„Wir suchen 300 000 Erntehelfer“
Portal „Das Land hilft“soll Bauern helfen
Die Landwirtschaft ist stark von der Corona-Krise betroffen. Viele osteuropäische Arbeitskräfte können aktuell nicht einreisen, gleichzeitig werden schon jetzt Helfer für die Ernte gebraucht. Der Bundesverband der Maschinenringe schaltet deshalb am Montag das Internetportal „Das Land hilft“frei. Auf www.daslandhilft.de können sich Menschen registrieren, die in der Landwirtschaft aushelfen wollen. Erwin Ballis vom Bundesverband der Maschinenringe erläutert im Interview die Hintergründe.
Herr Ballis, wie viele Arbeitskräfte fehlen denn durch die Corona-Krise? Erwin Ballis: In diesem Jahr brauchen wir rund 300000 Erntehelfer. Wir rechnen mit einem großen Ausfall durch die aktuelle Situation. Ein Teil der Saisonkräfte, die sonst kommen, darf nicht einreisen, weil die Reisefreiheit eingeschränkt ist. Andere wollen nicht kommen, weil Deutschland ein Corona-Risikogebiet ist. Wenn wir in dieser Situation nichts tun, können wir unsere Nahrungsmittel auf den Feldern nicht ernten. Das wäre das Schlimmste, was uns passieren kann.
An welche Menschen richtet sich Ihre Plattform?
Ballis: Während bei uns die Arbeitskräfte fehlen, gibt es auf der anderen Seite ja viele Menschen, die im Moment in ihren normalen Berufen nicht arbeiten dürfen, aber gern etwas tun wollen. Unsere Geschäftsstelle am Bodensee hat vergangene Woche über Facebook Menschen gesucht, die den Bodensee-Bauern bei der Ernte helfen können. Danach sind wir überrollt worden. Dadurch
kam bei uns die Idee auf, eine Plattform zu bauen, auf der wir koordiniert Helfer suchen und finden können. Wir haben sie so programmiert, dass sie nicht nur für die Landwirtschaft funktioniert, sondern auch für andere Betriebe. Deshalb haben wir auch den Titel gewählt „Das Land hilft“. Wir wollen die Solidarität, die Gott sei Dank da ist, koordinieren.
Um welche landwirtschaftlichen Arbeiten geht es ganz konkret?
Ballis: Das ist ganz unterschiedlich. Erst mal steht die Spargelernte an, bald weitere Gemüsesorten. Aber es gibt auch ganz andere Aufgaben: Den Hopfen muss man jetzt zum Beispiel anbinden. Bei allen Arbeiten wird auf Abstandsregeln und den Schutz der Helfer geachtet.
Kann sich jeder bei Ihnen melden? Ballis: Wer bei uns außen vor ist, sind die Risikogruppen. Gerade ältere Menschen müssen geschützt werden. Auch Personen, die Symptome einer Corona-Infektion haben oder in einem Risikogebiet waren, können wir nicht beschäftigen. Ideal ist es, wenn jemand Vorwissen hat, zum Beispiel ursprünglich aus der Landwirtschaft kommt. Ganz grundsätzlich glaube ich, dass es für viele Menschen eine gute Erfahrung sein kann, die auch die Landwirtschaft wieder in ein positiveres Licht rückt.
Erwin Ballis ist Geschäftsführer des Bundesverbands der Maschinenringe. Er lebt in Höchstädt im Kreis Dillingen.