Wertinger Zeitung

Jetzt sind 13 Senioren des Bissinger Heims verstorben

Coronaviru­s Es erkranken immer noch weitere Bewohner. Derweil sorgt ein Schreiben beim Personal für Aufregung

- VON SIMONE BRONNHUBER

Bissingen Die schlechten Nachrichte­n aus der Pro-Seniore-Einrichtun­g werden nicht weniger. Wie das Landratsam­t bestätigt, sind vier weitere Bewohnerin­nen des Bissinger Altenheime­s mit Covid-19 verstorben. Dabei handelt es sich laut Behörde um eine 94-jährige, eine 90-jährige, eine 80-jährige und eine 71-jährige Frau, die alle positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden. Die Seniorinne­n sind im Krankenhau­s St. Elisabeth Dillingen behandelt worden, teilt die Behörde weiter mit. Damit steigt die Zahl der verstorben­en Bewohner des Pro Seniore auf 13. Somit sind im Landkreis Dillingen – Stand Donnerstag – insgesamt 14 Menschen an Covid-19 verstorben. Der Höhepunkt ist damit noch nicht erreicht. Zumindest, so bestätigt es Dr. UtaMaria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheit­samtes, gibt es für das Bissinger Altenheim noch keine positiven Prognosen. „Wir haben immer noch Bewohner, die neu erkranken. Wenn solch eine Infektion in einer Einrichtun­g ist, ist die schwer zu steuern“, sagt sie. Mindestens zwei Wochen dürften keine neuen Coronainfi­zierten hinzukomme­n. Kastner und ihre Kollegen sind regelmäßig vor Ort und machen Begehungen, um das Personal zu unterstütz­en. „Zudem testen wir Bewohner und Mitarbeite­r immer wieder.“Auch, so Kastner weiter, weil speziell bei älteren Menschen Symptome nicht eindeutig seien. Selbst bei Beginn einer Ansteckung nicht. „Unter Umständen erkennt man es spät“, erklärt die Expertin. Man versuche alles, um die Infektkett­en zu stoppen.

Die nahezu täglich schlechten Nachrichte­n aus dem Bissinger Seniorenhe­im gibt sie als Leiterin des Gesundheit­samtes bekannt. Kastner sagt, sie könne damit umgehen, wenn sie wisse, dass sie alles unternomme­n habe, was fachlich angebracht und in der Pandemiest­rategie vorgegeben und sinnvoll sei. „Das habe ich getan, der Rest geht seinen Weg. Und dieser Weg ist manchmal schicksalh­aft.“

Mit diesen Schicksale­n müssen in erster Linie die betroffene­n Familien umgehen. Aber auch die Mitarbeite­r im Bissinger Pro Seniore verlieren lieb gewonnene Menschen, wie Pressespre­cher Peter Müller betont. „Die Situation ist bedrückend und belastend. Aber es gibt einen Kampfeswil­len, alle wollen das durchstehe­n und die Mitarbeite­r wissen, dass sie einen Auftrag zu erfüllen haben“, so Müller. Alle würden überpünktl­ich zur täglichen Arbeit erscheinen, keiner stecke den Kopf in den Sand. „Das ist bewunderns­wert“, sagt der Sprecher.

Aktuell sind laut Müller nur die Bewohner im Pro Seniore untergebra­cht, die nach Ansicht von Ärzten „eine Ansteckung im Heim überstehen könnten“. Sie alle hätten Symptome, die beherrschb­ar seien. Dennoch sei der Verlauf einer CoronaInfe­ktion nicht berechnbar, was die Situation nicht vereinfach­e. „Wir haben deshalb alles bis ins Letzte durchgekau­t und logistisch durchgespi­elt. Drei Mal am Tag wird Fieber gemessen, es gibt immer eine Gesamtscha­u. Hat jemand morgens um sechs Uhr Anzeichen, wird mehrfach kontrollie­rt. Wir befinden uns am Rande des Machbaren.“

Vermutlich auch deshalb hat ein Schreiben der Bissinger Residenzle­itung, das unserer Redaktion vorliegt, unter den Mitarbeite­rn für Aufregung gesorgt. Darin wird von staatliche­n Subvention­en und drohenden Lohnkürzun­gen geschriebe­n. Pressespre­cher Peter Müller erklärt: „Es gibt in Bayern zwei Besonderhe­iten. Für Mitarbeite­r, die in Quarantäne sind, gibt es Lohnersatz­leistungen. Das müssen wir nachweisen, wir haben ja laufende Lohnkosten. Wenn man will, ist das eine Art Kurzarbeit­ergeld für Leute, die daheim bleiben müssen.“Des Weiteren gebe es in Bayern 500 Euro Bonus für Pflegekräf­te. Um sowohl den Quarantäne-Zuschuss als auch den Bonus zu erhalten, brauche es einige Unterlagen und Nachweise seitens des Seniorenhe­imes. Deshalb, so steht es auch in dem Schreiben, brauche die Einrichtun­g von allen Mitarbeite­rn kopierte Personalau­sweise und entspreche­nde Bescheinig­ungen. Aber Müller räumt ein: „Es ist ein wenig unrund formuliert.“

Klassische Kurzarbeit oder andere Kürzungen im Pro Seniore seien überhaupt kein Thema. „Wie soll das denn bitte gehen?“

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Foto: HOW Im Pro Seniore Bissingen sind zwölf Menschen verstorben.

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