Ein bisschen Normalität
Fußball Der FC Augsburg versucht, sich auf die Wiederaufnahme der Bundesliga vorzubereiten. Am Donnerstag wird entschieden, wann das der Fall sein könnte. Ein Besuch beim Training
Augsburg Heiko Herrlich schlendert entspannt zum Trainingsplatz. Er trägt eine Schirmkappe und einen dunklen FCA-Trainingsanzug. Er ist alleine unterwegs, seine Trainerkollegen bereiten bereits den Platz vor. Sie schleppen die Trainingsgeräte auf den Rasen und bauen die Technik auf, um die Einheiten aufzuzeichnen. Co-Trainer Jonas Scheuermann ist als einer der ersten auf dem Gelände. Er ist bestens gelaunt. „Alles prima“, ruft er aus der Ferne. Soweit in der Corona-Krise eben alles prima sein kann.
Der FC Augsburg trainiert weiterhin in kleinen Gruppen auf dem Platz. So auch an diesem sonnigen Mittwoch, wie bereits seit einigen Wochen. Zumindest ein bisschen Normalität in sonst ungewöhnlichen Zeiten. Als erster Spieler kommt Tomas Koubek um 10.15 Uhr am Platz an. Er grüßt freundlich, als er mit seinem Rad vorfährt. Um kurz vor halb folgen die weiteren Spieler der ersten Trainingsgruppe. Marco Richter ist dabei, Fredrik Jensen und Ruben Vargas. „Wir werden mit einer Gruppe aus acht Spielern trainieren“, sagt Herrlich. Etwa eine dauert die Einheit, um halb zwölf folgt die zweite Gruppe. Deren Spieler fahren nach und nach am Stadion vor. Daniel Baier hat die Seitenscheibe seines Autos heruntergekurbelt, als er am Trainingsplatz vorbeifährt. Der Kapitän winkt kurz dem Securitymann, der am Tor zum Trainingsgelände steht. Er achtet genau darauf, dass die Öffentlichkeit außen vor bleibt, und öffnet die Türe nur kurz für die Spieler und das Trainerteam, dann ist wieder alles verschlossen. Ab und an kämen mal Fans vorbei, erzählt er. Sobald sie allerdings erfahren, dass die Einheiten nicht-öffentlich sind, verschwinden sie rasch wieder.
Kein Besuch beim Training also. Auch nicht von den Behörden. Anders als in Düsseldorf. „Wir haben mehrmals Besuch bekommen, es wurde genau darauf geschaut, dass wir auch alle Regeln umsetzen“, sagte Fortuna-Trainer Uwe Rösler. Beim FCA hat offenbar noch niemand kontrolliert. Der Verein betont immer wieder, dass er alle Vorgaben einhalte. Kürzlich allerdings kam Kritik auf, dass die FCA-Profis auch Zweikämpfe trainieren würden. „Das kommentieren wir nicht mehr“, sagt ein Sprecher des FC
Augsburg. Zum Training sei alles gesagt, es würden alle Richtlinien eingehalten, also keine Zweikämpfe geführt. Zumal Zweikampfschulung auch kontaktlos funktioniert. Mit Stangenmännchen zum Beispiel, wie Herrlich in einem Interview der Süddeutschen Zeitung erklärt. Bei anderen Übungsformen teilt der Trainer seine Spieler in Zonen ein, in denen sie sich nur bewegen dürStunde fen. Dadurch ist der Abstand gewahrt, Torabschluss inklusive.
Um kurz nach elf taucht Stefan Reuter auf. Der Geschäftsführer schaut sich gerne an, wie die Mannschaft arbeitet. Für ihn wird der Donnerstag wie für die Verantwortlichen der übrigen Bundesligisten ein wichtiger Tag. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) berät ab 11 Uhr, wie die Saison fortgesetzt werden kann. Dafür wird ein 41-seitiges Corona-Regelwerk vorgestellt. „Wir schauen gespannt, was am Donnerstag passiert. Die Bundesliga ist sich einig. Wenn wir dürfen, wollen wir spielen. Wir brauchen eine bundesweit einheitliche Regelung“, sagt Reuter. Trainer Heiko Herrlich meint: „Die Basis ist gelegt, wir freuen uns alle auf Tag X. Darauf trainieren wir hin, das ist die große Herausforderung. Aber wir haben natürlich einen Plan. Wenn die Entscheidung für den 9. Mai kommen sollte, müssten wir sehr bald hochfahren.“Allerdings ist nicht zu erwarten, dass am Donnerstag ein Wunschtermin genannt wird, diesen Schritt visiert die Liga erst nach der nächsten Konferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Merkel am 30. April an.