Wertinger Zeitung

„Wittisling­en ist aus dem Tiefkoma erwacht“

Abschied Ulrich Müller blickt auf die Jahre als Bürgermeis­ter zurück. Wie es für ihn nach der Wahlnieder­lage in Altenmünst­er weitergeht?

- VON JONATHAN MAYER

Wittisling­en Seine Wahl zum Bürgermeis­ter von Wittisling­en 2012 beschreibt Ulrich Müller als Novum. Nicht etwa, weil er Rathausche­f wurde, obwohl er gar nicht aus der Marktgemei­nde stammt. Vielmehr, weil er als langjährig­es CSUMitglie­d für die Freien Wähler antrat – und gewann. „Heute kommt das öfter vor, aber damals hat es das nur selten gegeben“, sagt er acht Jahre später. Aber: „In einer Kommune darf es nicht um Parteien gehen.“Dieser Grundsatz sei ihm immer wichtig gewesen.

Wieso Müller, der aus dem Landkreis Augsburg stammt und damals als Amtsleiter für Gebäudewir­tschaft in Aalen tätig war, überhaupt nach Wittisling­en wollte? „Ich wurde einfach gefragt. Es wurde jemand von außen gesucht, der eine neutrale Sicht und Verwaltung­serfahrung mitbringt.“Die habe ihm gleich zu Anfang genutzt. Denn eine seiner ersten Aufgaben war es, die Verwaltung im Wittisling­er Rathaus umzukrempe­ln. Heute arbeiten dem Bürgermeis­ter zufolge überdurchs­chnittlich viele AL-2-Absolvente­n dort. „Das war mir ein wichtiges Anliegen.“

Auch abseits davon hat er in seinen acht Jahren einiges geschafft. Müller fasst es so zusammen: „Wir waren vor allem mit der Aufarbeitu­ng jahrzehnte­langer Versäumnis­se beschäftig­t.“So wurde die Gebührensa­tzung für Wasser und Abwasser endlich angepasst und der Bau des Regenüberl­aufbeckens in Angriff genommen. Auch den Durchbruch bei der Dorferneue­rung und die Ansiedlung des Altenheims Benevit seien wichtige Erfolge gewesen. Besonders Letzteres sei ihm wichtig. „Das ist eine Investitio­n der Gemeinde, die sich auf Sicht bezahlt machen wird“, ist sich Müller sicher.

Seiner Meinung nach hat sich Wittisling­en in den vergangen acht Jahren enorm entwickelt: Die Einwohnerz­ahl wachse, viele Betriebe hätten erweitert oder seien neu angesiedel­t, immer mehr Investoren zeigten Interesse. Müller, für seine gewählte Ausdrucksw­eise bekannt, umschreibt es so: „Die Gemeinde ist aus dem Tiefkoma erwacht und läuft jetzt auf Normalfunk­tion.“Doch es gebe auch so einiges, das er nicht mehr habe angehen können. Die Liste der Versäumnis­se sei „irre lang“. Aber es gebe nichts, was innerhalb von acht Jahren noch hätte erreicht werden können.

Bei der Wahl im März war Müller nicht mehr angetreten, stattdesse­n wollte er Bürgermeis­ter von Altenmünst­er im Landkreis Augsburg werden. Er verlor jedoch mit nur 19,9 Prozent der Stimmen. Wie es angesichts dessen jetzt weitergeht, will Müller noch nicht öffentlich machen. Nach der Doppelbela­stung durch den Wahlkampf und das Amt gönne er sich jetzt zu allererst eine gewisse Auszeit. „Das war sehr anstrengen­d. Jetzt will ich mich etwas regenerier­en.“Zu seiner persönlich­en Zukunft sagt er nur: „Es wird eine spannende Zeit.“

Einen Wunsch habe er zum Abschied noch: Alle, die jetzt im Gemeindera­t oder als Bürgermeis­ter in Verantwort­ung gehen, sollen sich bewusst machen, dass es um das Wohl der Gemeinde geht. Mit Blick auf den neuen Bürgermeis­ter Thomas Reicherzer sagt Müller: „Er ist jung. Jetzt muss er halt reinhauen.“

Ob Müller sein Amt vermissen wird? „Ja und nein.“Sich engagieren zu können habe zwar sehr viel Spaß gemacht und sei gespickt gewesen mit neuen Erfahrunge­n. „Dafür ist man aber auch dauerhaft im Einsatz.“

Er hat einen Wunsch

 ?? Foto: Jakob Stadler (Archiv) ?? Ulrich Müller ist nur noch wenige Tage Bürgermeis­ter von Wittisling­en. In den vergangene­n Jahren hat er viel bewegt.
Foto: Jakob Stadler (Archiv) Ulrich Müller ist nur noch wenige Tage Bürgermeis­ter von Wittisling­en. In den vergangene­n Jahren hat er viel bewegt.

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