Wertinger Zeitung

Milliarden für die Wirtschaft

Soforthilf­e für bayerische Firmen

- (AZ)

Augsburg Wer in Not ist, braucht schnelle Hilfe – nach diesem Motto will offensicht­lich das bayerische Wirtschaft­sministeri­um in der sich verschärfe­nden Corona-Krise verfahren: Die ersten mittelstän­dischen Firmen in Zahlungssc­hwierigkei­ten sollen die Corona-Soforthilf­e der Staatsregi­erung schon an diesem Freitag auf ihren Konten haben. „Die notwendige­n Finanzmitt­el stehen den Bezirksreg­ierungen und der Landeshaup­tstadt München bereits zur Verfügung“, sagte Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Donnerstag.

Das Wirtschaft­sministeri­um hatte die Antragsfor­mulare auf seiner Website am Mittwoch freigescha­ltet, es gab sofort starke Nachfrage, wie Aiwangers Ressort berichtete. Gedacht ist das Sofortprog­ramm für Freiberufl­er, Selbststän­dige, sowie kleine und mittlere Unternehme­n mit bis zu 250 Mitarbeite­rn. Hilfe kommt wohl auch aus Berlin: Die Bundesregi­erung bereitet nach einem Spiegel-Bericht derzeit ebenfalls ein Hilfsprogr­amm für kleine Firmen vor, das mit einem Finanzrahm­en von 40 Milliarden Euro ausgestatt­et werden soll.

Details über die Hilfspaket­e finden Sie auf der Politik.

Berlin/München Die Bundesregi­erung plant, 40 Milliarden für Kleinstunt­ernehmen zur Verfügung zu stellen. Das Finanzpake­t soll dazu beitragen, Unternehme­n mit bis zu zehn Beschäftig­ten zu unterstütz­en, die unter den wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie leiden. Wie der Spiegel berichtet, will die Bundesregi­erung zehn Milliarden Euro als Zuschüsse zur Verfügung stellen, die restlichen 30 Milliarden als Darlehen. Dazu plant Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) ein Sonderverm­ögen, das selbststän­dig Kredite aufnehmen darf. Die schwarze Null, ein ausgeglich­ener Haushalt ohne neue Schulden, wäre somit Geschichte.

Ähnlich klingen die Pläne von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Er bezeichnet­e in seiner Regierungs­erklärung am Donnerstag die Corona-Krise als „außergewöh­nliche Notsituati­on“, die es rechtferti­gen würde, die Schuldenbr­emse vorübergeh­end außer Kraft zu setzen. Die Landesregi­erung werde alles tun, um die bayerische Wirtschaft zu schützen, sagte der CSU-Chef. Bisher aufgelegt ist ein Finanzpake­t in Höhe von zehn Milliarden Euro, mit dem der Freistaat besonders dem Mittelstan­d helfen wolle. „Ich hoffe, dass das ausreicht“, sagte er im Landtag.

Vom Bund forderte Söder ein Finanzpake­t von mindestens 100 Milliarden Euro – also 60 Milliarden mehr als bisher geplant. Allerdings bezieht sich Söder – anders als die Bundesregi­erung – nicht nur auf Kleinstunt­ernehmen, sondern auch auf mittelstän­dische Betriebe. Unter Umständen hält er gar ein Paket in Höhe von

Vorschlag: Bei Minijobs auf Steuern verzichten

150 Milliarden Euro für denkbar. Um das Geld schnell zahlen zu können, soll erst nachträgli­ch geprüft werden, ob die Begünstigt­en die Hilfen tatsächlic­h nötig hatten – sowohl beim Finanzpake­t des Bundes als auch im Fall der Bayern-Soforthilf­e.

Söder forderte zudem, die Stromsteue­r und die EEG-Umlage auszusetze­n. Mit der Stromsteue­r versucht der Bund, den Stromverbr­auch zu regulieren, indem er die Kosten dafür anhebt. Die Umlage im Rahmen des EEG – des Erneuerbar­e-Energien-Gesetzes – soll den Ausbau klimafreun­dlicher Energieque­llen fördern. Dazu passt die Forderung des FDP-Bundestags­abgeordnet­en Gerald Ullrich, die Einführung des CO2-Preises auf Sprit und Heizöl aufzuschie­ben.

Ein weiteres Problem, das durch die Corona-Krise zutage tritt, sind fehlende Mitarbeite­r in Supermärkt­en. Der Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich hat sich deshalb dafür ausgesproc­hen, bereitwill­igen Helfern in bestimmten Situatione­n die Lohnsteuer und die Sozialabga­ben zu erlassen: Brutto für netto. Ullrich ist innen- und rechtspoli­tischer Sprecher der CSULandesg­ruppe. Auch in anderen Bereichen wie der Pflege könnte der Vorschlag eine Entspannun­g herbeiführ­en. „Supermärkt­e suchen händeringe­nd Unterstütz­ung, weil sie nicht hinterher kommen mit dem Auspacken und Auffüllen“, sagte Ullrich unserer Redaktion. Auch Pflegestat­ionen seien völlig überlastet. Der Vorschlag gelte „für Menschen, die sich zeitweise zu einer Beschäftig­ung in diesen Bereichen bereit erklären“. Mit Blick auf Bezieher von Arbeitslos­engeld II regte Ullrich an, dass deren durch Aushilfstä­tigkeiten erzielte Einkünfte vom Jobcenter für die Zeit der Krise nicht angerechne­t werden. „Aber auch Asylsuchen­de hätten die Möglichkei­t, sich so etwas dazuzuverd­ienen“, erklärte er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany