Ungeahnte Vorzüge
Fastenaktion Jonathan Mayer wird überrascht von vegetarischen Burgern – und Fleisch aus Pflanzen
Die Redakteure unserer Zeitung fasten. Fleisch, Alkohol und Schokolade sind ab jetzt tabu. Jeder Kollege hat seine eigene 40-Tage-Herausforderung. Jonathan Mayer versucht, die Fastenzeit ohne Fleisch, Wurst und Fisch durchzustehen.
Es gibt Momente, da werde ich beinahe schwach. Neulich beim Besuch der Eltern etwa: Mittags gab es Brathähnchen. Der Duft stieg mir in die Nase, die Freude war groß. Doch dann die Enttäuschung: Da war ja was. Der Hahn blieb mir verwehrt. Während die beiden also vor meinen Augen genüsslich reinhauten, gab’s für mich Semmel mit Frischkäseaufstrich und Magenbrot... Keine besonders erfreuliche Alternative.
Doch die vegetarische Ernährung birgt auch so manchen Vorteil in sich: Ich werde zum Beispiel experimentierfreudiger. Vor einigen Wochen noch wäre mir auf meinen Burger niemals eine Bulette gekommen, die nicht aus Fleisch besteht. Doch manchmal muss man aus der Not eine Tugend machen. Um wenigstens das Gefühl zu bekommen, Fleisch zu essen, gab’s am Wochenende selbst gemachte Burger – natürlich vegetarisch: Also fix Buletten aus Haferflocken, Gemüsebrühe, Petersilie und Ei – Letzteres eigentlich auch nur wegen der Konsistenz (also knapp am veganen Burger vorbeigeschrammt..) zusammengerührt, angebraten und reingebissen. Zugegeben: Das Ganze hört sich nach einer trockenen Angelegenheit an – ist es aber zu meiner eigenen Überraschung überhaupt nicht.
Und weil ein Burger ja nicht reicht, wurde gleich noch etwas ausprobiert: Die sagenumwobenen vegetarischen Buletten aus dem Supermarkt – Fleisch, das keines ist und nie eines werden wollte, gefertigt aus Sojaeiweiß, Weizeneiweiß sowie allerlei pflanzlichen Ölen und Pflanzenkonzentraten. Allzu appetitlich sieht die rötlich-pinke Masse anfangs nicht aus, erst in der Pfanne angebraten entwickelt sich die gewohnte Bräune, die mich am Ende fast glauben lässt, in einen ganz normalen Burger zu beißen. Einen Unterschied zur Fleisch-Bulette schmecke ich übrigens nicht – das mag aber auch an den vielen anderen Toppings liegen...