Wertinger Zeitung

Digitale Bildung in Wertingen ist teuer – aber wichtig

Schule Was die Lehrer tun, um die Schüler zu unterricht­en und was die Gemeinden dafür bezahlen

- VON BRIGITTE BUNK

Wertingen Nur eine Notbetreuu­ng ist derzeit in der Grundschul­e Wertingen möglich. Bei der Schulverba­ndssitzung, die wegen des einzuhalte­nden Sicherheit­sabstands im Festsaal des Wertinger Schlosses stattfand, erklärte Rektorin Christiane Grandé: „Man merkt jetzt, wie wichtig die Digitalisi­erung ist.“Wöchentlic­h stellen die Lehrer neue Lernpläne für ihre Klasse auf der Homepage der Schule bereit, schicken E-Mails, teils mit selbstgedr­ehten Videos, um den Schülern neue Lerninhalt­e zu vermitteln, nutzen Lernplattf­ormen im Internet. Auch Videokonfe­renzen werden durchgefüh­rt, denn: „Kinder brauchen es, dass die Lehrkraft zu sehen ist.“Doch nicht alle Eltern haben daheim die notwendige Ausstattun­g. Konrektor Hans-Jürgen Seifert ergänzt: „Manche haben nur Handys, keinen Drucker.“Einige holen deshalb die Arbeitsblä­tter in der Schule ab, doch die grundsätzl­iche Sorge der Schulleite­r gilt den Schülern, deren Eltern nicht die Möglichkei­t haben, ihre Kinder zu unterstütz­en.

Welche Vorgaben gelten, sobald die Schule wieder beginnt, steht noch nicht fest. Auch wenn der Schutz aller dringlich ist, kann sich Konrektor Seifert keine Maskenpfli­cht in der Schule vorstellen: „Man sieht kein Lachen, kein böses

Schauen, gerade für Erstklässl­er ist das schrecklic­h.“Abgeschätz­t werden müsse auch, welche Lerninhalt­e unbedingt nötig sind. Der Kunstunter­richt muss zurückgest­ellt werden. Die Schulleite­rin hofft, dass die Fördergeld­er, welche die Kunstgrund­schule für diesen Zweck erhalten würde, später abgerufen werden können. Auch Wettbewerb­e wurden abgesagt. Schulverba­ndsleiter Willy Lehmeier bittet die Schulleite­r: „Kommunizie­ren Sie, wo Hilfe nötig ist, und vermitteln Sie dem Kultusmini­sterium, dass die Fülle an Stoff so nicht bewältigt werden kann.“Die Eltern der Viertkläss­ler haben einen Leistungsb­ericht erhalten, neue Noten werden nicht mehr gemacht. Am 11. Mai bekommen die Kinder dann das Übertritts­zeugnis.

Zur derzeitige­n Lage passt das größte Vorhaben, das im Haushalt steckt, der an diesem Abend verabschie­det wurde: 14 Klassenzim­mer im Wertinger Gebäude sind mit Großbildmo­nitoren ausgestatt­et, mit iPad und Macbook. Im Gegensatz zu den Außenstell­en Gottmannsh­ofen und Binswangen verfügt das Wertinger Haus aber nur über einen provisoris­chen Internetan­schluss, die Datenübert­ragung ist nicht stabil. Wie Maria Reiber, Kämmerin der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wertingen, erläuterte, sind 275000 Euro für die notwendige Verkabelun­g samt Glasfaser eingerechn­et und für den Erwerb weiterer EDV-Ausstattun­g: unter anderem Tablets und Bildschirm­e sowie Macbooks für die Außenstell­en in Gottmannsh­ofen und Binswangen. Damit sich die Schule die technische­n Rahmenbedi­ngungen für die Digitalisi­erung überhaupt leisten kann, hat sie Förderunge­n vom Freistaat in Höhe von 257000 Euro in Aussicht. Gebraucht wird auch noch ein Koffer mit 30 Tablets, die dann von den Klassen ausgeliehe­n werden.

Das Ziel ist laut der Schulleite­rin: „Wir wollen die Kinder medienkomp­etent machen, damit sie verantwort­ungsvoll damit umgehen.“Vor dem einstimmig­en Beschluss, die digitale Infrastruk­tur im Wertinger Schulhaus herzustell­en, gab Schulverba­ndsleiter Willy Lehmeier zu bedenken: „Alles, was wir jetzt anschaffen, müssen wir irgendwann auch wieder ersetzen. Auch der Support ist nicht gelöst.“Dass sich das Personal zusätzlich zum Tagesgesch­äft etwa um die Durchführu­ng von Updates und Behebung von Störungen kümmert, sei nicht zu leisten. „Wir brauchen einen Zweckverba­nd, landkreisw­eit, um die Schulen zu unterstütz­en.“Und was kostet es die Gemeinden? Stand 1. Oktober 2019 besuchen 393 Schüler die Grundschul­e Wertingen. Binswangen bezahlt im Haushaltsj­ahr 2020 für 40 Schüler 82000 Euro an den Schulverba­nd, Laugna für 38 Schüler 77900 Euro und Wertingen für 315 Schüler 645 750 Euro.

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Richtig leer sieht es derzeit rund um die Grundschul­e Wertingen aus. Das Haus soll demnächst eine stabile Internetle­itung erhalten, denn gerade in diesen Zeiten ist die digitale Ausstattun­g wichtig.
Foto: Brigitte Bunk Richtig leer sieht es derzeit rund um die Grundschul­e Wertingen aus. Das Haus soll demnächst eine stabile Internetle­itung erhalten, denn gerade in diesen Zeiten ist die digitale Ausstattun­g wichtig.

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