Trump redet Krise klein
Präsident: Corona unter Kontrolle
Washington Die Innenstädte sind ausgestorben. Die Metro fährt als Geisterzug. Restaurants, Bars, Kaufhäuser, Theater und Museen sind geschlossen. Die Corona-Pandemie hat ganz Amerika lahmgelegt. Nur in einem Raum herrscht plötzlich wilde Betriebsamkeit: im James Brady Briefing Room des Weißen Hauses. Die einstmals üblichen regelmäßigen Pressekonferenzen in dem engen Saal mit der markanten blauen Wand und den weißen Gipssäulen hat die Trump-Regierung längst abgeschafft. Doch neuerdings wird hier täglich eine Aufführung der bizarrsten Art gegeben: Der Präsident gibt den Krisenmanager.
„Keine Nation ist besser auf das Virus vorbereitet als die USA“, brüstete sich Donald Trump vor zehn Tagen. „Was wir erreicht haben, ist unglaublich“, tönte er am Freitag der vergangenen Woche. „Ich freue mich, den Aktienmarkt auf Rekordkurs zu sehen“, jubelte er einen Tag später. „Es ist schlimm, es ist schlimm“, hatte er am Montag ein kurzes Tief. Dafür lieferte er am Freitag seine bislang wohl bizarrste Darbietung: Als Hobby-Pharmakologe propagierte er eine gegen das Coronavirus völlig unerprobte Malaria-Therapie, blaffte einen Reporter für eine extrem freundliche Frage an und behauptete, es sei in den USA kein Problem, einen Corona-Test zu machen. Selbst für Trumps Verhältnisse war das starker Tobak.
Die Realität sieht nämlich ganz anders aus: Die Fallzahlen steigen dramatisch. Inzwischen haben sich mehr als 24000 Amerikaner mit dem Virus infiziert. Am Sonntagmorgen (US-Zeit) waren mehr als 300 Männer und Frauen gestorben. Die Testkoffer, die die bundesstaatliche Behörde zur Seuchenbekämpfung anfangs ausgeteilt hatte, funktionierten nicht...