Die Freibadsaison fällt wohl ins Wasser
Städtepartnerschaft Das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen wurde vergangenes Jahr im französischen Fère-en-Tardenois groß gefeiert. In Wertingen sollten heuer Nachfeiern stattfinden. Daraus wird nichts, dafür entsteht ein ganz neues Projekt
In den kommenden Wochen sollten die Bäder im Landkreis Dillingen öffnen. Doch wegen Covid-19 wird daraus nichts.
Wertingen 30 Jahre besteht die Partnerschaft zwischen den Städten Wertingen und Fère-en-Tardenois. Im vergangenen Jahr wurde das Jubiläum bei den französischen Freunden gebührend gefeiert. Die Gäste aus dem Zusamtal erlebten einen großen Empfang. Vier Tage lang wurde die 60-köpfige Delegation aus Wertingen Ende Mai und Anfang Juni unterhalten und verwöhnt. Man weihte den „Chemin de Wertingen“, den Wertinger Weg, sowie den „Friedensbaum“(als Pendent zur Wertinger Napoleonstanne) im Centre Culturel ein und besuchte das Renaissance-Schloss in Chantilly. Als Gastgeschenke brachten die Wertinger die von Herbert Dlouhy bemalten Schirme mit, ein selbst gestaltetes Memory mit Motiven aus beiden Städten sowie musikalische Live-Beiträge der Stadtkapelle.
Für den Gegenbesuch hatte sich der Wertinger Partnerschaftsverein viele Gedanken gemacht und etliche Veranstaltungen und Treffen vorbereitet. Am vergangenen Wochenende sollten die ersten Gäste anreisen. Doch daraus wurde nichts, und auch alle weiteren Treffen sind inzwischen nach Absprache mit dem französischen Komitee abgesagt worden. Grund ist das Corona-Virus und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen.
Hannelore Sutter, die Vorsitzende, ist darüber sehr betrübt: „Wir hatten für dieses Jahr schöne gemeinsame Aktionen geplant.“Am letzten Aprilwochenende wollten sich Alain Brochot und Bernard Moreau von der Soldatenkameradschaft mit dem Wertinger Reservistenund Soldatenverein um Wolfram Stadler austauschen und ihre Verbundenheit vertiefen – ein Engagement für Frieden und Demokratie.
Bürgermeister Willy Lehmeier bedauert die Absagen ebenfalls sehr.
Er hat seinem französischen Kollegen Jean-Paul Roseleux deshalb kürzlich einen Brief geschrieben und sein Mitgefühl ausgedrückt: „Wir denken an unsere französischen Freunde in diesen schweren Zeiten.“Lehmeier habe ihnen Mut und Hoffnung zugesprochen. Die Städtepartnerschaft lebe eigentlich von regelmäßigen Begegnungen zwischen den Bürgern beider Kommunen und von persönlichen Kontakten zwischen deutschen und französischen Familien.
„Wir sind seit Wochen in Gedanken bei unseren Freunden in Fère, und wir hoffen alle, dass die Epidemie bald überstanden ist“, erzählt Hannelore Sutter. Täglich erreichen die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins E-Mails aus Fère mit Fragen, wie es den Wertingern ergehe. In Telefonaten tauschen sich die Freunde über ihren Alltag aus. „Obwohl die Restriktionen in Frankreich strenger sind als bei uns in Deutschland, gehen die Franzosen mit der Situation nicht anders um als wir hier“, erzählt Hannelore Sutter. Die Freundin Marie-Christine könne ihre Kinder und Enkelkinder in
Paris seit Wochen nicht sehen. So wie auch Mycheline ihre Liebsten in der Schweiz nicht besuchen darf. Sie sorge sich um ihren Sohn und ihre Schwiegertochter, die in einem Krankenhaus in Lausanne arbeiten.
Ende Mai sollte eine Kunstausstellung von zehn französischen Künstlern in der Wertinger Sparkasse stattfinden. Ein Kinoabend mit französischem Film war im Sommer geplant. Ausfallen muss das Weinfest im Herbst und die Teilnahme an der Wertinger Nacht.
Dafür arbeiten beide Vereine nun an einem gemeinsamen Projekt, das ohne persönliches Treffen möglich ist. Sutter: „Wir wollen ein gemeinsames Kochbuch mit heimischen Gerichten zusammenstellen.“Viele Rezepte aus Fère“sind bereits per E-Mail bei Hannelore Sutter eingetroffen, die Lust aufs Kochen machen.
„Wir sind seit Wochen in Gedanken bei unseren Freunden in Fère, und wir hoffen alle, dass die Epidemie bald überstanden ist.“
Hannelore Sutter, Partnerschaftsverein