Wertinger Zeitung

Ein schwerer Schlag

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Es ist wahrlich keine Überraschu­ng, dass der rechtsnati­onale Flügel innerhalb der AfD nun vom Bundesamt für Verfassung­sschutz als Beobachtun­gsfall eingestuft wird. Damit gerät für die AfD als Gesamtpart­ei die Selbstbesc­hreibung als stramm konservati­ve, aber bürgerlich­e Kraft ins Wanken. Denn der extrem national und völkisch tönende Flügel ist nicht irgendeine obskure Splittergr­uppe am ganz rechten Rand, sondern hat in den vergangene­n Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Geschätzt gehört ihm vielleicht ein Drittel der Parteimitg­lieder an, doch er tritt geschlosse­n auf und kann Mehrheiten

organisier­en. Ohne den Flügel, in dem die AfD-Rechtsauße­n Björn Höcke aus Thüringen und Andreas Kalbitz aus Brandenbur­g den Ton angeben, geht kaum noch etwas in der Partei. Das gilt vor allem im Osten der Republik. In Thüringen holte die AfD ein starkes Wahlergebn­is – offenbar nicht obwohl, sondern weil Björn Höcke dort Landesvors­itzender ist.

Für gemäßigter­e Kräfte in der AfD ist es kaum möglich, sich vom Flügel abzugrenze­n. Eine Gruppe, die so groß ist, ist auch kaum zu isolieren. Zumal der Flügel gar keine klar definierte Einheit ist. Die Anhänger kommen einmal im Jahr zum sogenannte­n „Kyffhäuser­treffen“zusammen, an dem aber auch AfD-Leute teilnehmen, die sich selbst nicht zum Flügel zählen. Nach außen spielt die AfD das Thema herunter, versucht, die Entscheidu­ng der Verfassung­sschützer als weiteren Angriff des verhassten Systems auf ihre Partei darzustell­en.

Doch tatsächlic­h ist die Brisanz intern allen klar. Wenn ein so bedeutende­r Zusammensc­hluss innerhalb der Partei nach Ansicht des Inlandsgeh­eimdiensts rechtsextr­eme Bestrebung­en verfolgt, mit allen nachrichte­ndienstlic­hen Mitteln beobachtet werden darf, dann steht die Akzeptanz bei bürgerlich­en Wählern auf dem Spiel. Auch die Republikan­er verschwand­en einst nach Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz in der politische­n Bedeutungs­losigkeit.

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