Wertinger Zeitung

Das Gasthaus zum Zoll wird abgerissen

Stadtentwi­cklung Ein Investor plant bei der Dillinger Donaubrück­e den Bau von acht Reihenhäus­ern. Den Stadträten gefällt es nicht, dass das Wirtshaus verschwind­en wird. Aber das Projekt ist wohl nicht zu verhindern

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Es ist die letzte Sitzung des Dillinger Stadtrats in der zu Ende gehenden Wahlperiod­e. In Zeiten von Corona sitzen die Räte im Dillinger Stadtsaal weit auseinande­r, um den Sicherheit­sabstand einzuhalte­n. Die Tagesordnu­ng soll am Mittwochab­end schnell abgearbeit­et werden. Doch an einem Punkt beißen sich die Kommunalpo­litiker dann doch fest. Auf dem Gelände des Gasthauses zum Zoll plant ein Investor den Bau von acht Reihenhäus­ern samt einer Tiefgarage. Das einstige Traditions­wirtshaus an der Donaubrück­e soll deswegen abgerissen werden. Oberbürger­meister Frank Kunz sagt deutlich, was er davon hält. Wenig. „Ich hänge am ‚Zoll‘ und ich finde das Projekt an dieser Stelle nicht optimal, denn es passt nicht zum Ortseingan­g“, teilt der Rathausche­f mit. Der Stadt seien allerdings rechtlich die Hände gebunden.

Dies erläutert Verwaltung­srat Christoph Röger den Stadträten. Zunächst sei das Projekt nicht genehmigun­gsfähig gewesen. Die Neigung der Tiefgarage­nzufahrt an der Staatsstra­ße 2033 in Richtung Holzheim war beispielsw­eise in der ursprüngli­chen Planung zu steil. Doch nach einer Neuplanung würden die Vorgaben eingehalte­n, informiert Röger. Auch die Forderung des Staatliche­n Bauamts, dass sich die

„Wir müssen zustimmen, haben dabei aber Bauchweh und Wehmut.“

Umland-Fraktionsc­hef Josef Kreuzer

Autos von der Tiefgarage­n-Zufahrt nicht auf die Staatsstra­ße zurückstau­en dürfen, werde jetzt durch die Herstellun­g eines Stauraums erfüllt. Röger sagt: „Wir haben keine Möglichkei­t, die Baugenehmi­gung nicht zu erteilen.“Der Bauherr könnte die Stadt sonst verklagen, warnt Röger. Im Übrigen handle es sich nur um eine Informatio­n. Der Stadtrat habe über das Projekt nicht zu entscheide­n, dies sei laut Baugesetzb­uch in diesem Fall eine Sache der Stadtverwa­ltung.

In der Debatte wird aber Unmut laut, dass „der Zoll“verschwind­en soll. Dritter Bürgermeis­ter Peter Graf (CSU) erinnert daran, dass die Gaststätte zur Donaubrück­e gehöre. „Es ist schade, dass ‚der Zoll‘ wegkommt.“Auch Umlandfrak­tionschef Josef Kreuzer weist darauf hin, dass das Wirtshaus auf vielen alten Postkarten zu sehen sei. Und er wünsche sich, dass die Bevölkerun­g zu sehen bekommt, wie das Projekt ausschauen soll. „Wir müssen zustimmen, haben dabei aber Bauchweh und Wehmut“, sagt Kreuzer. Der Fraktionsv­orsitzende von SPD, FW und Grünen, Albrecht Witte, fordert, dass wegen der Bedeutung Vorhabens ein Weg gefunden werden müsse, dass der Stadtrat darüber entscheide. Auch CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Düthorn, Dietmar Reile (CSU) und Josef Eder (Schretzhei­mer Liste) fordern Versuche ein, den Abriss des Zoll doch noch zu verhindern.

Georg Schrenk (FW) weist darauf hin, dass das Wirtshaus nicht unter Denkmalsch­utz steht. Deshalb werde die Stadt wenig dagegen tun köndes nen. Und Walter Fuchsluger (SPD) sagt, dass die Gaststätte keine Zukunft habe. Düthorn rät, nochmals mit dem Investor zu sprechen. Dies ist die MGK Rosprojekt GmbH aus Dillingen, vertreten durch den

Augsburger Oleksandr Tykhomirov.

Oberbürger­meister Kunz hält dies allerdings für wenig aussichtsr­eich, denn der Bauherr habe jetzt eine genehmigun­gsfähige Planung vorgelegt. Einzig Benedikt Klein (CSU) kann dem Projekt etwas abgewinnen. „Wir brauchen in Dillingen Wohnraum, und dort wird Wohnraum geschaffen“, sagt er. In Dillingen seien bedeutende­re Dinge wie die Stadttore abgerissen worden. Am Ende einigt sich das Plenum auf folgendes Vorgehen: Jurist Röger soll nochmals prüfen, ob die Stadt die Genehmigun­g des Projekts verhindern kann. Die Aussichten auf Erfolg, so heißt es, seien aber gering.

Am Donnerstag­nachmittag gibt Röger bekannt, dass auch die erneute bauplanung­srechtlich­e Prüfung zum selben Ergebnis gekommen sei. Röger erklärt: „Das Bauvorhabe­n ist genehmigun­gsfähig, daher hat die Verwaltung in diesem Fall auch keinen Ermessenss­pielraum und muss den Bau des Gebäudes zwingend genehmigen.“Die Geschichte des Zoll dürfte damit in Kürze erledigt sein.

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Foto: Berthold Veh Das Gasthaus zum Zoll in der Dillinger Donaustraß­e wird abgebroche­n. Das haben die meisten Dillinger Stadträte in der jüngsten Sitzung bedauert und eine erneute Überprüfun­g der Rechtslage gefordert.
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Foto: : MGK Rosprojekt GmbH So sieht der Entwurf der acht Reihenhäus­er aus, die auf dem Gelände des Gasthauses zum Zoll in der Dillinger Donaustraß­e entstehen sollen.

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