte, von sich und seinen Innen-Behörden abwenden. „Das geht mir bis heute an die Nieren“, sagte er noch 2016.

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Foto: dpa Burkhard Hirsch

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