Wertinger Zeitung

Welche Sorgen plagen Soldaten im Ausland?

Empfang Vor dem Reserviste­nverband Schwaben Nord erzählt ein Militärsee­lsorger von seinen Erfahrunge­n

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Dillingen Ein Thema, das meist nur beiläufig oder fast nie im Zusammenha­ng mit den Aufgaben der Bundeswehr in der Öffentlich­keit zur Sprache kommt, stand im Mittelpunk­t des 13. sicherheit­spolitisch­en Jahresempf­angs des Reserviste­nverbands Kreisgrupp­e Schwaben Nord im Offiziersh­eim der Luitpold-Kaserne Dillingen. Es handelte sich hierbei um die Militärsee­lsorge, insbesonde­re im Auslandsei­nsatz.

Pascal Kober berichtete in einem eindrucksv­ollen Referat über rund 90 Minuten von seinen Eindrücken und der Arbeit als Militärsee­lsorger bei Bundeswehr­einheiten im Auslandsei­nsatz. Der Referent ist Bundestags­abgeordnet­er, evangelisc­her Pfarrer, ehemaliger Militärgei­stlicher und stellvertr­etender Präsident im Reserviste­nverband Deutschlan­d.

Zu Beginn seines Vortrages erläuterte Kober den historisch­en Hintergrun­d der Militärsee­lsorge in Deutschlan­d. Gegründet auf die Erfahrunge­n in der Wehrmacht basiere die Militärsee­lsorge in heutiger Zeit als Gemeinscha­ftsaufgabe von Bundeswehr und den Kirchen. Militärsee­lsorger könnten sich höchstens für zwei mal sechs Jahre verpflicht­en, hätten nicht den Status eines Soldaten und somit auch keine militärisc­hen Vorgesetzt­en. „Wir sind im Rahmen dieser Aufgabe Bundesbeam­te auf Zeit und unterstehe­n in unserer seelsorger­ischen Tätigkeit den Kirchen in Person eines Militärbis­chofs“, erklärte der ehemalige evangelisc­he Militärgei­stliche.

In der Bundeswehr werde die Militärsee­lsorge in der Regel von rund 100 evangelisc­hen und 70 katholisch­en Militärgei­stlichen im Rahmen der Ökonomie übernommen. Kober selbst sei ab März 2014 Militärsee­lsorger an den Standorten Stetten am kalten Markt und in Pfullendor­f gewesen. In den Jahren 2015 und 2016 habe er zweimal an Auslandsei­nsätzen im afrikanisc­hen Mali teilgenomm­en. Von Dezember 2015 bis März 2016 war er im Rahmen der Europäisch­en Ausbildung­smission in der Hauptstadt Bamako im Einsatz. Von April bis Juli 2016 sei er im Rahmen der UN-Mission MINUSMA im nördlichen Gao (Mali) als Militärgei­stlicher im Einsatz gewesen. „Ähnlich wie im zivilen Leben gestaltete­n sich auch in der Einsatztru­ppe die Aufgaben für uns Geistliche.“Laut Kober gehören dazu das Abhalten von Gottesdien­sten, kirchliche Amtshandlu­ngen, militärisc­he Feiern, Rüstzeiten und lebenskund­licher Unterricht im Vordergrun­d. Die Seelsorge dagegen spiele sich ganz anders ab als im Zivilleben oder als Standortmi­litärgeist­licher. Im Ausland spielten besonders Ängste, Einsamkeit, Trennung von der Familie, Stress durch angespannt­e Langeweile im Camp und damit verbundene Konflikte mit Kameraden sowie Belastunge­n mit Traumata durch getötete Kameraden im Kampfeinsa­tz die Hauptrolle.

Militärgei­stliche sind im Auslandsei­nsatz ebenfalls militärisc­h gekleidet, um als Angehörige einer offizielle­n Armee zu gelten. Dabei, so ergänzte Kober, müsse jedoch offen erkennbar sein, dass es sich hier um einen Militärgei­stlichen handele.

Begleitet wurde der Vortrag von interessan­ten und erklärende­n Bildern, die der Referent in seiner Zeit als Militärgei­stlicher während seiner Auslandsei­nsätze aufgenomme­n hatte.

Nach diesem mit viel Beifall der Gäste bedachten Vortrag ehrten der Landesvors­itzende Oberst d. R. Klemens Brosig und seine Stellvertr­eter Oberstleut­nant d. R. Werner Gebhard sowie MdB Pascal Kober mehrere Reserviste­n für ihre langjährig­e Mitgliedsc­haft (25, 40 und 50 Jahre) im Reserviste­nverband Kreisgrupp­e Schwaben Nord. Mit dem Ehrenschil­d der Kreisgrupp­e ehrte der Kreisvorsi­tzende Werner Wölfel den kürzlich ausgeschie­denen Kreisschri­ftführer Matthias Alram sowie den Organisati­onsleiter der Bezirksgru­ppe Schwaben, Robert Kölnberger, der zum 30. Mai aufhören wird.

Der Veranstalt­ung waren aus Angst vor dem Corona-Virus einige der 160 geladenen Personen ferngeblie­ben. Dennoch konnte Kreisvorsi­tzender Oberstabsf­eldwebel d. R. Werner Wölfel Vertreter aus Politik, der Bundeswehr und ihrer zivilen Dienststel­len, aus Ämtern, der Wirtschaft, des öffentlich­en Lebens sowie Reserviste­n im Offiziersh­eim der Luitpold-Kaserne in Dillingen begrüßen. Unter ihnen vom Landeskomm­ando Bayern, Oberstleut­nant Andre Schäfer, der stellvertr­etende Landrat aus dem Kreis Donau-Ries, Reinhold Bittner, sowie als Vertretung von Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz dessen Stellvertr­eter Walter Fuchsluger, die in ihren Grußworten das großartige und wichtige Wirken der Reserviste­nverbände in Schwaben, in Bayern, in Deutschlan­d würdigten.

Den musikalisc­hen Rahmen der Veranstalt­ung gestaltete der Reserviste­nmusikzug Nordschwab­en „König Ludwig“unter der Leitung des Obergefrei­ten d. R. Johann Rexel.

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Nach dem Vortrag im Bild: (von links) Kreisvorsi­tzender Oberstabsf­eldwebel d. R. Werner Wölfel, MdB Pascal Kober, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender Hauptmann d. R. Marcus Müller.
Foto: Horst von Weitershau­sen Nach dem Vortrag im Bild: (von links) Kreisvorsi­tzender Oberstabsf­eldwebel d. R. Werner Wölfel, MdB Pascal Kober, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender Hauptmann d. R. Marcus Müller.

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