So bestimmt die Krise die Holzpreise
Wald Corona, Borkenkäfer und Klimawandel: Holzpreise sind unter Druck geraten. In manchen Bereichen gibt es einen dramatischen Wertverfall. Woanders hat die Branche mit Engpässen zu kämpfen. Das sagen Experten aus der Region
Landkreis Die Corona-Pandemie hat nicht nur große Auswirkungen auf die Öl-, sondern auch auf die Holzpreise. „Die Corona-Krise hat die betriebswirtschaftliche Logik aufgehoben“, sagt Christoph Denzel, Geschäftsführer der Alois Denzel KG in Wertingen. So müsse einerseits bei den Holzpreisen für Werkstoffe mit tendenziell weiter steigenden Preisen gerechnet werden, andererseits erwarte die Waldbesitzer beim Rundholz geradezu ein dramatischer Preisverfall, so der Geschäftsführer von einem der größten Holzhändler in Süddeutschland. So sei beispielsweise beim Rundholz durch den Überhang an Käferholz und den zum Teil starken Windwurf in der Region durch die beiden Stürme „Bianca“und „Sabine“im Februar des Jahres ein Überangebot vorhanden. „Das schickt die Preise in den Keller“, bestätigt auch Johann Stuhlenmiller, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen (FBG). Die Qualität dieses Holzüberangebots ist jedoch nach den Worten von Christoph Denzel nicht ausreichend für hochwertige Holzwerkstoffe. Darüber hinaus sei durch den stark rückläufigen Verbrauch an Exportverpackungen durch Corona, wie beispielsweise Kisten oder Paletten, noch höherer Druck auf die Rundholzpreise entstanden. Des Weiteren leide die Spanplattenindustrie durch die Corona-bedingte Schließung der Möbelhäuser
unter enormen Absatzschwierigkeiten, was wiederum dazu führt, das Holz für Spanplatten auf Halde liegen bleibe. Hinzu komme laut Stuhlenmiller noch der milde Winter. Der hatte nach den Worten des FBG-Geschäftsführers zur Folge, dass der Energieholzmarkt um die Hälfte eingebrochen ist, was negative Auswirkungen auf den Preis von Brennholz und Holzpellets gehabt hat. Des Weiteren sei auch der Absatzmarkt von Holz für die Papierindustrie zurückgegangen, was nicht zuletzt auf den verringerten Verbrauch durch die Printmedien im Rahmen der Corona-Krise zurückzuführen sei.
In Sachen steigende Preise beim Qualitätsholz durch Corona ist nach den Worten von Christoph Denzel auch noch verantwortlich, dass der Export aus China beinahe vollkommen zum Erliegen gekommen sei. Darüber hinaus fehlten Container, die seit Wochen auf hoher See geparkt werden, da durch die CoronaPandemie die großen Häfen von den Schiffen weltweit nicht angelaufen werden dürfen. Auch Russland, bisher weltweit größter Exporteur von Holz, hat laut Denzel Probleme. „Besonders durch den Klimawandel, durch den die mit Wäldern bedeckten Permafrostböden in Sibirien an der Oberfläche auftauen und durch die entstehenden Schlammböden weder Bäume geschlagen noch abtransportiert werden können.“Marc Koch, Bereichsleiter Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Wertingen, stimmt diesen Ausführungen des Denzel-Geschäftsführers zu. Wie sein Forstkollege Johann Stuhlenmiller vertritt auch er die Meinung, dass durch das Überangebot von Käferholz, die starken Sturmwürfe im Februar und durch den Nachfrageeinbruch durch den milden Winter sowie die Corona-Krise die Preise für Rundholz kräftig unter Druck geraten seien. Für ihn seien jetzt jedoch die Monate Mai, Juni und Juli von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum werde sich entscheiden, in welchem Umfang in diesem Jahr der Borkenkäfer sein Unwesen treiben wird, obwohl er schon jetzt im April vereinzelt aufgetreten sei. Das trockene und warme Wetter ermögliche eine „Brutstätte“für die Käfer, weshalb es auch für die Waldbesitzer wichtig ist, ihren Forst zu beobachten und, wenn notwendig, Vorkehrungen gegen das Ausbreiten der Borkenkäfer zu treffen. Die notwendigen Waldarbeiten könnten und sollten auch in der derzeit von der Corona-Pandemie dominierten Situation durchgeführt werden, so Koch, um künftige Schäden in den Wäldern durch den Borkenkäfer möglichst gering zu halten. „Dabei sollen die Vorschriften zur Arbeitssicherheit beachtet werden. Der Kontakt zu anderen Menschen muss auch im Wald mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern erfolgen.“Außerdem weiß Marc Koch weiterhin zu berichten: „Die Alleinarbeit im Wald mit der Motorsäge ist unzulässig.“
Die regelmäßige Befallskontrolle auf Borkenkäfer sei dagegen alleine möglich und für eine rechtzeitige Bekämpfung unerlässlich. Bei der Aufarbeitung der Waldschäden durch die Orkane Sabine und Bianca seien die Waldbesitzer bereits weit gekommen. Jetzt gelte es, auch die letzten geworfenen oder gebrochenen Fichten aus dem Wald zu bringen, bevor die ersten Borkenkäferschwärme ausfliegen. Denn auf(AELF) grund der Trockenheit und der Dürre der vergangenen beiden Jahre und der hohen Ausgangspopulation aus dem Vorjahr sei auch heuer wieder mit einem starken Befall zu rechnen. Daher sei es besonders wichtig, Käferholz mit einem Abstand von mindestens 500 Metern außerhalb des Waldes zu lagern, oder, wenn dies nicht möglich ist, an Ort und Stelle zu entrinden. Außerdem erhalten die Waldbesitzer in diesem Jahr nach den Worten des Forstbereichsleiters eine nie da gewesene finanzielle Unterstützung bei der Beseitigung von Waldschäden und beim Waldumbau. So werde die insektizidfreie Bekämpfung von Borkenkäfern mit bis zu zwölf Euro pro Festmeter gefördert. „Anträge dafür können von den Waldbesitzern auch im Nachhinein beim Amt eingereicht werden, bestätigt Mark Koch. Denn bei Käferbefall sei sofortiges Handeln notwendig, ohne im Vorfeld einen Antrag einreichen zu müssen.
Auch der milde Winter wirkt sich aus
In der Corona-Krise geraten die Holzpreise zum Teil enorm unter Druck.