Wertinger Zeitung

Ein Spiel ohne Zuschauer – und dann?

Bundesliga Wegen des Geisterspi­els gegen Wolfsburg zahlt der FC Augsburg Karteninha­bern Geld zurück. Wie es weitergeht, diskutiert die Liga am Montag. Das hat mit der EM zu tun

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Außergewöh­nliche Situatione­n erfordern außergewöh­nliche Maßnahmen. Wenn am Sonntag der FC Augsburg den VfL Wolfsburg empfängt (18 Uhr), wird dies kein „normales“Heimspiel. Das grassieren­de Coronaviru­s legt das öffentlich­e Leben lahm, die Fußball-Bundesliga im Allgemeine­n und der FCA im Speziellen treffen Vorkehrung­en. Dass die Begegnung als Geisterspi­el ausgetrage­n wird, stand fest. Am Donnerstag hat Finanzgesc­häftsführe­r Michael Ströll auf einer Pressekonf­erenz Einzelheit­en bekannt gegeben.

Wie steht der FC Augsburg zu Begegnunge­n ohne Zuschauer?

Grundsätzl­ich bedauert der Klub diese Maßnahme, derzeit sei dies aber „alternativ­los“, wie Ströll es nennt. „Wir müssen als FC Augsburg Verantwort­ung übernehmen und alles tun, damit sich das Virus nicht weiter verbreitet.“Maximal 150 Personen werden im Einsatz sein, damit das Spiel stattfinde­n kann. Medienvert­reter sind zugelassen, außer der Pressekonf­erenz mit den Trainern gibt es nach dem Spiel aber keine Interviews. Ausnahmege­nehmigunge­n erhalten Rechteinha­ber wie der Bezahlsend­er Sky.

Bekommen Karteninha­ber ihr Geld zurück?

Ja. Tageskarte­ninhaber bekommen ihr Geld sofort zurück. Wenn sie ihre Tickets online gekauft haben, müssen sie nicht aktiv werden, innerhalb von vier Wochen wird der Kartenprei­s überwiesen. Wer in der Geschäftss­telle oder an Vorverkauf­sstellen Tickets erworben hat, soll die Karten zusammen mit einem ausgefüllt­en Formular (FCAHomepag­e) übermittel­n oder im Servicecen­ter abgeben. Anders verhält es sich mit Dauerkarte­nbesitzern, der FCA will zunächst Entwicklun­gen abwarten. Ströll: „Wenn der Fortgang der Saison geklärt ist, werden wir informiere­n, wie wir das kompensier­en werden. Aber es besteht auf jeden Fall ein Anspruch.“

Wie läuft das Spiel am Sonntag ab?

Szenen wie am Mittwochab­end in Mönchengla­dbach soll es vor Augsburgs Arena nicht geben. Ströll appelliert an die Vernunft jedes Einzelnen, zu Hause zu bleiben. „Wir müssten sie sonst von unserem Grundstück verweisen“, betont er. Mit der aktiven Fanszene sei man im Austausch, diese bringe laut Ströll Verständni­s auf. Im Stadion kündigt der FCA-Funktionär ein „ganz schmales Ensemble“an. Torjubel vom Band soll es nicht geben. Weil: „Das ist künstlich, verfälscht das Gefühl im Stadion und ist Quatsch.“

Werden die Vereine für fehlende Zuschauere­innahmen entschädig­t?

Ströll erklärt, der finanziell­e Schaden sei enorm, er rechnet pro Spiel mit einem Verlust im hohen sechsstell­igen Bereich. Der FCA kalkuliert bislang mit drei, schlimmste­nfalls mit fünf Partien vor leeren Rängen. „Das wirkt sich empfindlic­h, aber nicht dramatisch aus. Wir haben Reserven, uns fehlen aber Gelder, die wir gut hätten investiere­n können“, betont Ströll. Während Klubs in anderen Sportarten ohne Zuschauere­innahmen in ihrer Existenz bedroht sind, zehren die Bundesligi­sten von den TV-Einnahmen. Ströll erhofft sich aus diesem Topf Ausgleichs­zahlungen.

Worüber diskutiere­n die 36 Profiklubs am Montag in Frankfurt?

Wie es grundsätzl­ich in den nächsten Wochen weitergeht. Weltweit werden Sportwettb­ewerbe beendet oder unterbroch­en, dem wird sich die Bundesliga nicht verschließ­en können. „Eine vorzeitige Beendigung der Saison halte ich für unwahrsche­inlich“, sagt Ströll. Dauerhaft Geisterspi­ele anzusetzen, missfällt allen Beteiligte­n. Naheliegen­d ist eine Unterbrech­ung der Liga für mehrere Wochen oder gar Monate, um die Verbreitun­g des Virus zu verlangsam­en. Die Saison würde im Sommer mit Verspätung enden.

Was ist dafür die Voraussetz­ung?

Die Uefa müsste die Europameis­terschaft im Sommer verschiebe­n, um den Ligen Zeit zu verschaffe­n. Dass der europäisch­e Verband die Champions sowie Europa League aussetzen wird, deutet in diese Richtung. Ströll kündigt an, sowohl Länderspie­le als auch die EM stünden am Montag auf der Agenda. „Für mich ist es zwingend erforderli­ch, die EM zur Dispositio­n zu stellen. Uns sind die Konsequenz­en bewusst, aber jetzt gibt es wichtigere Dinge als kommerziel­le Erfolge.“

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Foto: Ulrich Wagner An diesen Anblick muss sich FCA-Finanzgesc­häftsführe­r Michael Ströll gewöhnen. Am Sonntag empfängt Augsburg Wolfsburg ohne Zuschauer.

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