Gesucht: was Nettes
Nur mal angenommen, der von der Corona-Dauerbeschallung schon ganz dusselige Redakteur begäbe sich auf die Suche nach was Nettem. Denn das Nette, das wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, ist Stammgast in unserer Kolumne. Und der will gepflegt werden, auch in diesen Zeiten.
Nett ist für uns nicht, wie für manchen Spielverderber, die kleine Schwester von – verzeihen Sie – scheiße. Nett darf fröhlich sein, kurios, unterhaltsam, mal auch nur positiv; so ausgefallen halt, dass es ein „Aufgefallen“rechtfertigt.
So taucht der Suchende ins Nachrichten-Meer hinab und erfreut sich an der unspektakulären, aber wenigstens freundlichen Schlagzeile „Skifahrer stürmen in Massen die Zugspitze“. Man ist ja den Leibesübungen nicht abhold und auch nicht einem blühenden Tourismus. Zack, Corona-Keule! Ski-Party in diesen Tagen? „Geht nach Hause, ihr Revoluzzer!“schreibt der Kollege Michael Stifter heute im Politik-Teil. Recht hat er.
Neuer Versuch. Ganze Gruppen von jungen Leuten vergnügen sich an der Isar, schreibt die Konkurrenz. Ach, Sonne, Wonne, Isar ... Nächster Alarm, die nächsten Unvernünftigen, schön war gestern.
Oder: Die ersten Meteorologen sprechen schon von einem Rekordsommer. Ja, ja, bitte ... Der Experte sagt: Manche Viren hassen UV-Strahlung. Niemand wisse aber, ob das auch für das Coronavirus gilt. Wieder gescheitert. Das mit dem Nett klappt ned.
Letzter Versuch: Womöglich wären uns vor zwei Wochen zur Nachricht „600 Rollen Klopapier aus Grundschule gestohlen“– gerade geschehen in Nürnberg – einige nette Gedanken begegnet. Jetzt sagt der krisengeplagte Schreiberling: Das ist nicht nett.
Wir suchen weiter.