Lügen im Beichtstuhl
Mit der Lüge ist es so eine Sache. Nach der Premiere von „Ois dastunga und dalogn“(Deutsch: „Alles erstunken und erlogen“) diese Woche auf der Münchner Iberl-Bühne hat die Kabarettistin Luise Kinseher der Boulevardzeitung tz eine Jugendsünde anvertraut: Sie habe als Kind viel gelogen. Weil man sie immer zur Beichte schickte, sie sich aber keiner Verfehlung bewusst war, habe sie immer Dinge erfunden, die sie dann dem Pfarrer erzählen konnte.
Das arme Mädel! Das muss man sich mal vorstellen: Der Zwang, zur Beichte zu gehen, hat sie erst zur Sünderin gemacht. Das stellt doch unsere ganze katholische Welt auf den Kopf. Kein Wunder also, dass aus ihr eine der erfolgreichsten bayerischen Kabarettistinnen geworden ist. Vielleicht sollten die Kollegen im Feuilleton mal der Frage nachgehen, ob das Kabarett – also das politische, nicht das nackerte – historisch möglicherweise direkt aus dem Beichtstuhl hervorgegangen ist!?
Als Indiz dafür ließe sich auch die Geschichte vom jungen Max heranziehen, der im Beichtstuhl kleinlaut einräumte, dass er sich mit mit einem „liederlichen Weibsbild“eingelassen habe. Der Pfarrer fragt: „Wer war’s?“Max antwortet: „Das sag ich nicht.“Der Pfarrer fragt: „War’s die Susi?“Max schweigt. Der Pfarrer fragt: „War’s des Reserl?“Max schweigt. Der Pfarrer setzt nach: „Aber doch nicht die Kathie?“Max bleibt eisern. Der Pfarrer gibt klein bei und trägt ihm auf, vier Vaterunser zu beten. Seinem Freund verrät der Max hinterher: „Des war echt super. I muass bloß vier Vaterunser beten, aber i woaß jetzt, wo no was geht.“
Ois daschtunga und dalogn? Wer weiß das schon!