Der Festivalsommer fällt aus
Coronavirus Viele junge Musikliebhaber aus dem Landkreis haben schon Monate, teils Jahre zuvor Tickets für begehrte Konzerte gekauft. Doch dieses Jahr ist alles anders. Es findet nichts statt. Und jetzt?
Landkreis Eigentlich wäre Alexander Ebert am vergangenen Freitag im Zug gesessen, um ins fränkische Lichtenfels zu fahren. Doch das Ragnarök-Festival, das am Wochenende steigen sollte, wurde längst abgesagt. Da ahnte der 21-Jährige noch nicht, dass auch die anderen beiden Festivals, auf denen er Party machen wollte, abgesagt werden: im Juni das Rock im Park in Nürnberg und Mitte August das Summer Breeze bei Dinkelsbühl. Der Buttenwiesener wäre mit acht weiteren Begleitern aus seiner Freundesgruppe gefahren, zu denen auch Natalie Bunk gehört. Mitte August zum Summer Breeze – das ist für die 22-Jährige seit 2014 selbstverständlich. Schon im September
Den perfekten Platz auf dem Campingplatz reserviert
hat sie wieder ihre Eintrittskarte für 2020 gekauft, auch weil der Preis steigt, je näher das Festival rückt. Anfang März saß die Binswangerin noch mal am Rechner: „Ich hab’s geschafft, den perfekten Bereich auf dem Campingplatz für mich und meine Freunde zu reservieren.“Nah genug am Festplatz, um die Bands von dort aus zu hören und vielleicht sogar zu sehen.
Vorbei! Auf der Homepage von Summer Breeze bitten die Veranstalter um Geduld, bevor sie mehr zur Abwicklung sagen. Natalie wäre es am liebsten, wenn ihre Eintrittskarte sowie die Platzreservierung einfach für das nächste Jahr gelten würden. Ebenso wie Alex beim Ragnarök würde sie den Veranstaltern das Geld lassen, um sie zu unterstützen: „Die hatten schon ihre Ausgaben, und ich weiß ja, dass ich nächstes Jahr wieder hinwill.“Sie ist zuversichtlich, dass sie dann wieder ganz normal ihren Plan machen kann, um so viele Bands wie möglich mitzuerleben, mit ihren Freunden zu feiern und eine unbeschwerte Zeit zu verbringen.
Während Alex bei Rock im Park mit seinem Schwager und dessen Freunden unterwegs gewesen wäre, wäre er zu Ragnarök allein gefahren: „Mir gefällt die Musik, und auf Festivals lerne ich immer neue Leute kennen, die gut drauf sind. Da hab’ ich auch keine Bedenken, mal ohne Freunde dort zu sein.“Außerdem hat er noch überlegt, im Dezember zu Punk im Pott nach Oberhausen ins Ruhrgebiet zu fahren. Was noch vor ein paar Monaten eine klare Sache gewesen wäre. Doch heutzutage weiß er: „Man muss erst schauen, wie sich die Corona-Situation entwickelt.“Einen Tisch beim Oktoberfest zu reservieren, das hat sich ebenfalls erledigt.
Zwar war Alex anfangs enttäuscht über die Absage von Ragnarök, doch inzwischen fände er jede andere Entscheidung unverantwortlich. Auch weil er bei seinem Praktikum am Krankenhaus in Ingolstadt, im Rahmen seiner Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologieassistenten, sieht, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Froh ist er, dass nächste Woche zumindest wieder der Unterricht beginnt, damit er im Juli sein Examen schreiben kann.
„Also, ich hatte Karten für das Electric Love Festival in Salzburg“, erzählt die 18-jährige Celina Dehlau Eppisburg. „Die Veranstalter bieten an, dass man das Geld zurückbekommt oder dass man sein Ticket umtauscht in eines für das nächste Jahr.“Sie persönlich lässt sich das Geld zurückerstatten, weil sie noch nicht weiß, ob es bei ihr nächstes Jahr wieder funktioniert. Außerdem seien die Tickets für 2021 schnell wieder gekauft, sagt sie. „Ich finde es zwar sehr schade, dass das Festival abgesagt wurde, aber es geht um unsere Gesundheit und es kommen Leute aus der ganzen Welt, da ist es so sicherer für alle.“
Die 19-jährige Anna aus Unterliezheim hatte Karten für das Southside Festival in Neuhausen ob Eck. Von dem Veranstalter hat sie keine Informationen bekommen, sie wisse bis jetzt nur, dass es eben nicht stattfinde. Ob sie ihr Geld zurückbekommt oder ob das Festival veraus schoben wird, wisse sie auch noch nicht. „Das finde ich natürlich schade“, erzählt Anna, „Ich habe mich schon sehr darauf gefreut.“
Schon vor mehreren Monaten hat Martina Rosner sich eine Karte für Rock im Park gekauft. Für die 25-Jährige wäre es das dritte Mal gewesen, dass sie bei dem Nürnberger Festival zahlreiche Bands miterlebt. „Klar ist es schade, allerdings würde mir persönlich gerade auch die Stimmung und die Freude für das Event fehlen“, sagt die Lauingerin. Aufgrund der zahlreichen schlechten Nachrichten in den vergangenen Wochen wäre es für die Studentin nicht angemessen gewesen, das Festival stattfinden zu lassen. „Außerdem ist damit ein viel zu hohes Risiko der Ansteckung verbunden“, erklärt Rosner. Für sie war es die einzig richtige Entscheidung, Rock im Park abzusagen.
Doch eines steht für die 25-jährige Studentin fest: Ist die Pandemie einmal überwunden und die Bands für das kommende Festival entsprechen ihrem Geschmack, wird sie wieder Tickets kaufen.