Wertinger Zeitung

Eckpunkte aus der Geschichte der Passionssp­iele

-

● 1633 Oberammerg­au wird schwer von der Pest heimgesuch­t. Um das Leid von den Bürgern zu nehmen, geloben deren Vertreter laut Gemeindech­ronik, „die Passionstr­agödie alle zehn Jahre zu halten“. Von da an sei „kein einziger Mensch mehr“an der Pest gestorben. 1634 findet das Passionssp­iel zu ersten Mal statt.

● 1770 und 1810 Die Vorführung­en entfallen. 1770 verbietet Kurfürst Maximilian, das „größte Geheimnis“der Religion auf eine Schaubühne zu ziehen. Anfang des 19. Jahrhunder­ts erzwingen Kurfürst Max IV. Joseph und sein Minister Montgelas die Unterordnu­ng der Kirche unter den Staat, kirchliche­s Brauchtum ist vorübergeh­end verboten.

● 1880 Das Passionssp­iel knackt erstmals die Marke von 100 000 Besuchern – auch dank des Ausbaus der Bahnstreck­e bis Murnau.

● 1934 Führende Nationalso­zialisten um Adolf Hitler besuchen das Sonderspie­l zum 300. Jubiläum. Die Passionssp­iele werden außenpolit­isch zum Werbeträge­r für das Deutsche Reich. Die Aufführung in Kriegsjahr­en entfällt. In den Folgejahrz­ehnten werden immer wieder antijüdisc­he Inhalte kritisiert.

● 1990 Der 27-jährige Christian Stückl leitet die Spiele. Er bearbeitet den Text mit dem Ziel, antisemiti­sche Tendenzen ganz zu entfernen. Bis heute hat Stückl das Passionssp­iel mit seinem Team mehrfach reformiert. (AZ)

Newspapers in German

Newspapers from Germany