Italien schließt Firmen
Ansprache Wie Ministerpräsident Conte eine weitere extreme Maßnahme ankündigte
Rom Fast 800 Tote an einem einzigen Tag, am Samstag – so viele wie seit dem Ausbruch der Corona-Krise nicht. Die Italiener müssen verzweifelt zusehen, wie alle noch so drastischen Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus keine Erfolge bringen. „Es ist die schwerste Krise für das Land seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte in einer Ansprache via Facebook in der Nacht zum Sonntag.
Angesichts immer neuer Rekordwerte bei Toten und Infizierten geht das Land nun einen neuen, extremen Weg: Die gesamte nicht lebensnotwendige Produktion wird geschlossen. Bis zum 3. April sollen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone alle Firmen dichtbleiben, die nicht essenziell wichtig für das tägliche Leben sind.
„Der Tod so vieler Mitbürger ist ein Schmerz, der täglich aufflammt“, sagte Conte. „Es sind nicht nur Zahlen. Sondern die, um die wir trauern, sind Menschen, es sind Geschichten von Familien, die ihre liebsten Angehörigen verlieren.“Insgesamt starben bis Samstag fast 5000 Menschen am Coronavirus in Italien. In der besonders stark betroffenen Lombardei ist die Versorgung in Krankenhäusern zusammengebrochen.
Auch deshalb verkündete Conte einen „weiteren Schritt“, der das Land zum fast kompletten Stillstand bringt. Nur Supermärkte, Banken, Post und Apotheken sowie Tabakläden sind von den Schließungen ausgenommen. Bei den Öffnungszeiten von Supermärkten gebe es keine Einschränkungen, betonte Conte. Doch seit Tagen werden die Schlangen vor den Läden immer länger, viele Menschen haben Angst, dass bald alles zu ist. Arbeiten darf unter anderem die Lebensmittel- und Transportbranche sowie die Entsorgungsoder Energieindustrie.
Seit dem 10. März gelten in Italien bereits Ausgangssperren, viele Büros haben auf Homeoffice umgestellt. Aber selbst in der Lombardei gingen einige noch zum Arbeiten. Mittlerweile ist es strikt untersagt, ins Grüne zu gehen oder Spaziergänge zu machen. Joggen ist in der Lombardei komplett verboten – die einzige Möglichkeit, mit der sich viele Menschen noch einen Ausgleich verschafften.